St. Paulis neuer Trainer war schon als Spieler eine Leitfigur für die jungen Kollegen. Einst beschützte Thomas Meggle seinen damaligen Mitspieler Jan-Philipp Kalla als es zu einer Rudelbildung kam.

Hamburg. In drei von vier Halbzeiten, die der FC St. Pauli bisher unter seinem am vergangenen Mittwoch zum neuen Cheftrainer ernannten Thomas Meggle bestritten hat, wirkte Jan-Philipp Kalla mit. Beim 2:2 in Leverkusen am vergangenen Donnerstag spielte St. Paulis dienstältester Akteur je 45 Minuten als rechter und als linker Außenverteidiger, beim 11:1 am Sonnabend bei BW Löwenstedt war er in der ersten Hälfte noch einmal als linker Außenspieler der Viererabwehrkette gefragt.

Dies ist allein deshalb bemerkenswert, weil Meggles Vorgänger Roland Vrabec Kalla nicht mehr als Außenverteidiger betrachtet und ihn zuletzt als „Sechser“ im zentralen Mittelfeld eingesetzt hatte. Das 0:3 in Fürth, Vrabecs letztes Spiel vor seiner Beurlaubung, hatte Kalla allerdings von der Ersatzbank aus verfolgen müssen.

„Ich denke nicht unbedingt, dass Meggi jetzt mit mir als Außenverteidiger plant, sondern weiter eher zentral. Es gab ja ein paar verletzungsbedingte Ausfälle. Da wollte er mich wohl auch noch mal auf Außen sehen und sich einen Überblick verschaffen“, sagt Kalla.

Im aktuellen Team des FC St. Pauli gibt es keinen Akteur, der den 39 Jahre alten Meggle so lange kennt wie der elf Jahre jüngere Kalla. „Als ich 2007 zur ersten Mannschaft hochgezogen wurde, war Meggi mein direkter Ansprechpartner. Er hat mir und den anderen jungen Spielern Tipps gegeben. An ihm konnte man sich immer orientieren“, sagt Kalla heute. Einer dieser gut gemeinten Ratschläge sei zum Beispiel gewesen, auf dem Feld nicht irgendwelche schwierigen Aktionen zu versuchen, sondern erst einmal das Einfache, das man gelernt hat, sicher zu zeigen.

Ganz besonders beeindruckt hat Jan-Philipp Kalla allerdings eine andere Aktion Meggles. „Es war in meinem ersten Zweitligajahr, als es im Spiel gegen Freiburg nach einem Foul an mir zu einer Rudelbildung kam. Ich weiß noch sehr genau, dass in dieser Szene Meggi sofort dazukam und sich schützend vor mich stellte. Das hat mich sehr beeindruckt“, erzählt Kalla.

Obwohl Thomas Meggle, ausgestattet mit einer feinen Balltechnik, eher als offensiv ausgerichteter Mittelfeldspieler wirkte, bezeichnet Kalla ihn zu Recht auch als „Kampfschwein“. „So einen Spieler will man einfach gern in seiner eigenen Mannschaft haben und besser nicht beim Gegner“, sagt Kalla über seinen aktuellen Vorgesetzten.

In St. Paulis erster Mannschaft hat Kalla jetzt seinen sechsten Cheftrainer. „Von jedem nimmt man ein bisschen was mit. Dankbar bin ich besonders Andreas Bergmann, der mich seinerzeit vom SC Concordia geholt hat und unter dem ich auch das erste Spiel in unserer ersten Mannschaft gemacht habe“, sagt Kalla, der danach Holger Stanislawski, André Schubert, Michael Frontzeck und bis vor einer Woche Roland Vrabec erlebte.

Grundsätzlich, so Kalla, sei der Trainerjob auch für ihn eine Option für die Zeit nach der Spielerkarriere: „Ich weiß aber nicht, ob es das Profigeschäft sein muss. Eher glaube ich, dass mir die Jugendarbeit mehr liegt.“