Für die Fans war der Marrokaner das Sinnbild der St.-Pauli-Krise. Transfers in der Kritik

Hamburg. Am frühen Dienstagmorgen war für Rachid Azzouzi das Kapitel FC St. Pauli nach 935 Tagen endgültig beendet. Der gebürtige Marrokaner wurde von Präsident Oke Göttlich über die Trennung informiert. Um zwölf Uhr verabschiedete sich der 43-Jährige von der Mannschaft und verließ anschließend das Trainingsgelände an der Kollaustraße. „Ich bin traurig. Ich wünsche der Mannschaft und den Mitarbeitern alles Gute. Ich bin mir sicher, dass das Team da unten rauskommt und hoffe sehr, dass die Truppe von allen Seiten unterstützt wird“, sagte Azzouzi dem Abendblatt.

Noch am Vortag wirkte der Sportdirektor im Gespräch mit dem Abendblatt zuversichtlich, dass er den Krisenverein wieder auf Kurs bringen wird. Intensiv plante er die Transfers in der Winterpause. Die öffentlichen Treueschwüre von Göttlich gaben ihm offenkundig Sicherheit. Azzouzi wirkte sehr fokussiert und keinesfalls so, als würde er ahnen, dass sein Ende bei St. Pauli unmittelbar bevorstehen würde. „Das Vertrauen des Vorstands fühlt sich gut an. Das nehme ich gerne an“, sagte Azzouzi am Montag. Nun muss er einsehen, dass Worte und Versprechungen im Profifußball eine äußerst begrenzte Halbwertzeit haben.

Im Sommer 2012 übernahm Azzouzi das Amt des Sportchefs von Helmut Schulte. Zuvor arbeitete der ehemalige Bundesligaprofi 14 Jahre erfolgreich bei der SpVgg. Greuther Fürth, mit der er unmittelbar vor seinem Wechsel an die Elbe den Bundesligaaufstieg schaffte. Dementsprechend groß war beim Kiezclub der Vorschusslorbeer, den Azzouzi auf St. Pauli aber zu keiner Zeit rechtfertigen konnte.

Insgesamt 21 Transfers fädelte er seit der Saison 2012/13 ein. Seine Erfolgsquote ist überschaubar. Die beiden ehemaligen Fürther Christopher Nöthe und Bernd Nehrig, die der Sportdirektor lange kannte, floppten ebenso wie die Stürmer John Verhoek und Ante Budimir. Vor allem der Wechsel des Kroaten, mit 900.000 Euro zweitteuerster Einkauf der Clubgeschichte, sorgte intern und bei den Fans für große Kritik. Auch mit seiner Trainerwahl hatte Azzouzi in seiner Amtszeit wenig Glück. Mit Michael Frontzeck, Roland Vrabec und Thomas Meggle verpflichtete der Familienvater drei Trainer in nicht einmal drei Jahren. Azzouzi war in Fankreisen in den vergangenen Wochen das Sinnbild der Krise. Zuletzt wurden immer häufiger Plakate im Millerntor-Stadion gesichtet, auf denen die Entlassung des umstrittenen Sportchefs gefordert wurde.

„Die Trennung von Azzouzi tut mir weh. Wir danken Rachid für seine Zeit bei St. Pauli. Wir sind aber nach vielen Gesprächen zu dem Ergebnis gekommen, Azzouzi als Sportdirektor zu beurlauben, weil wir nicht mehr davon überzeugt sind, dass er die Zukunft des Vereins auf dieser Position positiv gestalten kann“, sagte Präsident Oke Göttlich deutlich.