Bei Gegner 1. FC Kaiserslautern wurde der Mittelfeldspieler im Sommer aussortiert. Den FC St. Pauli soll er nun aus der Krise führen

Hamburg. Mit feinem Fuß hatte Enis Alushi Torhüter Fabio Coltorti per Außenrist bezwungen. Sein Treffer nach Pass von Sebastian Maier war eine einstudierte Spielsituation, die der 28-Jährige in Perfektion ausführte. Es lief die 46. Minute in Leipzig, als der Neuzugang des FC St. Pauli seinen erstes Tor für den Club bejubeln durfte. 1:2 stand es da aus Sicht der Hamburger, Hoffnung keimte auf.

Endlich wieder ein Tor zu erzielen, das hätte für Alushi der Brustlöser nach einer schweren Zeit voller Verletzungen werden sollen. Exakt auf den Tag genau ein Jahr zuvor hatte er am 23. November 2013 für den 1. FC Kaiserslautern seinen letzten Treffer erzielt. Dass am Ende in Leipzig aber eine 1:4-Pleite zu Buche stand und sich die Krise des Kiezclubs verschlimmerte, stellte Alushis Erfolgserlebnis in den Schatten. „Unsere Situation ist sehr ernst zu nehmen“, sagt der Mittelfeldspieler, „es kommen schwere Spiel auf uns zu.“

Die nächste Aufgabe an diesem Sonntag (13.30 Uhr) heißt Kaiserslautern, Alushis Ex-Club. 2012 war der Kosovare, der im Sauerland aufwuchs, vom SC Paderborn auf den Betzenberg gewechselt. Trotz einer sportlich schweren Zeit mit einem Kreuzbandriss, der ihn zu einer 185-tägigen Pause zwang, fühlte sich Alushi dort wohl, sah seine Zukunft beim FCK. Doch in diesem Sommer teilten ihm die Verantwortlichen mit, man wolle den Kader verjüngen, sich von einigen Spielern trennen. Darunter Enis Alushi. „Der Verein hat die Philosophie geändert und auf junge Talente gesetzt. Albert Bunjaku, Mo Idrissou, Florian Dick oder auch ich sollten gehen“, erzählt er. Dennoch hegt Alushi keinen Groll gegen seinen früheren Club: „Ich bin im Guten gegangen und habe mit niemandem beim FCK ein Problem“, sagt er.

In der Vorbereitung, als Alushi nur noch mit der zweiten Mannschaft trainierte, brach er sich im Juli zudem den Arm. Ein Wechsel rückte in weite Ferne. Als St. Pauli den Saisonstart verpatzte, handelte der Verein jedoch und verpflichtete Ende August mit Alushi einen gestandenen Mittelfeld-Allrounder, der sowohl defensiv, als auch auf der Spielmacherposition einsetzbar ist. Trainer Thomas Meggle setzt im Abstiegskampf der Zweiten Liga auf seinen Routinier. Alushi dürfte in den folgenden schweren Wochen seinen Stammplatz sicher haben, soll mit seiner Passsicherheit und Ruhe für Struktur im Spiel sorgen.

So auch gegen Kaiserslautern. Ein „ganz besonderes Spiel“ für ihn, daraus macht Alushi keinen Hehl. Er pflegt schließlich weiter gute Kontakte in die Pfalz. „Sie sind natürlich Favorit am Sonntag“, erklärt er. „Sie haben eine sehr gute Mischung aus talentierten Spielern mit Explosivität und erfahrenen ballsicheren Spielern.“ Am Millerntor, so glaubt der dreimalige Nationalspieler Kosovos, werde der Gast seinen Fußballstil durchdrücken wollen. „Sie werden uns früh unter Druck setzen, da müssen wir dagegenhalten.“

Druck herrscht in beiden Lagern. Während der Vorletzte St. Pauli um den Anschluss kämpft, gab Kaiserslautern mit zuletzt fünf Unentschieden in Serie viele Punkte im Aufstiegsrennen ab. Dennoch hat der FCK als Achter nur zwei Punkte Rückstand auf den Dritten Darmstadt. „Kaiserslautern hat immer den Anspruch, aufsteigen zu wollen, auch wenn sie das nicht als offizielles Saisonziel ausgegeben haben“, weiß Alushi. Sich und seinen Kollegen des FC St. Pauli rät er: „Wir müssen ruhig bleiben, einen kühlen Kopf bewahren und so unsere Fehler abstellen.“

Der FC St. Pauli bestreitet die Generalprobe nach der Winterpause gegen den dänischen Erstligisten Silkeborg IF. Das Spiel findet am 31. Januar (15 Uhr) in Norderstedt statt.