St. Paulis Aufsichtsratschef Marcus Schulz nimmt Stellung zu den Vorwürfen des scheidenden Präsidiums und mahnt zur Sachlichkeit

Hamburg. Das große Abendblatt-Interview mit den fünf, nur noch bis zur Jahreshauptversammlung am 16. November amtierenden Präsidiumsmitgliedern des FC St. Pauli (Sonnabend-Ausgabe) hat innerhalb des Clubs für viel Diskussionsstoff gesorgt. In den einschlägigen Blogs und Fan-Foren werden einzelne Aussagen aufs Korn genommen und diskutiert. Für den Aufsichtsrat, der vor allem von Präsident Stefan Orth und dem für Sport zuständigen Vize-Präsidenten Jens Duve kritisiert wurde, nahm der Vorsitzende Marcus Schulz am Montag auf Nachfrage Stellung.

„Zunächst einmal möchte ich noch einmal betonen, dass das jetzige Präsidium über die Jahre einen sehr guten Job gemacht hat. Und wir als Aufsichtsrat wollen jetzt in der Schlussphase der Amtszeit auch keine Schlammschlacht“, sagte Schulz im Gespräch mit dem Abendblatt. Auf der anderen Seite aber nutzte Schulz die Gelegenheit, einige Aussagen, die im Interview getätigt wurden, zu kommentieren. Klar widersprach der Aufsichtsratsvorsitzende dabei der Darstellung Orths, der Aufsichtsrat habe seine Entscheidung gegen ihn und seine bisherigen Mitstreiter damit begründet, dass man künftig ein „linksalternatives Fan-Präsidium“ im Amt haben wolle.

„Diese Formulierung ist so nicht gefallen. Die Vokabel ,linksalternativ’ gehört auch gar nicht zu meinem aktiven Wortschatz. Und so bin ich auch nicht gestrickt“, sagte Schulz am Montag. „Zudem wären wir als Aufsichtsrat ja auch schlecht beraten, wenn wir als Aufsichtsrat das künftige Führungsteam unseres Clubs nach politischen Präferenzen aussuchen würden. Wichtig ist allein, dass das Präsidium auch künftig den FC St. Pauli gut führt. Dabei ist es egal, ob der Präsident rot, schwarz, grün, gelb oder kariert ist.“ Auch der Umstand, dass der designierte Präsident Oke Göttlich womöglich gut damit leben kann, als „linksalternativ“ bezeichnet zu werden, sei unerheblich. Dies sei bei der Auswahl des vom Aufsichtsrat vorzuschlagenden Präsidentschaftskandidaten überhaupt kein Kriterium gewesen.

Die politische Ausrichtung war laut Schulz kein Auswahl-Kriterium


Schulz relativierte zudem die Aussage Orths, das amtierende Präsidium habe noch im April einen Zehnjahresplan vorgelegt, der vom Aufsichtsrat „mit Begeisterung aufgenommen“ worden sei. „Dieser Zehnjahresplan war eine vom Aufsichtsrat gewünschte und gemeinsam von Präsidium und Aufsichtsrat aufgestellte, reine Finanzplan-Rechnung für die kommenden zehn Jahre unter verschiedenen Annahmen“, sagte Schulz. Dieser Plan könne nun auch für die künftigen Präsidien und Aufsichtsräte als Orientierung genutzt werden. Es seien darin auch verschiedene Stellschrauben genannt, mit Hilfe derer man auf künftige Entwicklungen reagieren könne.

Zum heiklen Thema einer Ausgliederung der Profiabteilung sagte Schulz, dass es dem Aufsichtsrat nicht darum gehe, für den FC St. Pauli ein solches Projekt auf den Weg zu bringen. „Ich sehe eine Ausgliederungs-Diskussion bei uns vielmehr in der Richtung, dass wir einen Weg finden, wie sich der FC St. Pauli auch künftig gegenüber den zahlreichen Clubs, die eine Ausgliederung vollzogen haben, behaupten kann“, sagte Schulz. Er konkretisierte damit seine im Sommer getätigte Äußerung, der Aufsichtsrat würde dem jetzt zur Wahl stehenden Präsidium unter Oke Göttlich eine zum Club passende Lösung eher zutrauen als dem bisherigen Führungsteam.

Kalla fällt mehrere Wochen aus


St. Paulis Defensivspieler Jan-Philipp Kalla erlitt beim 2:2 in Nürnberg in der Schlussphase bei einem Zusammenprall mit Max Dittgen einen Innenbandanriss im rechten Knie und wird mehrere Wochen ausfallen. Dies ergab am Montag die Untersuchung von Teamarzt Sebastian Schneider in der Endo-Klinik.