Der FC St. Pauli hält bei der 0:1-Niederlage bei Aufstiegsaspirant Fortuna Düsseldorf gut dagegen, kann aber seine Torchancen nicht nutzen

Düsseldorf. Die mitgereisten St.-Pauli-Fans im Düsseldorfer Stadion gaben bis zum Schlusspfiff alles – wie ihre Mannschaft. Sie versuchten, den Ausgleich gegen die Fortuna geradezu herbeizubrüllen, trieben ihre Jungs immer wieder nach vorne. Und die rannten und kämpften und versuchten – am Ende alles vergeblich. In der spannenden, ausgeglichenen Partie gegen den Aufstiegsaspiranten vom Rhein unterlagen die Kiezkicker durch das Tor von Michael Liendl (32.) mit 0:1 und gingen damit erstmals nach drei Spielen wieder mit einer Niederlage vom Platz.

„Wir hatten einige Situationen, wenn wir die besser ausspielen, dann haben wir hundertprozentige Torchancen“, sagte Trainer Thomas Meggle, „aber man kann es sich auswärts nicht leisten, klare Chancen auszulassen.“ Sein Düsseldorfer Kollege Oliver Reck atmete nach dem Schlusspfiff tief durch: „Wir wussten um die Stärke von St. Pauli. Sie waren immer gefährlich. Ich bin mit diesem Resultat natürlich sehr glücklich.“

Meggle stand erneut nur sein viel zitierter „kleiner illustrer Kreis“ an einsatzbereiten Profis zur Verfügung. Sören Gonther und Bernd Nehrig kehrten in den Kader zurück, hatten jedoch noch nicht die Fitness für einen Startelfeinsatz. So vertraute Meggle exakt der Elf, die vor der Länderspielpause 3:0 gegen Union Berlin gewonnen hatte. Aufseiten der Fortuna fehlte die HSV-Leihgabe Jonathan Tah mit einer Muskelverletzung. Dafür stand in Recks Startformation der ehemalige St. Paulianer Christopher Avevor. Vor sieben Monaten hatte St. Pauli an gleicher Stelle einen 2:0-Auswärtserfolg gefeiert und dabei ein beeindruckendes Umschaltspiel gezeigt. Nur noch drei Spieler (Tschauner, Ziereis, Nöthe), die damals begonnen hatten, standen auch diesmal zum Anpfiff auf dem Rasen.

Während der Kiezclub seither von einem Aufstiegskandidaten ins Zweitliga-Mittelfeld abgerutscht war, entwickelte sich Düsseldorf umgekehrt zu einem Spitzenteam. Der tabellarische Unterschied wurde vor den 36.255 Zuschauern in der Esprit-Arena ab Mitte der ersten Hälfte offenkundig. Beide Teams taten sich zunächst im Aufbauspiel schwer, vergaben aussichtsreiche Situationen durch Fehlpässe. Nach acht Minuten kam die Fortuna erstmals vor das Tor der Hamburger, Michael Liendl prüfte Schlussmann Philipp Tschauner aus 20 Metern. Fast im Gegenzug kam der FC St. Pauli zu seiner besten Gelegenheit im ersten Abschnitt. Daube hatte auf der Außenbahn fein auf Marc Rzatkowski durchgesteckt, dieser im Rückraum zentral Alushi bedient. Der Spielmacher traf den Ball aus elf Metern freistehend jedoch nicht voll und vergab. „Die muss ich machen. Der einzige Unterschied zur Fortuna war, das wir unsere Torchancen nicht genutzt haben“, ärgerte sich Alushi.

Unter den Augen der U23- und U19-Bundestrainer Horst Hrubesch und Marcus Sorg verlor das Meggle-Team anschließend die Ruhe in der Defensive. Ein unbedrängtes Zuspiel von Kurt in die Spielmitte leitete nach 27 Minuten eine Riesenchance für Joel Pohjanpalo ein. Vier Minuten später brachte Charlison Benshop den Ball über die Linie, hatte zuvor jedoch Ziereis gefoult.

Nur Sekunden später war es Thy, der die verdiente 1:0-Führung der Fortunen ermöglichte. Der umfunktionierte Linksverteidiger rettete den Ball vor dem Seitenaus, schenkte ihn so jedoch dem Gegner. Lukas Schmitz flankte schlussendlich in die Mitte, wo Liendl per Direktabnahme traf. „Im Nachhinein muss man sagen, dass ich mich da falsch entschieden habe“, gab Thy zu.

In einer nach der Pause äußerst hektischen Partie mit einer Flut an Gelben Karten kam St. Pauli fast übermotiviert wirkend aus der Kabine. Schiedsrichter Frank Willenborg musste im Minutentakt auf Freistoß für den Gastgeber entscheiden. Die Reck-Elf agierte routinierter und mit technischer Klasse weiter feldüberlegen, ohne dabei jedoch mit dem zweiten Treffer nachzulegen.

So kam St. Pauli nach einem feinen langen Ball von Daube auf Budimir zur großen Ausgleichschance. Aus dem Lauf traf der Kroate jedoch nur das Außennetz (54.). Besser machte es in der 72. Minute der eingewechselte Verhoek. Eine lange Freistoßflanke setzte er mit dem Kopf ins rechte Toreck. Der Treffer zählte jedoch nicht, weil der Niederländer Zentimeter im Abseits stand. Zehn Minuten später verpasste er erneut knapp das 1:1. „In der ersten Hälfte waren wir nicht präzise genug“, sagte Meggle, „aber am Ende sind wir super zurückgekommen. Es war ein super Auftritt von den Jungs.“

Die Kiezkicker riskierten in der Schlussphase mit den offensiven Einwechslungen Maiers und Verhoeks im Schlussdrittel mehr, eröffneten so jedoch auch Räume für die Gastgeber, die zuvor in allen Heimspielen stets zwei Gegentreffer kassiert hatten. Benshop fehlten nach 78 Minuten nur Zentimeter zur Entscheidung. St. Pauli konnte sich trotz hohem Aufwand nicht mehr für die kämpferisch einwandfreie Leistung belohnen und bleibt weiter ohne Auswärtserfolg. Von ihren nimmermüden Fans wurden sie trotzdem gefeiert.