St. Paulis neuer Trainer vertraut auch gegen Aalen Spielern wie Bernd Nehrig

Hamburg. Ein Mann klarer Worte war Ewald Lienen schon immer. Knapp 24 Stunden vor dem Heimspiel des FC St. Pauli gegen den VfR Aalen an diesem Sonnabend (13 Uhr, Sky live und Liveticker abendblatt.de) stellte er dies wieder einmal unter Beweis. „Ich muss gar nicht lange drumherum reden. Wir sind hier zu Hause und wollen die Punkte hier behalten. Für uns ist entscheidend, dass wir dominieren und Druck ausüben“, sagte der seit Dienstag beim Zweitliga-Schlusslicht St. Pauli amtierende Cheftrainer.

Dabei sieht Lienen den Gegner aus der knapp 67.000 Einwohner zählenden Stadt im schwäbischen Ostalbkreis in einer „komfortableren Situation“ als sein eigenes Team. Mit 17 Punkten belegt das Team von Trainer Stefan Ruthenbeck den 15. Tabellenplatz, also jenen Rang, auf den sich der FC St. Pauli (13 Punkte) zum Ende der Saison retten möchte, um nicht abzusteigen und auch den Relegationsspielen gegen den Drittliga-Dritten aus dem Weg zu gehen. Wie schon zuvor der offensive Mittelfeldspieler Michael Görlitz sprach auch Trainer Lienen am Freitag von einem „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen Aalen.

Der Blick auf die zugegebenermaßen kurzen Historie der Spiele zwischen dem FC St. Pauli und dem VfR Aalen verheißt allerdings nichts Gutes. In der Saison nach ihrem Aufstieg gelang den Aalenern im September 2012 ein 1:0-Erfolg am Millerntor. Im April dieses Jahres hieß es am Millerntor sogar 3:0 für Aalen. Auswärts verloren die St. Paulianer am zweiten Spieltag dieser Saison beim VfR mit 0:2, nachdem es in den beiden Spielzeiten zuvor jeweils einen 1:0-Erfolg der Hamburger in der Scholz-Arena gegeben hatte.

Lienen wollte am Freitag keine Prognose darüber abgeben, mit welcher taktischen Ausrichtung der Gegner im Millerntor-Stadion antreten wird. „Vielleicht nehmen sie ihr Herz ja auch in die Hand und spielen offensiv“, sagte er angesichts dessen, dass die Stärke des VfR normalerweise in einer massiven Defensive liegt. Entscheidender sei, dass sein Team im Heimspiel das Heft in die Hand nimmt. Je mehr die eigenen Spieler den Ball laufen lassen und Kollegen in diese Stafetten mit einbeziehen, könne auch das angeknackste Selbstvertrauen wiedergewonnen werden. In der defensiven Ausrichtung will Lienen variieren lassen. Mal sollen seine Spieler den Gegner schon in dessen Hälfte angreifen, mal aber auch kommen lassen und vor dem eigenen Strafraum die Räume eng machen.

Auf jeden Fall aber soll sein Team endlich einmal wieder die Unterstützung von außen für sich nutzen. „Das Millerntor-Stadion ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Das ist absolut ein positiver Faktor“, sagte Lienen. Andernorts müssten die Spieler auch gegen die Atmosphäre im eigenen Stadion anspielen.

Wie schon beim 1:2 in Ingolstadt am Mittwoch wird Trainer Lienen voraussichtlich mehr auf erfahrene Spieler denn auf die jungen Talente setzen. „Ich kann nicht nachvollziehen, warum so ein gestandener Profi wie Bernd Nehrig zuletzt hier keine Rolle gespielt hat“, hatte Lienen schon nach dem Spiel in Ingolstadt gesagt, nachdem er ihn in die Startformation beordert und als einen von zwei „Sechsern“ im defensiven Mittelfeld eingesetzt hatte. Der 19 Jahre alte Okan Kurt, auf den Lienens Vorgänger Thomas Meggle oft gesetzt hatte, stand dagegen nicht im Kader.

Auf jeden Fall wird Lienen bereits vor dem Spiel an den Zaun zu den Fans gehen. „Ich tue das nicht, um sie heißzumachen. Das muss man hier wirklich nicht. Ich halte es aber für selbstverständlich, dass ich sie begrüße und mich so dafür bedanke, dass sie gekommen sind“, sagte er.

FC St. Pauli: Himmelmann – Ziereis, Sobiech, Gonther, Halstenberg – Görlitz, Nehrig, Daube, Maier – Thy, Budimir. VfR Aalen: Bernhardt – Ofosu-Ayeh, Barth, Leandro, Feick – Hofmann – Daghfous, Ludwig, Junglas, Drexler – Klauß. Schiedsrichter: Bandurski (Oberhausen).