Im Deutschkurs klappt das Wort „Tor“ schon gut. Nun will der Stürmer des FC St. Pauli endlich auch in der Zweiten Liga treffen

Hamburg. Ante Budimir sprühte nur so vor Tatendrang an diesem tristen, grauen, und verregneten Donnerstagvormittag. Als die meisten seiner Kollegen bereits in der Kabine waren, legte der Stürmer des FC St. Pauli noch eine Sonderschicht ein, schoss aus allen Lagen aufs Tor. Die wirklich anspruchsvolle Aufgabe folgte aber nach der Einheit. Im Presseraum des Trainingszentrums an der Kollaustraße wartete Sprachtrainerin Julia Rauland auf den Kroaten. Ein- bis zweimal pro Woche büffelt Budimir gemeinsam mit Nachwuchstalent Kyoung-Rok Choi die neue Sprache. Auf dem Lehrplan am Donnerstag: Modalverben.

„Man könnte meinen, dass Tore schießen in der Zweiten Liga einfacher ist, als Deutsch zu lernen. Aber für mich ist das gerade nicht so. Deutsch fällt mir leichter. Mein Lieblingswort ist bisher Tor“, sagt Budimir selbstironisch. Vor dem Tor will es schließlich für den Königstransfer noch nicht klappen. 14-mal kam der mit 900.000 Euro zweitteuerste Spieler der Vereinsgeschichte in dieser Spielzeit zum Einsatz, ein Treffer in der Zweiten Liga blieb ihm bisher vergönnt. Auf der Habenseite stehen lediglich zwei Vorlagen. Die erwartete Soforthilfe ist Budimir bisher nicht. Zuletzt kam er über die Rolle des Einwechselspielers nicht hinaus.

Da überrascht es nicht, dass im Umfeld bereits leise das Wort Fehleinkauf die Runde macht. „Ein Tor würde meine Situation sicher einfacher machen. Ich wollte vom ersten Spiel an Tore schießen. Aber ich mache mich nicht verrückt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann ich treffe“, sagt Budimir, der die Erwartungshaltung der Fans versteht. Schließlich hat der Verein viel Geld investiert, damit der 23-Jährige das Sturmvakuum bei St. Pauli füllt. „Über Ablösesummen und Geld reden vielleicht die Menschen im Umfeld. Beim Trainer oder den Mitspielern ist das kein Thema. Wir sprechen darüber, wie wir Punkte holen können. Für mich ist die Ablösesumme kein zusätzlicher Druck“, sagt Budimir gelassen.

Auf dem Trainingsplatz hat es dennoch manchmal den Anschein, als sei er noch nicht so richtig bei St. Pauli integriert. Während andere Spieler herumflachsen, wirkt Budimir oft außen vor. „Nein, das ist nicht so. Ich unternehme viel mit den Nachwuchsspielern. Ich fühle mich in der Mannschaft sehr wohl. Es gibt niemandem, der mir nicht hilft“, sagt Budimir, der in Hamburg noch einen Vertrag bis 2018 besitzt.

Privat hat sich der Kroate bestens eingelebt. Heimweh plagt ihn kaum noch. „Jeden Tag fühle ich mich in Hamburg heimischer. Es ist vieles anders als in Kroatien. Neue Kultur, neue Sprache. Es braucht Zeit, sich daran zu gewöhnen. Aber auf einer Skala von eins bis zehn, ist Hamburg eine klare Zehn“, sagt Budimir. „Ich hoffe, dass ich das bald auch über unsere sportliche Situation sagen kann.“