Mittelfeldspieler Julian Koch und Athletiktrainer Janosch Emonts verstärken den FC St. Pauli. Offensivakteur Osama Akharraz absolviert Probetraining

Hamburg. Es war 12.56 Uhr am Montag, als die ersten Spieler des FC St. Pauli erstmals in diesem Jahr den Trainingsplatz an der Kollaustraße betraten. Als kurze Zeit später auch Cheftrainer Ewald Lienen die Spieler um sich versammelte und eine kurze Ansprache hielt, war dies der Startschuss ins Fußballjahr 2015. Über allem steht dabei bis Mitte Mai das existenzielle Ziel des Klassenerhalts in der Zweiten Liga. Zuvor hatte Lienen noch einige Hände der Spalier stehenden Trainingskiebitze geschüttelt, Autogramme geschrieben und gute Wünsche für das neue Jahr und seine schwierige Aufgabe entgegengenommen.

Um dieses Ziel in den verbleibenden 15 Punktspielen zu realisieren, gehören seit Montag auch zwei neue Kräfte zum Team. Zum einen verstärkt der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler Julian Koch die Mannschaft. Der für die „Sechser“-Position vorgesehene Profi ist vorerst bis zum Sommer vom Bundesligisten Mainz 05 ausgeliehen. Zum anderen ist Janosch Emonts ab sofort Mitglied des Trainerteams. „Er ist ein hoch qualifizierter Fachmann als Athletik- und Reha-Trainer“, sagte Lienen am Montag über den 29-Jährigen. „Er gehört zu meinem Team. Es stand von vornherein fest, dass ich ihn dazuholen werde“, erklärte der Cheftrainer, der im Übrigen seinen Vertrag erst in dieser Woche unterschreiben will, weiter.

Unterdessen wird der bisherige Athletiktrainer Timo Rosenberg, 39, künftig wieder verstärkt im Nachwuchsbereich des FC St. Pauli tätig sein, bei Bedarf aber auch weitere Aufgaben bei den Profis übernehmen. „Timo steht uns immer zur Verfügung“, betonte Lienen. Schon am Montag leitete Emonts das Aufwärmprogramm der Mannschaft, während Rosenberg ein individuelles Trainingsprogramm mit den Rekonvaleszenten Enis Alushi und Philipp Ziereis absolvierte.

Die Trainingsbeobachter gewannen am Montag einen sehr guten Eindruck davon, wie Lienen seine Aufgabe beim Training interpretiert. Beim Jonglieren mit dem Ball und dem beliebten Kreisspiel fünf gegen zwei mischte der 61-Jährige munter und voller Ehrgeiz mit. Später verfolgte er das Passspiel mit neun gegen neun ohne Tore von der Seitenlinie aus, lobte, aber ermahnte auch immer wieder lautstark: „Sprecht miteinander!“ Damit hatte Lienen schon das Problem benannt, das seine Vorgänger Roland Vrabec und Thomas Meggle ebenso erkannt hatten. Die Mannschaft ist insgesamt einfach zu ruhig. Dieses Manko könnte auch Zugang Julian Koch zumindest zum Teil beheben. Der bei Borussia Dortmund ausgebildete Mittelfeldspieler, der seit Sommer 2013 dem FSV Mainz 05 angehört, sagte am Montag über sich: „Ich bin keiner, der sich versteckt. Es sind ja viele junge Spieler in der Mannschaft. Deshalb will ich vorangehen.“

Diese Erwartung hat auch Trainer Lienen. Zudem hebt er Kochs „Körpergröße, Kopfballstärke, Zweikampfstärke bei der Balleroberung und fußballerischen Qualitäten“ hervor. „Vor ein paar Jahren galt er als eines der größten Talente überhaupt“, sagte Lienen. Etliche Verletzungen aber haben ihn in den vergangenen Jahren immer wieder gebremst und bisher eine große Karriere verhindert. „Ich möchte hier bei St. Pauli Spielpraxis sammeln. Diese Perspektive habe ich jetzt in Mainz nicht gesehen“, sagte Koch, der in dieser Saison nur beim 2:0 gegen seinen Ex-Club Dortmund einen Kurzeinsatz in der Schlussphase erhalten hatte.

Der Kontakt zu Julian Koch kam schon vor Lienens Amtsübernahme zustande. „Ich habe die ersten Gespräche mit Rachid Azzouzi und Thomas Meggle geführt“, sagte Koch. Bekanntlich wechselte Meggle am 16. Dezember vom Trainer- auf den bis dahin von Azzouzi bekleideten Sportchef-Posten.

Als dritter bisher unbekannter Akteur trainierte auch der vertragslose Däne Osama Akharraz, 24, als Testspieler mit. Der offensive Außenbahnspieler mit marokkanischen Wurzeln hatte zuvor bei Bröndby Kopenhagen und bis zum vergangenen Sommer bei Aarhus GF gespielt. „Er ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann“, sagt Lienen. Nach Ablauf dieser Woche soll die Entscheidung über eine Verpflichtung fallen. Unterdessen steht Offensivspieler Bentley Baxter Bahn vor dem Absprung, schon am Montag trainierte er nicht mehr mit. Sein Wechsel zum Drittligisten Stuttgarter Kickers ist aber noch nicht perfekt.