Der FC St. Pauli hat seit Jahren große Probleme mit Liga-Neulingen. Gegen Darmstadt erklärt Trainer Meggle sein Team zum „krassen Außenseiter“

Hamburg. Was haben der 1. FC Heidenheim, RB Leipzig, der Karlsruher SC, Arminia Bielefeld, der VfR Aalen, der SV Sandhausen, Jahn Regensburg, Eintracht Braunschweig und Dynamo Dresden gemeinsam? Alle diese neun Teams haben seit der Saison 2011/12 jeweils als Zweitliga-Aufsteiger Spiele gegen den FC St. Pauli gewonnen.

Diese Bilanz allein ist zwar schon erschreckend genug, aber die Schwäche der Kiezkicker gegen Liga-Neulinge hat sich in den vergangenen zwei Jahren zunehmend auch ins heimische Millerntor-Stadion verlagert. Es begann im September 2012 mit dem 0:1 gegen Aalen. Danach folgten gegen Bielefeld (0:1), Karlsruhe (0:2) in der vergangenen Spielzeit sowie dem jüngsten 0:3 gegen Heidenheim vor fünf Wochen ausnahmslos Heimniederlagen gegen Aufsteiger.

An diesem Sonntag (13.30 Uhr, Sky live und Liveticker auf abendblatt.de) droht die Fortsetzung dieser Serie des Schreckens, wenn der FC St. Pauli gegen den bisher beeindruckend starken Aufsteiger SV Darmstadt 98 anzutreten hat. In der Tabelle belegten die Südhessen vor dem Spieltag dieses Wochenendes den vierten Rang. Von 16 Spielen hat das Team von Trainer Dirk Schuster gerade einmal zwei verloren. Und die lediglich zwölf Gegentore sind ein Beleg dafür, wie stabil sich das Team des Neulings im bisherigen Saisonverlauf präsentiert hat.

„Wir sind krasser Außenseiter“, sagte am Freitag St. Paulis Trainer Thomas Meggle im Hinblick auf das Spiel gegen Darmstadt. Dabei dachte der 39-Jährige allerdings weniger an die desaströse Bilanz seines Clubs gegen Aufsteiger in der jüngeren Vergangenheit sondern mehr an die aktuelle Tabellenkonstellation – und noch viel mehr an die dramatisch anmutende Personalsituation seines Teams.

Wie schon vor Wochen hielt Meggle auch diesmal wieder einen kleinen Zettel in Händen, auf dem er die Namen der Akteure aufgeschrieben hatte, die für einen Einsatz am Sonntag entweder definitiv nicht zur Verfügung stehen oder fraglich sind. Insgesamt las der Cheftrainer dann 13 Namen vor. Auf keinen Fall können Innenverteidiger Markus Thorandt (Knieoperation), Defensiv-Allrounder Jan-Philipp Kalla (Bänderriss), die Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann (Risswunde am Fuß), Florian Kringe (Fußprellung) und Enis Alushi (Arm-Operation) sowie die beiden Stürmer Christopher Nöthe (Sehnenanriss) und John Verhoek (Bronchitis) mitwirken.

Innenverteidiger und Kapitän Sören Gonther hat einen Bluterguss in der Wade und könnte eventuell an diesem Sonnabend das Abschlusstraining absolvieren. „Das wird eine ganz enge Kiste, zumal wir im letzten Training vor dem Spiel ja keine hohe Belastung mehr haben“, sagte Meggle zu einem möglichen Einsatz.

Eine gewisse Hoffnung besteht immerhin beim Defensiv-Spezialisten Philipp Ziereis (Grippe) und beim offensiven Mittelfeldspieler Sebastian Maier (Magen-Darm-Infekt). Beide stiegen am Donnerstag wenigstens wieder ins Training ein. Gleiches gilt für Mittelfeldspieler Bernd Nehrig (Grippe) und Michael Görlitz (Mittelfußprobleme). Etwas überraschend könnte auch der offensive Mittelfeldspieler Marc Rzatkowski zumindest als „Joker“ schon wieder eine Alternative sein. Trotz des beim Spiel in Leipzig erlittenen Bänderrisses konnte auch der „Wirbelwind“ wieder das Teamtraining mitmachen. Sein Trainingsrückstand allerdings dürfte noch keinen Einsatz über die volle Spielzeit zulassen. In seiner Not holte Trainer Meggle in den vergangenen beiden Tagen auch die U23-Spieler Tjorben Uphoff, Yannick Deichmann und Laurens Rogowski ins Training des Profi-Teams.

In einer ähnlich dramatischen Personalsituation befand sich das St.-Pauli-Team im September vor dem Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig. Damals besann sich die Rumpftruppe auf kämpferische Tugenden insbesondere in der Defensivarbeit und gewann verdient mit 1:0. „Ich hoffe, wir können auch jetzt aus unserer Außenseiterrolle Kraft schöpfen. Wir müssen alles reindonnern, um als Team das Tor zu verteidigen“, sagte Meggle am Freitag.

Einer, der selbst schon die schöne Erfahrung gemacht hat, als Mitglied einer Aufsteigermannschaft beim ersten Gastspiel im Millerntor-Stadion gegen den FC St. Pauli zu gewinnen, ist Daniel Buballa. Der 24 Jahre alte Linksfuß, der als Außenverteidiger oder auch auf der linken Außenposition im Mittelfeld eingesetzt werden kann, gehörte vor zwei Jahren zum Team des VfR Aalen, das mit 1:0 gewann. In der vergangenen Saison wiederholte er diesen Erfolg und siegte mit Aalen sogar mit 3:0, ehe er in der diesjährigen Sommerpause zum FC St. Pauli wechselte.

Jetzt will Buballa, der bis vor zwei Wochen selbst wegen Verletzung und Krankheit lange ausgefallen war, dazu beitragen, dass seine aktuelle Mannschaft eine erneute Niederlage gegen einen Aufsteiger verhindert und möglichst erstmals seit dem 8. März 2013 (3:2 gegen Regensburg) wieder ein Heimspiel gegen einen Liga-Neuling gewinnt. „Wir müssen noch mehr tun, um hinten die Null zu halten und konsequenter verteidigen. Wenn wir die Fehler nicht abstellen, werden wir unten nicht rauskommen“, sagt Buballa.