Der FC St. Pauli und Trainer Roland Vrabec stehen beim Spiel in Fürth unter Druck. Neuzugang Enis Alushi ist im Kader

Hamburg. Als der Tross des FC St. Pauli am Sonntagmittag den ICE gen Süden bestieg, war auch Enis Alushi dabei. Die erste Dienstreise für seinen neuen Arbeitgeber führte den Mittelfeldspieler nach Fürth. Hier steht an diesem Montag (20.15 Uhr/Sky und Sport1 live, Liveticker abendblatt.de) das durchaus wegweisende Auswärtsspiel der Hamburger bei der SpVgg Greuther Fürth auf dem Programm.

Die insgesamt fünf Trainingseinheiten, die der 28 Jahre alte Alushi seit Donnerstagmorgen mit seinen neuen Kollegen absolvierte, überzeugten Cheftrainer Roland Vrabec offensichtlich davon, dass der Mitte vergangener Woche vom 1. FC Kaiserslautern verpflichtete Profi eine Soforthilfe für sein Team sein kann. Die Entscheidung, ob Alushi auch schon in der Startformation stehen wird oder eine Option ist, um im Laufe des Spiels einzugreifen, wird Vrabec kurzfristig treffen.

In jedem Fall ist Alushi für den Trainer der Hoffnungsträger im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Saison. Zeigten die bisherigen Spiele deutlich auf, dass es dem Millerntor-Team sowohl im spielerischen Bereich als auch in Sachen Präsenz, Mut und Selbstsicherheit mangelte, so soll Alushi nun der Spielertyp sein, der vorangeht und seine Nebenleute mitzieht.

Aufgrund dieser ihm zugerechneten Fähigkeiten war Enis Alushi auch der Wunschspieler von Trainer Vrabec für eine kurzfristige Verpflichtung vor dem Transferschluss an diesem Montag, nachdem er das strukturelle Manko innerhalb seines Kaders in den ersten Saisonspielen erkannt hatte. Dabei könnte es allerdings passieren, dass es der seit November amtierende Cheftrainer in dieser Funktion gar nicht mehr erleben wird, wie Alushi zu seiner Bestform aufläuft.

Auch wenn es keiner der Verantwortlichen aussprechen will und Vrabec selbst immer wieder betont, er wisse nichts von einem Ultimatum, so scheint es unvermeidbar, dass eine Niederlage in Fürth, verbunden mit einer weiteren desolaten Vorstellung der Mannschaft, zu einer Entscheidung des Präsidiums gegen Vrabec führen würde.

In diesem Zusammenhang gibt es zwischen dem Cheftrainer und den Verantwortlichen auch gar keine größeren Unterschiede in der Bewertung der ersten drei Punktspiele. „Wir haben Rotz gespielt und haben vier Punkte, ohne zu wissen warum. Uns ist allen klar, dass wir nicht so weiterspielen können“, sagt Vrabec in einer erfrischenden Ehrlichkeit, wobei aus seiner Sicht die Mannschaft bisher nicht in der Lage war, die „guten Leistungen und das Selbstverständnis im Training“ auch dann zu zeigen, wenn es darauf ankommt, nämlich im Spiel. Als „Frage der Mentalität“ seiner Mannschaft bezeichnet Vrabec dieses Missverhältnis. Andere Beobachter lasten es eher Vrabec an, dass er der für Zweitligaverhältnisse nominell durchaus ordentlich besetzten Truppe bisher kein funktionierendes Spielsystem vor allem im Spiel nach vorn vermitteln konnte.

Aufgrund dieser Gemengelage steht die Partie in Fürth für Vrabec und seine Mannschaft unter dem Motto „Aufschwung oder Abgang“. Ausführlicher ausgedrückt heißt dies: Sollte die St.-Pauli-Mannschaft an diesem Abend keine Steigerung gegenüber den ersten drei Punktspielen der Saison zeigen, dürften die Verantwortlichen die nach dem Fürth-Match folgende, knapp zweiwöchige Punktspielpause nutzen, um eine Alternative für die Cheftrainerposition zu suchen.

Neben den möglichen neuen Impulsen durch Enis Alushi ruht eine gewisse Hoffnung auch auf der vordergründigen Konstellation des Spiels in Fürth. „Wir gehen nicht als Favorit in das Spiel. Es könnte uns ganz guttun, dass niemand die Erwartung hat, dass wir 3:0 oder 4:0 gewinnen“, sagt Trainer Vrabec. Bisher war sein Team in den Spielen gegen den FC Ingolstadt (1:1), beim VfR Aalen (0:2) und gegen den SV Sandhausen (2:1) eher als Sieganwärter auf den Platz gegangen.

Ideal ist auch der Saisonstart für die Fürther nicht verlaufen. Dem 1:1 in Bochum folgte ein furioses 5:1 gegen den Lokalrivalen 1. FC Nürnberg und jüngst eine 0:2-Niederlage in Ingolstadt. Somit weisen auch die Franken, die im Mai den Bundesliga-Aufstieg in den Relegationsspielen gegen den HSV nur knapp verpasst hatten, wie St. Pauli vier Punkte auf. „Ich erwarte, dass die Fürther nach der Niederlage in Ingolstadt gegen uns sehr aggressiv spielen und versuchen werden, uns früh im Aufbauspiel zu stören“, sagt Vrabec.

Angesichts der kuriosen Tabellensituation haben nun beide Teams an diesem Montag die Chance, mit einem Sieg bis auf einen Punkt an den neuen Tabellenführer VfL Bochum heranzurücken, aber dennoch nur auf den siebten Platz zu springen. Bei einer Niederlage aber fände sich der FC St. Pauli nur auf Rang 14 wieder. „Ein positives Ergebnis würde uns weiterbringen“, sagt Trainer Vrabec. Diese Erkenntnis trifft ganz sicher auch auf ihn selbst zu.