Beim FC St. Pauli weisen etliche Spieler Erfahrungen im Ringen um den Klassenverbleib auf – nicht alle sind positiv

Hamburg. Die Ansage des Cheftrainers ist unmissverständlich. „Ich werde genau hinschauen, wer bereit ist zu kämpfen. Es ist völlig egal, ob einer alt oder jung, etabliert ist oder nicht“, sagt St. Paulis Trainer Thomas Meggle im Hinblick auf die an diesem Dienstag beginnende, knapp zwei Wochen lange Vorbereitung auf das Zweitliga-Auswärtsspiel am 23. November beim Aufsteiger RB Leipzig. Nach dem verheerenden 0:3 gegen den 1. FC Heidenheim am vergangenen Sonnabend, das den Verbleib auf dem 17. Tabellenplatz zur Folge hatte, muss auch dem Letzten klar geworden sein, dass der FC St. Pauli in dieser Saison einzig und allein um den Klassenverbleib spielen wird und dies mit der aktuellen Mannschaft eine ganz schwierige Aufgabe werden wird.

Aus diesem Grunde lohnt es sich, einmal zu prüfen, wie viel Erfahrung die einzelnen Spieler im Abstiegskampf besitzen und ob sie diesen mit oder ohne Erfolg bestanden haben.

Torhüter: Stammkeeper Philipp Tschauner, seit Sommer 2011 bei St. Pauli, stand im Tor der Kiezkicker, als diese vor zwei Jahren als Tabellen-14. nach 22 Spieltagen nur 23 Punkte auf dem Konto hatten und der Absturz auf die Abstiegsplätze drohte. Damals hatte St. Pauli bis zu diesem Zeitpunkt lediglich fünf Spiele gewonnen. In den verbleibenden zwölf Partien sammelte das Team bis zum Saisonende 20 Punkte und schloss die Spielzeit als Tabellenzehnter noch sehr versöhnlich ab.

Dies allerdings lag in erster Linie daran, dass die Mannschaft das Toreschießen wiederentdeckte. Hatte sie in den ersten 22 Spielen lediglich 19-mal Grund zum Jubel über einen eigenen Treffer gegeben, so folgten in den letzten zwölf Saisonspielen 25 Tore. Da konnte es auch verschmerzt werden, dass Tschauner in elf Spielen weitere 19 Gegentreffer kassierte. In immerhin drei Spielen blieb Tschauner in dieser entscheidenden Phase ohne Gegentreffer, weitere zweimal ließ er jeweils nur ein Gegentor zu. In diesen fünf Spielen sammelte St. Pauli 13 Punkte.

Im Abstiegskampf der Zweiten Liga hatte sich Philipp Tschauner bereits in der Saison 2008/2009 mit 1860 München befunden. Am Ende hatten die „Löwen“, für die er in jener Spielzeit 26 Spiele bestritt, drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Zweimal hat er also in seiner Karriere schon erfolgreich den Abstiegskampf überstanden.

Abwehr: Sebastian Schachten, Markus Thorandt und Jan-Philipp Kalla gehörten wie Torwart Tschauner in der Saison 2012/2013 zum Kader des FC St. Pauli und trugen letztlich ihren Teil dazu bei, dass die über Monate währende Abstiegsgefahr mit dem entscheidenden 5:1-Sieg im letzten Heimspiel über Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig gebannt werden konnte. Lasse Sobiech befand sich zwar in der vergangenen Saison mit dem HSV in akuter Abstiegsgefahr, kam aber nur zu insgesamt zehn Bundesliga-Einsätzen, der letzte war schon am 23. Spieltag beim 0:1 gegen Bremen. Auch in den Relegationsspielen gegen seinen vorherigen Club Greuther Fürth war er nicht dabei. In Fürth bestritt Sobiech in der Erstliga-Saison 2012/13 16 von 17 Rückrundenspiele, konnte aber den Abstieg nicht verhindern. Zu diesem Team, das ohne einen einzigen Heimsieg blieb, gehörte auch Bernd Nehrig, der nach dem Abstieg zu St. Pauli wechselte. Philipp Ziereis stieg derweil in der Saison 2012/13 mit Jahn Regensburg als Schlusslicht aus der Zweiten Liga ab.

In Abstiegsgefahr befand sich auch St. Paulis U23-Team in der vergangenen Saison in der Regionalliga Nord, ehe das damals von Thomas Meggle trainierte Team eine starke Rückrunde hinlegte. Stammspieler war dabei der in den Profikader aufgerückte, bissige Außenverteidiger Andrej Startsev, 20.

Mittelfeld: Dennis Daube und Christopher Buchtmann gehörten ebenfalls zum St.-Pauli-Team, das vor zwei Jahren den drohenden Abstieg verhinderte. Michael Görlitz kennt die Situation aus seinen zweieinhalb Jahren beim FSV Frankfurt, dem es aber immer wieder gelang, trotz geringer finanzieller Mittel den Klassenverbleib zu realisieren. Florian Kringe kämpfte in der Saison 2009/2010 als Leihspieler mit Hertha BSC in zwölf Einsätzen vergeblich gegen den Abstieg. Die Berliner wurden mit nur 24 Punkten Bundesliga-Letzter.

Dagegen gelang es Marc Rzatkowski als Stammspieler des VfL Bochum vor zwei Jahren, mit einem Punkt Vorsprung den Abstiegs-Relegationsplatz der Zweiten Liga zu vermeiden. Ein Grundstein für den Klassenverbleib war ausgerechnet ein 3:0-Heimsieg gegen den FC St. Pauli am 30. Spieltag.

Mit St. Paulis U23-Nachwuchs befreiten sich in der vergangenen Saison auch Okan Kurt und Bentley Baxter Bahn von der Abstiegsgefahr in der Regionalliga Nord.

Angriff: Wie Michael Görlitz lernte auch John Verhoek beim FSV Frankfurt den grundsätzlichen Kampf eines kleinen Clubs um den Klassenerhalt kennen. Allerdings trug er mit zehn Saisontoren in der Spielzeit 2012/13 dazu bei, dass dieses Thema schnell abgehakt war. Christopher Nöthe spielte im selben Jahr 13-mal für Fürth in der Ersten Liga und blieb dabei tor- und sieglos. Unterdessen zählte auch Lennart Thy schon vor zwei Jahren zum St.-Pauli-Kader und trug in 18 Einsätzen seinen Teil zum Klassenverbleib teil.

Fazit: Im Kader des FC St. Pauli stehen zwar einige Spieler mit positiver Erfahrung im Kampf um den Liga-Verbleib, aber auch etliche, die das Gefühl des Abstiegs schon kennenlernen mussten. Insgesamt scheint das Team nicht genug Typen zu haben, die sich mit den gefragten Tugenden gegen den drohenden Abstieg wehren können. In der Winterpause sollte die Mannschaft mit zwei entsprechenden Akteuren verstärkt werden. Verzichtbare Spieler gibt es im Moment noch ein paar mehr.