Der abstiegsbedrohte FC St. Pauli startet mit Trainer Ewald Lienen in die Vorbereitung auf die Restserie der Zweiten Liga

Hamburg. High Noon an der Kollaustraße. An diesem Montag bis um 12 Uhr müssen sich die Fußballprofis des FC St. Pauli im Trainingszentrum in Niendorf eingefunden haben. Es wird der Auftakt sein für die Vorbereitung auf die 15 verbleibenden, existenziell wichtigen Punktspiele in der Zweiten Liga. Auch wenn der am 16. Dezember ins Amt beförderte Cheftrainer Ewald Lienen das Team schon bei den beiden Partien vor Weihnachten, darunter auch beim 3:1 gegen den VfR Aalen betreut hatte, so wird dennoch erst dieser Montag der richtige Startschuss zur Mission Klassenverbleib sein.

„Bisher konnten wir ja noch gar nicht richtig trainieren“, hatte Lienen vor der zweiwöchigen Weihnachtspause zu Recht gesagt. Noch am Tag seiner Amtsübernahme reiste er mit der Mannschaft nach Ingolstadt, wo tags darauf das Spiel beim Tabellenführer der Zweiten Liga anstand. Es folgten lediglich noch eine Regenerationseinheit am Vormittag nach dem Spiel sowie das Abschlusstraining vor dem besagten Heimspiel gegen Aalen am 20. Dezember. Danach ging es in den Urlaub, in dem die Spieler individuelle Läufe zu absolvieren hatten, sich aber auch Gedanken darüber machen konnten, warum sie – mit großen Hoffnungen und Ambitionen in die Saison gestartet– auf Rang 17 und damit einem direkten Abstiegsplatz überwintert haben.

Inklusive dieses Montags haben die St.-Pauli-Profis 33 Tage Zeit, sich körperlich, fußballerisch und – mindestens genauso wichtig – mental auf das erste Punktspiel des Jahres 2015 vorzubereiten. Dies wird auch gleich den Charakter eines ersten Endspiels um den Klassenverbleib besitzen. Am 7. Februar um 13 Uhr muss Lienens Mannschaft beim SV Sandhausen antreten. Das Team aus der Kleinstadt im Rhein-Neckar-Kreis weist mit 20 Punkten gerade einmal vier Zähler mehr als die Hamburger auf und belegt den 14. Platz, also einen Rang, mit dem der FC St. Pauli am Saisonende zufrieden sein könnte.

Es liegt auf der Hand, dass die Spiele gegen die direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg für den FC St. Pauli von ganz besonderer Bedeutung sein werden. Schon die Partie gegen Aalen war ein solches Sechs-Punkte-Spiel. Nach der Partie gegen Sandhausen folgen aus dieser Kategorie noch die Heimspiele gegen Erzgebirge Aue (Tabellen-18.), FSV Frankfurt (13.), die SpVgg Greuther Fürth (12.) und den VfL Bochum (11.) sowie das Auswärtsmatch bei 1860 München (15.).

Cheftrainer Ewald Lienen wird zum Trainingsauftakt einen quantitativ beeindruckenden Kreis von rund 30 Spielern um sich scharen können, auch wenn sich sein Wunsch, dass die erhofften Winterzugänge schon bei der ersten Übungseinheit dabei sind, nicht erfüllen sollte. Bis zum Sonntagabend jedenfalls war noch keiner der angestrebten Transfers perfekt. Insbesondere ein körperlich robuster Spieler für das defensive Mittelfeld und ein schneller Stürmer mit offensiven Zweikampfqualitäten stehen auf dem Einkaufszettel.

Immerhin aber kehren an diesem Montag Defensiv-Allrounder und St.-Pauli-Urgestein Jan-Philipp Kalla sowie Mittelfeldspieler Florian Kringe, die vor Weihnachten wegen Verletzungen gefehlt hatten, ins reguläre Mannschaftstraining zurück. Dagegen müssen Innenverteidiger Markus Thorandt (Knie-Arthroskopie) und Enis Alushi (Operation am Arm) noch länger auf ihr Comeback warten und können zunächst nur individuell trainieren.

In der ersten Arbeitswoche des neuen Jahres stehen für die St. Paulianer gleich drei Wettbewerbstermine auf dem Programm. Bereits am Dienstag (Beginn 17.30 Uhr) wird eine Abordnung am Hallenturnier in der Flens-Arena in Flensburg teilnehmen. Am Sonnabend (13.30 Uhr) folgt der erste Freiluft-Test beim Schleswig-Holstein-Ligisten SV Henstedt-Ulzburg und einen Tag später (Beginn 12 Uhr) wird wiederum ein Teil der Mannschaft das Hallenturnier in Gummersbach bestreiten. Am Montag kommender Woche geht es dann bis zum 21. Januar – wie schon in den beiden vergangenen Jahren – ins Trainingslager nach Belek an der türkischen Riviera.

Dies wird quasi das Herzstück der Wintervorbereitung sein. Hier sollen sowohl die körperlichen Grundlagen für die Restrunde der Zweiten Liga als auch die von Trainer Lienen vorgegebenen taktischen Varianten und Automatismen einstudiert werden. Im Rahmen des Trainingslagers steht auch die Teilnahme an einem Turnier auf dem Programm. Hier werden zunächst der Erstliga-Aufstiegsanwärter 1. FC Kaiserslautern sowie, je nach Ergebnis, der Bundesliga-Sechste FC Augsburg oder der türkische Erstliga-Zehnte Gaziantespor die Gegner sein. Drei Tage nach der Rückkehr geht es zum Test beim Bundesliga-Aufsteiger FC Paderborn, ehe am 31. Januar in Norderstedt die Generalprobe mit dem Spiel gegen das dänischen Erstliga-Schlusslicht Silkeborg IF stattfindet. Die Qualität dieser Gegner scheint um einiges höher zu sein als in der Vorbereitung im vergangenen Sommer. Ein gutes Omen für die folgenden Punktspiele?