Enis Alushi übernimmt beim FC St. Pauli die Spielmacherrolle. Nationalspielerin und Ehefrau Lira glänzt bei Frankreichs Topclub

Hamburg. Für einen Besuch reichte die Zeit wieder einmal nicht. „Eigentlich wollte ich nach Paris fliegen, aber Lira hatte Sponsorentermine und muss in der Champions League ran“, sagt Enis Alushi. Die zwei freien Tage, die die Profis des FC St. Pauli nach dem Heimsieg über Union Berlin (3:0) erhalten hatten, musste er deshalb ohne Ehefrau Lira Alushi, vormals Bajramaj, verbringen. Seit 2013 sind der Mittelfeldspieler und die deutsche Fußball-Nationalspielerin verheiratet. Der Boulevard bezeichnete sie bereits als das Glamourpaar des deutschen Fußballs. Vor der Frauen-WM in Deutschland 2011 war ihre Liebe öffentlich geworden. Lira drehte Werbespots mit Mesut Özil und posierte auf Plakatwänden in den Großstädten, Enis jubelte ihr von der Tribüne aus zu.

Die beiden Fußballprofis unter einem Dach, das gibt es bei den Alushis jedoch nur selten. Ende August wechselte Enis vom 1. FC Kaiserslautern nach Hamburg. Welt- und Europameisterin Lira hatte kurz zuvor den 1. FFC Frankfurt verlassen und bei Paris Saint Germain unterschrieben. Statt einer halben Stunde mit dem Auto trennen die beiden nun eine Flugstunde. „Fußball steht nicht immer ganz oben. Man diskutiert schon darüber, ob man solch einen Schritt macht. Der Sport ist wichtig für uns, aber nicht alles. In Europa ist aber ja alles noch schnell erreichbar“, erzählt Alushi.

Schnell angekommen ist der 28-Jährige auch bei seinem neuen Club St. Pauli. Nach einer anfänglichen Zerrung debütierte er am vergangenen Sonnabend in der Startelf – und avancierte binnen 90 Minuten bereits zum neuen Spielmacher am Millerntor und bereitete den dritten Treffer durch John Verhoek vor. Mit enormer Passgenauigkeit (91 Prozent erfolgreiche Zuspiele), Tempovariationen, Laufstärke, viel Spielintelligenz und akustischen Führungsqualitäten beeindruckte der aus dem Kosovo stammende Kriegsflüchtling und dürfte sich bei Trainer Thomas Meggle einen Stammplatz erarbeitet haben. Um als Führungspersönlichkeit vorwegzugehen, dafür war Alushi verpflichtet worden – und jenen Anspruch hat auch er an sich. „Ich bin auf dem Platz sehr emotional, trage kein Schloss vor dem Mund“, hatte er schon bei seiner Vorstellung erklärt.

Das Zusammenspiel mit seinen Nebenleuten Dennis Daube und Okan Kurt ließ sich gegen Union äußerst harmonisch an, obwohl das Trio zuvor nie zusammen auf dem Platz gestanden hatte. „Ich weiß, wann ich das Spiel schnell machen kann, oder wann ich mal das Tempo herausnehmen muss“, beschreibt Alushi seine Qualitäten.

Nur wenige Stunden nach seinem großen Triumph in Hamburg machte es Lira in Frankreich ihrem Ehemann nach und bereitete beim 2:0-Sieg über Juvisy ebenfalls einen Treffer vor. Die Alushis, die beide die Rückennummer 19 tragen, sind zurück auf der Erfolgswelle. Dabei waren ihre Karrieren im September 2012 ins Stocken geraten. Zunächst hatte sich Enis im Zweitligaspiel für den FCK einen Kreuzbandriss zugezogen. Nur 72 Stunden später ereilte Lira im Bundesligamatch in Potsdam das gleiche Schicksal. Monatelang schufteten sie in einem Rehazentrum in Frankfurt gemeinsam für das Comeback. Eine Zeit, die beide zusammengeschweißt hat.

Nun, während der Saison, müssen sie sich vorrangig mit Telefonaten zufrieden geben. „Wir sprechen jeden Tag, auch über unsere Erlebnisse im Fußball“, sagt Alushi. Den Flieger nach Paris hat er seit dem Wechsel zu St. Pauli aber noch nicht bestiegen. Immerhin konnte Lira ihren Ehemann bereits in Hamburg besuchen.