Gegen Fürth kassieren die Hamburger mit dem 0:1 die zwölfte Saisonniederlage – Trainer Ewald Lienen wütet gegen das Schiedsrichter-Team.

Hamburg. Sie arbeiteten, kämpften, wehrten sich gegen die drohende, erneute Heimniederlage, haderten mit dem Schiedsrichter und verzweifelten am Ende. Für die Spieler des FC St. Pauli war das 0:1 gegen die SpVgg. Greuther Fürth der nächste herbe Rückschlag im Abstiegskampf der Zweiten Liga. Statt mit einem Sieg ein positives Zeichen zu setzen und sich wenigstens auf den Relegationssplatz zu verbessern, bleibt die Mannschaft vom Millerntor Tabellenschlusslicht. Der Rückstand auf den rettenden Tabellenplatz 15 beträgt drei Punkte und acht Tore. Entscheidend für die Niederlage war die erschreckende Harmlosigkeit im Angriff.

Wütend war Ewald Lienen nach dem Abpfiff aber vor allem auf die Unparteiischen. „Ich habe selten erlebt, dass meine Mannschaft im eigenen Stadion von einem Schiedsrichter-Team so vorgeführt wird wie heute und das mit einer solchen Arroganz“, redete sich St.Paulis Trainer in Rage. „Gegen uns ist jede Aktion gepfiffen worden, während die Fürther ungestraft äußerst hart agiert und die Grenze des Erlaubten überschritten haben.“

Und weiter: „Die Fürther haben die Grenzen der Fairness überschritten. Die haben 1,90 Meter große Spieler und bleiben wegen jeder Kleinigkeit liegen.“ Aber auch die Spieler übten harte Kritik: „Wir sind ganz klar verpfiffen worden“, sagte Sören Gonther, „der Schiedsrichter hat jede Aktion gegen uns gepfiffen.“

Zum ersten Mal aufregen mussten sich Lienen und die Spieler in der 16.Minute der ersten Halbzeit: St. Paulis offensiver Neuzugang Waldemar Sobota flankte von rechts in den Strafraum, vom Ellenbogen des Fürthers Benedikt Röcker sprang der Ball über die Torauslinie. Schiedsrichter Martin Petersen (Stuttgart) entschied, ganz im Sinne der auf Handspiel reklamierenden St. Paulianer, auf Strafstoß (16.).

Hier geht‘s zur Einzelkritik

Als sich Verhoek den Ball schon zurechtlegte, ließ sich Petersen von seinem Linienrichter jedoch überzeugen, dass keine strafbare Handlung vorlag und korrigierte seine Entscheidung auf Eckball. „Die Elfmeter-Szene ist Wahnsinn. Dass ein Linienrichter das entscheidet, wo kommen wir denn dahin“, ärgerte sich Sportdirektor Thomas Meggle.

Die nächsten Enttäuschungen für die St.-Paulianer ließen nicht lange auf sich warten. Daube brachte den Ball ganz allein im Fürther Strafraum (20.) nicht unter Kontrolle, sieben Minuten später fiel nach einem Freistoß zu diesem Zeitpunkt unerwartet das 0:1. Kacper Przybylko nutzte seine Freiheit im Strafraum und erzielte mit einem flachen Schrägschuss den von den Fürthern so lang ersehnten Treffer. 573 Minuten hatten die Gäste auf einen Treffer warten müssen.

Die nächste kuriose, aber berechtigte Szene des Schiedsrichters war die Gelbe Karte gegen den sich neben dem Fürther Tor aufwärmenden Ersatzspieler Goran Sukalo. Er hatte mehrfach provozierend das Spielfeld betreten.

Im Vergleich zum 0:0 in Sandhausen änderte Lienen in der Startelf nur die Besetzung der Sturmspitze. Anstelle des glücklosen Ante Budimir durfte sich John Verhoek wieder einmal versuchen. „Es war schon vor dem Sandhausen-Spiel eine ganz enge Entscheidung zwischen den beiden und auch Christopher Nöthe“, sagte der Cheftrainer. Auch Julian Koch, der Freitag das Training wegen einer Verhärtung der Oberschenkelmuskulatur abgebrochen hatte, konnte seinen ersten Auftritt im Millerntorstadion absolvieren.

„Wir dürfen jetzt nicht komplett die Nerven verlieren“

Die zweite Halbzeit geriet zwar zunehmend zu einem Spiel in Richtung auf das Fürther Tor, doch die Chancenverwertung der St. Paulianer blieb schwach. Insbesondere Verhoek boten sich mehrere Möglichkeiten zum Ausgleich, doch entweder köpfte er den Ball freistehend weit am Tor vorbei oder verpasste mit dem Fuß den Ball aus kurzer Distanz. Auf der anderen Seite wurde ein klares Tor der Fürther durch Marco Caligiuri wegen einer angeblichen Abseitsposition abgepfiffen – eine klare Fehlentscheidung (85.). Kurz darauf verstolperte Kacper Przybylko bei noch eine Drei-zu-Eins-Kontersituation kläglich (90.).

So blieb am Ende die Wut über den Schiedsrichter. „Jede 50:50-Situation wurde gegen uns gepfiffen“ klagte auch Lasse Sobiech. Mit lauten „Hoyzer-“ und „Schieber"-Rufen verabschiedeten die Zuschauer das Schiedsrichter. Was am Ende aber zählte: Der FC St. Pauli steht nach der zwölften Saisonniederlage wieder einmal mit leeren Händen da, auch wenn es schon deutlich schwächere Auftritte gegeben hatte.

„Wir dürfen jetzt nicht komplett die Nerven verlieren“, forderte Meggle. Die Anspannung aller Beteiligten war aber nicht zu überhören und zu übersehen.