Ein Kommentar von Carsten Harms

Wie der FC St. Pauli taktisch auch auftritt, ob mutig offensiv wie zuletzt in Bochum oder bewusst defensiv wie jetzt gegen Darmstadt – irgendwie findet das Millerntor-Team einen Weg, sich um den Erfolg zu bringen. Diesmal war ein fahrlässiger Ballverlust von Sebastian Maier Auslöser für eine Fehlerkette, die das entscheidende Tor ermöglichte.

Am Ende stand St. Pauli wieder mit leeren Händen da – und Trainer Thomas Meggle in der Kritik, die Anhänger der eigenen Mannschaft nicht nur mit einer Niederlage gequält, sondern auch mit einer höchst unattraktiven Taktik gelangweilt zu haben. Es greift allerdings zu kurz, nun schon wieder den Trainer ins Visier zu nehmen. Meggle hat sich die Spieler nicht ausgesucht, mit denen er jetzt den Kampf um den Klassenverbleib bestreiten muss. Zudem zeigt die Erfahrung, dass Teams diesen Kampf am ehesten erfolgreich bestehen, wenn sie die Zahl der Gegentore minimieren.

St. Paulis spezielles Problem in dieser Situation ist jedoch, einen Kader zu haben, der für eine dominante, von eigenem Ballbesitz geprägte Spielweise zusammengestellt wurde und nicht für einen rustikalen Defensivstil, wie er nun einmal im sportlichen Existenzkampf nötig ist. Der eigentlich technisch versierte Ballverlierer Maier ist nur ein Beispiel für dieses Problem und bei Weitem nicht das einzige. Meggle ist jetzt nicht nur gefordert, in der Winterpause gemeinsam mit Sportchef Rachid Azzouzi die passenden Verstärkungen zu finden, sondern auch den bisherigen Spielern die gefragten Qualitäten zu vermitteln.