Hamburg. Ewald Lienen sprühte am Donnerstagvormittag nur so vor Energie. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt lief der Trainer des FC St. Pauli zunächst im Sommerpullover auf den Kunstrasenplatz an der Kollaustraße, um den Boden zu testen. Dann schickte er seine Spieler, die eigentlich nur im Kraftraum trainieren sollten, zu einer kurzen Einheit auf das Feld. Während Co-Trainer Abder Ramdane die Übungen anleitete, berichtete Lienen den U23-Trainern Remigius Elert und Fabian Boll minutenlang von Spielszenen aus Belek. Anschließend nahm der 61 Jahre alte Coach gemeinsam mit den Spielern an den Übungen teil und zeigte, dass er mit der Kugel noch immer gut umgehen kann. „Wir brauchen ein gutes Passspiel“, sagte Lienen lautstark.

Das Passspiel verbessern soll in den kommenden sechs Monaten auch der polnische Nationalspieler Waldemar Sobota, vor allem aber das offensive Spiel über die Flügel. Beim Training am Donnerstag war der 27 Jahre alte Angreifer noch nicht dabei. Das könnte sich aber schon an diesem Freitag ändern. Besteht Sobota den Medizincheck in Hamburg, kommt er für ein halbes Jahr auf Leihbasis vom FC Brügge zum FC St. Pauli. Nach dem Wechsel von Julian Koch, der vom FSV Mainz 05 ebenfalls auf Leihbasis ans Millerntor kam, wäre Sobota der zweite und vermutlich auch letzte Transfer des neuen Sportchefs Thomas Meggle in dieser Winterpause. Der Marktwert des 18-maligen Nationalspielers wird auf 1,5 Millionen Euro geschätzt. Damit wäre der Pole laut transfermarkt.de der wertvollste St. Paulianer vor Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski (1,1 Mio.).

Sobota wäre als Rechtsaußen in erster Linie ein Konkurrent des derzeit verletzten Michael Görlitz. Aber auch Rzatkowski wurde zuletzt mehrfach auf dieser Position eingesetzt und hat nun einen Konkurrenten mehr um eine der drei Positionen im offensiven Mittelfeld, da auch Sobota in der Offensive flexibel einsetzbar ist. „Er kann uns sicher sofort weiterhelfen“, sagte Rzatkowski am Donnerstag. Um seinen Platz im Team bangt der mit drei Treffern zweitbeste Saisontorschütze aber nicht. „Ich weiß, was ich kann, und ich weiß, dass ich der Mannschaft weiterhelfen kann“, sagt Rzatkowski, der seine Stärken eher im zentralen Mittelfeld sieht.

Wichtig sei ohnehin nur der Klassenerhalt, so Rzatkowski. Sollte sich Sobota sofort als Verstärkung entpuppen, wäre dieses Ziel mit Sicherheit ein Stück wahrscheinlicher.