St. Paulis 3:0 gegen Silkeborg IF war psychologisch wichtig, brachte aber wenige Erkenntnisse über die eigene Stärke

Hamburg. Am Vormittag nach der sportlich erfolgreichen Generalprobe betätigten sich die Stammspieler des FC St. Pauli zunächst im Kraftraum, ehe sie sich dann doch noch zu einem kurzen Regenerationslauf ins Schneegestöber begaben. Die Stimmung war gelöst, das 3:0 (2:0) gegen den dänischen Erstliga-Letzten Silkeborg IF am Sonnabend im letzten Testspiel vor dem Wiederbeginn der Zweiten Liga war vor allem aus psychologischer Sicht positiv zu bewerten. Der sportliche Wert war allerdings begrenzt, denn die Dänen präsentierten sich defensiv und offensiv schwächer als es jeder kommende Ligagegner sein wird.

St. Paulis Trainer Ewald Lienen hatte sich vom 2:0-Halbzeitstand durch die Treffer von Julian Koch (39. Minute) und Lasse Sobiech (45.) denn auch nicht blenden lassen und seinen Akteuren in der Pause seine Unzufriedenheit mit ihrer Defensivarbeit mitgeteilt. „Wir haben zehn bis 15 Prozent weniger gemacht als in Paderborn“, zog er den Vergleich zum 2:0-Erfolg eine Woche zuvor beim Bundesligisten. „Deshalb konnte der Gegner in unserer Hälfte herumspielen. Das hat mir nicht gefallen, auch wenn er keine großen Torchancen hatte. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann wesentlich besser gemacht. Grundsätzlich muss es gegen jedes Team unser Ziel sein, gut zu stehen und frühzeitig die Bälle zu erkämpfen“, sagte Lienen.

Die Nachlässigkeiten in der Defensive blieben vor allem deshalb ungestraft, weil der dänische Gegner unfähig war, Kapital daraus zu schlagen. „Es ist kein Zufall, dass Silkeborg in der Liga bisher erst acht Treffer erzielt hat“, sagte Lienen treffend. „Wir müssen defensiv besser als in der ersten Halbzeit stehen. Starke Mannschaften könnten sonst mehr daraus machen“, sagte auch Innenverteidiger Lasse Sobiech, der mit einem Kopfball nach einem von Marc Rzatkowski geschlagenen Eckball das 2:0 unmittelbar vor der Halbzeitpause erzielte.

Es war ein positiver Aspekt des letzten Testspiels, dass die St. Paulianer drei ihrer insgesamt neun Torchancen zu einem Treffer nutzen konnten. Der zweite und dritte entsprang jeweils einer Standardsituation. Hier scheint sich eine neue Qualität zu entwickeln. Klar muss allerdings auch allen sein, dass sich wohl keiner der 15 verbleibenden Gegner der Zweiten Liga einen derartigen Patzer leisten wird, wie er den Silkeborgern vor dem richtungsweisenden 1:0 unterlief. Nach dem leichtfertigen Ballverlust der Dänen vor dem eigenen Strafraum bewies St. Paulis Stürmer John Verhoek Übersicht und spielte den Ball, den er auch selbst auf das Tor hätte dreschen können, zum aufgerückten Julian Koch ab, der sicher den Führungstreffer erzielte. Beim 3:0 verwertete Koch eine Verhoek-Kopfballvorlage nach einem Freistoß von Dennis Daube.

Zusammenfassend sind die Erkenntnisse aus der „Generalprobe“ überschaubar. Zum einen konnte Lienen allein aufgrund des krank fehlenden Innenverteidigers Sören Gonther und des wegen einer Adduktorenreizung geschonten Sebastian Schachten nicht seine mutmaßliche Stammelf auf den Platz schicken. Zum anderen hatte der Gegner, der erst in drei Wochen wieder in die Punktspielserie startet und zuvor noch ein Trainingslager absolviert, nicht das Niveau, das den den FC St. Pauli in der Zweiten Liga erwartet. Einzig die Härte, die die Dänen an den Tag legten, war in etwa gleichwertig und zwang Schiedsrichter Patrick Ittrich mehrmals zu mahnenden Worten. Deutlich wurde aber auch, dass die beiden Zugänge Julian Koch und Waldemar Sobota Bereicherungen für die St.-Pauli-Mannschaft sind und Fähigkeiten besitzen, die gerade in den Partien gegen die direkten Konkurrenten um den Klassenverbleib für den Unterschied sorgen können. Beim gewandten und flinken Sobota gefiel vor allem der Mut, auf der rechten Seite immer wieder Offensivzweikämpfe zu suchen, in denen er sich einige Male durchsetzen konnte.

Als einziger gesunder Reserve-Feldspieler wartete Tom Trybull am Sonnabend vergeblich darauf, noch eingesetzt zu werden. Stattdessen absolvierte er in der zweiten Halbzeit am Spielfeldrand unter Anleitung von Athletiktrainer Janosch Emonts eine am Ende einsame Aufwärmeinheit. Sehr schnell nach Spielende verließ er in Zivil die Kabine des Edmund-Plambeck-Stadions. Trainer Lienen wollte das Geschehen um Trybull nicht konkret kommentieren. Am Sonntag mischte der 21-Jährige beim Training der Reservisten wieder mit. Dennoch scheint nicht ausgeschlossen, dass es noch zu einem Wechsel kommt. „Vielleicht tut sich etwas in letzter Sekunde“, sagte Lienen.

FC St. Pauli: Tschauner – Startsev, Sobiech (ab 67. Kalla), Ziereis, Halstenberg (ab 46. Buballa) – Koch (ab 75. Kurt), Alushi (ab 46. Daube) – Sobota (ab 75. Choi), Rzatkowski (ab 78. Kringe), Thy – Verhoek (ab 67. Budimir).