Der FC St. Pauli startet in sein Trainingslager in Belek. In der Region tummeln sich 15 deutsche Erst- und Zweitligateams

Hamburg. Werder Bremen, der FC Augsburg, Hannover 96 und Borussia Mönchengladbach sind schon da, der SC Paderborn und Hertha BSC werden in den kommenden Tagen auch noch eintreffen. Der FC St. Pauli wird also in guter Gesellschaft sein, wenn er von diesem Montagnachmittag an bis zum Mittwoch kommender Woche sein Trainingslager in Belek bezieht. Zudem werden sich nicht weniger als acht Zweitligakonkurrenten ebenfalls in Belek sowie den benachbarten Orten Lara und Side aufhalten.

Die Region an der türkischen Riviera hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Eldorado für Fußballteams aus ganz Europa entwickelt. Immer mehr großzügige und hervorragend gepflegte Hotel- und Fußballanlagen sind hier entstanden. Insgesamt, so berichten Insider, tummeln sich in den Wintermonaten inzwischen rund 3000 Mannschaften in dem Gebiet am Mittelmeer, um sich auf den weiteren Saisonverlauf vorzubereiten.

Zum dritten Mal in Folge wird nun auch die Zweitliga-Mannschaft des FC St. Pauli ihr Wintertrainingslager in Belek beziehen. Und doch ist es nicht immer dasselbe, was die Kiezkicker hier erwartet. Teammanager Christian Bönig hat sich bewusst erneut für ein anderes Hotel entschieden. Nach dem Ela Quality im Januar 2013 und dem Cornelia Diamond vor einem Jahr wird die Mannschaft nun im rund zwei Kilometer weiter östlich gelegenen Resort Gloria Verde wohnen. Und auch der Trainingsplatz wird wieder ein anderer sein.

Noch viel wichtiger aber, um keine langweilige Routine aufkommen zu lassen, ist die Tatsache, dass das St.-Pauli-Team auch wieder von einem neuen Trainer auf die verbleibenden Spiele der Zweitligasaison vorbereitet werden wird. Vor zwei Jahren war Michael Frontzeck immerhin schon fast vier Monate im Amt, vor Jahresfrist hatte Roland Vrabec das Team rund zwei Monate vor dem Trainingslager übernommen. Jetzt hat Ewald Lienen gerade einmal seit vier Wochen den Job inne. Der zwischenzeitliche Cheftrainer Thomas Meggle, der 2013 als Co-Trainer von Frontzeck dabei war, reist jetzt in seiner neuen Funktion als Sportchef mit.

Die neue Konstellation in der sportlichen Führung bringt es mit sich, dass die Rahmendaten des Trainingslagers nicht hundertprozentig mit den Idealvorstellungen der aktuellen Amtsinhaber übereinstimmen. Trainer Ewald Lienen macht keinen Hehl daraus, dass er das erste Testspiel in Belek so nicht geplant hätte. Bereits am Donnerstag ist das Zweitliga-Spitzenteam des 1. FC Kaiserslautern der Gegner. Es ist offiziell das Halbfinale des Viererturniers „Cup of Belek“. „Ich hätte mit der Mannschaft lieber vorher noch etwas länger im taktischen Bereich gearbeitet“, sagte Lienen. Gleichzeitig kündigte er bereits an, dass keiner seiner Feldspieler länger als 45 Minuten spielen soll. „Wenn einige 90 Minuten spielen würden, könnte ich sie am nächsten Tag für das Training vergessen“, erläuterte er. „Aber Kaiserslautern wird ja dieselben Probleme haben.“

Im Finale oder Spiel um den dritten Platz des Turniers wird dann am 18. Januar der FC Augsburg oder der türkische Erstligist Gaziantepspor der zweite Gegner sein. Am 20. Januar bildet das Testspiel gegen den Schweizer Zweitligisten FC Winterthur den Abschluss, ehe am frühen Morgen danach mit schweren Beinen der Rückflug nach Hamburg ansteht.

Angesichts der Fülle von deutschen Erst- und Zweitligaclubs, die in Belek zugegen sind, wird es wie schon den beiden vergangenen Jahren zu zufälligen oder auch verabredeten Treffen früherer Teamkollegen kommen. Nationalspieler Max Kruse, bis Sommer 2012 beim FC St. Pauli, residiert mit Borussia Mönchengladbach im Nobelhotel Maxx Royal, das ganz nah am Gloria Verde liegt. St. Paulis Kapitän Sören Gonther und Außenverteidiger Sebastian Schachten können ihre früheren Paderborner Kollegen, wie etwa den aus Hamburg stammenden Daniel Brückner (früher HEBC), kurz einmal treffen. Und St. Paulis Mittelfeldspieler Enis Alushi wird am Donnerstag auch ohne vorherige Verabredung seinen ehemaligen Teamkameraden vom 1. FC Kaiserslautern begegnen, schließlich spielt man ja am Donnerstag gegeneinander. Es ist also eine Art Klassentreffen, das in den kommenden Tagen hier am Mittelmeer stattfindet, auch wenn die harte Trainingsarbeit im Vordergrund steht. „Wir werden die Spieler in jeglicher Hinsicht in eine gute körperliche Verfassung bringen – taktisch, technisch, konditionell und mental“, kündigte Trainer Lienen schon an.

St. Paulis ehemaliger Aufsichtsrat, Vizepräsident und Chef des Stadionausbaus, Wolfgang Helbing, ist im Alter von nur 62 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.