Der zum Ersatzmann degradierte St.-Pauli-Torhüter Philipp Tschauner fühlt sich ungerecht behandelt

Hamburg. Tief getroffen wirkt Philipp Tschauner auch noch fünf Tage nach der für ihn so schmerzhaften Entscheidung. Am Abend vor dem Auswärtsspiel beim VfL Bochum hatte der seit Sommer 2011 für den FC St. Pauli spielende Torwart von Cheftrainer Thomas Meggle erfahren, dass er nach rund dreieinhalb Jahren vorerst nicht mehr die Nummer eins im Tor des Kiezclubs ist und an seiner Stelle nun mindestens bis zur Winterpause Robin Himmelmann, 25, spielen wird.

„Es ist eine Entscheidung, die gegen mich getroffen wurde, die ich aber zu akzeptieren habe“, sagte der 29 Jahre alte Tschauner, als er sich am Dienstag erstmals öffentlich zu diesem Thema äußerte. Trainer Meggle hatte dagegen betont: „Es war keine Entscheidung gegen jemanden, sondern eine für jemand anderen.“ Die spezielle Position des Torwarts bringt es aber mit sich, dass jede Entscheidung für einen bestimmten Spieler zwangsläufig auch eine gegen die anderen Torhüter des Kaders ist.

Schon nach dem Spiel in Nürnberg (2:2) am 1.November, berichtete Tschauner, habe er angefangen, sich alle Spiele dieser Saison und dabei speziell seine Aktionen und die Gegentore noch einmal anzuschauen. „Ich wollte mir damit noch einmal eine objektive Meinung über meine Leistung bilden“, sagte er. Hintergrund sei gewesen, dass er schon zu dieser Zeit gespürt habe, zunehmend infrage gestellt zu werden.

Nach Betrachten der Videos sei er zum Schluss gekommen, dass er in zwei Situationen, die zu Gegentoren führten, „nicht gut ausgesehen“ habe. „Es waren aber keine spielentscheidenden Fehler“, sagte er weiter. Ganz offenbar dachte Tschauner dabei an seine Patzer gegen Borussia Dortmund im DFB-Pokal zum 0:3-Endstand und bei RB Leipzig (1:4) zum 0:2-Zwischenstand.

„Ich habe unserer Mannschaft aber auch fünf Punkte gerettet“, sagte Tschauner am Dienstag weiter. Dies sei in den knapp gewonnenen Heimspielen gegen den SV Sandhausen (2:1) und Eintracht Braunschweig (1:0) der Fall gewesen. „Insgesamt habe ich mir nichts Negatives vorzuwerfen“, stellt er zusammenfassend fest.

Tschauners Zweifel, dass es sich beim Torwartwechsel um eine rein sportliche Entscheidung gehandelt habe, sind deutlich zu spüren. Er vermeidet es jedoch, sich zu einem Vorwurf gegen Meggle hinreißen zu lassen. Angesichts von nur 13 Punkten, die der FC St.Pauli als Tabellen-17. bisher ergattern konnte, wiegen diese fünf Punkte scheinbar schwer.

Noch kann niemand seriös beurteilen, wie gut Robin Himmelmann im Vergleich zu Philipp Tschauner seine Aufgaben erfüllen und ob er trotz seiner bisher geringen Profierfahrung von lediglich 200 Zweitligaminuten der dringend notwendige, sichere Rückhalt für die seit zwei Monaten sieglose St.-Pauli-Mannschaft sein wird. Daran, dass Himmelmann rein fußballtechnisch Tschauner überlegen ist, zweifelt niemand. Dies allerdings ist für einen Torwart auch nur eines von mehreren Qualitätsmerkmalen, das allerdings in den vergangenen Jahren eine größere Bedeutung erhalten hat.

Mit dem Training am Dienstag hat für Philipp Tschauner derweil der Kampf begonnen, sich seine angestammte Position zwischen den Pfosten zurückzuerobern. „Ich bin nie einer gewesen, der wegläuft. Das wird auch jetzt nicht der Fall sein. Ich werde weiter Vollgas geben, auf dem Platz und in der Kabine“, sagt er.