Zweitliga-Schlusslicht FC St. Pauli hofft im Spiel beim heimschwachen VfL Bochum auf ersten Auswärtssieg der Saison

Hamburg. An diesem Freitag werden die Fans des VfL Bochum einige Minuten vor dem Anpfiff (18.30 Uhr, Sky und Liveticker bei abendblatt.de ) wieder voller Inbrunst singen: „Du machst mit ‘nem Doppelpass jeden Gegner nass, du und dein VfL!“ Ob diese Zeile aus dem Kultsong „Bochum“ von Herbert Grönemeyer, der längst zum inoffiziellen Vereinslied des Ruhrpottclubs geworden ist, auch in den 90 Spielminuten danach wahr wird, wird nicht zuletzt davon abhängen, wie sich die Mannschaft des FC St. Pauli im Stadion an der Castroper Straße präsentiert.

Vor dem Anstoß steht fest, dass die Partie ein Duell der Frustrierten ist. Der FC St. Pauli ist nach fünf Niederlagen in den vergangenen sechs Punktspielen auf den letzten Platz der Zweiten Liga abgerutscht. Aber auch der VfL Bochum erlebte nach einem Höhenflug zu Saisonbeginn einen Absturz. Nach dem sechsten Spieltag war das Team von Trainer Peter Neururer noch Tabellenführer, neun Spieltage später ist es als Zehnter ins Mittelfeld zurückgefallen. Mehr noch: Mit nur einem Heimsieg ist der VfL in dieser Hinsicht sogar schwächer als der FC St. Pauli, der allerdings auswärts mit bisher nur zwei Unentschieden, aber schon fünf Niederlagen das schlechteste Team der Liga ist.

Somit liegt der Reiz der Partie vor allem darin, dass sie für beide Teams eine scheinbar sehr günstige Gelegenheit bietet, an diesen ernüchternden Statistiken etwas zum Positiven zu ändern. „Wir haben den Druck, dieses Spiel gewinnen zu müssen“, sagt Bochums Trainer Peter Neururer, der sich zuletzt wieder einmal einiger Kritik ausgesetzt sah. Nachdem die Anhänger zu Saisonbeginn sogar von der Bundesliga-Rückkehr träumen durften, sind viele jetzt mit dem Sturz ins Mittelmaß unzufrieden. „Wir bewegen uns auch in der Tabelle im Rahmen unserer Möglichkeiten“, sagt unterdessen Neururer und mahnt zu Realitätssinn. „Vor der Saison wäre noch jeder mit diesem Zwischenergebnis zufrieden gewesen.“

Das vermeintlich übertriebene Anspruchsdenken der VfL-Anhänger betrachtet St. Paulis Trainer Thomas Meggle auch als Chance für sein Team. „Das Publikum in Bochum wird schnell unruhig“, sagt er und betrachtet den VfL angesichts seiner bisherigen Saisonbilanz als „kleine Wundertüte“. Zudem hat er erkannt: „Der VfL ist sehr stark davon abhängig, ob Simon Terodde ein Tor erzielt.“ Der im Sommer von Union Berlin nach Bochum gewechselte Stürmer ist mit bisher zehn Treffern gemeinsam mit dem Münchner Rubin Okotie erfolgreichster Torjäger der Zweiten Liga. Bei St. Pauli sind hingegen die aktuell verletzten Christopher Nöthe und Marc Rzatkowski mit je nur drei Treffern die besten Torschützen.

Tatsächlich hat Terodde in allen vier Spielen, die Bochum bisher gewinnen konnte, getroffen – in drei Spielen sogar gleich doppelt. Andererseits gab der VfL bisher auch schon 20 Punkte ab, wenn der Stürmer torlos blieb. „Unser Ziel muss es einfach sein, wieder einmal zu null zu spielen. Deshalb haben wir in der Woche den Fokus auf das Abwehrverhalten gelegt, andere Inhalte stehen erst einmal hintendran“, sagte St. Paulis Trainer am Freitag vor der Abreise mit dem Mannschaftsbus. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass wir trotzdem Torchancen bekommen. Unsere Intention ist, Spiele über gewonnene Zweikämpfe zu entscheiden. Immer, wenn uns das gelungen ist, waren wir erfolgreich“, sagte Meggle. Er selbst weiß am besten, dass dies angesichts von nur drei Saisonsiegen bisher viel zu selten der Fall war.

Neben den bisher schon verletzten Rzatkowski, Nöthe, Jan-Philipp Kalla, Markus Thorandt und Florian Kringe fallen auch noch Offensivspieler Michael Görlitz (Probleme im Mittelfuß) und Enis Alushi aus. Der zentrale Mittelfeldspieler hatte sich Mitte des Jahres den Arm gebrochen und seither mit einer Schutzschiene gespielt. Der Heilungsprozess nahm jedoch nicht den gewünschten Verlauf, vielmehr nahmen die Probleme zu. Derart gehandicapt blieb er zuletzt weit unter seiner Normalform. Am vergangenen Sonntag nahm ihn Trainer Meggle beim Spiel gegen Kaiserslautern (1:3) schon zur Halbzeit aus dem Team. Jetzt beschloss Alushi, sich erneut am Arm operieren zu lassen, um möglichst zur Vorbereitungsphase nach dem Winterurlaub wieder zur Verfügung stehen zu können. Obwohl also sogar sieben Feldspieler ausfallen, verzichtet Trainer Meggle erneut auf Bernd Nehrig und Tom Trybull.

VfL Bochum: Luthe – Celozzi, Cacutala, Fabian, Perthel – Losilla, Latza – Tasaka, Terrazzino – Sestak, Terodde. FC St. Pauli: Tschauner – Schachten, Sobiech, Gonther, Halstenberg – Buchtmann, Ziereis – Maier, Daube, Buballa – Verhoek. Schiedsrichter: Jablonski (Bremen).