Vor dem Heimspiel gegen Sandhausen erinnern sich St. Paulis Außenverteidiger und sein Kollege Marc Rzatkowski an den bisher letzten Liga-Erfolg, der ausgerechnet gegen den heutigen Gegner gelang.

Hamburg. Wer war der bisher letzte Siegtorschütze des FC St. Pauli in einem Zweitligaspiel? Wer die Antwort auf diese Frage nicht sofort parat hat, muss sich nicht grämen, denn sogar der betreffende Spieler selbst war sich darüber gar nicht so im Klaren, dass sein Tor zum 3:2 am 5. April in Sandhausen den bislang letzten Erfolg der Kiezkicker markiert hat. „Ist das wirklich so“, fragte Marc Rzatkowski, 24, jetzt ungläubig, als er vom Abendblatt darauf angesprochen wurde.

An das Tor selbst, bei dem er den Ball nach einem Spreizschritt mit dem linken Fuß nicht ganz optimal traf, aber ins rechte untere Eck des Sandhausener Tores bugsierte, kann sich Rzatkowski natürlich noch gut erinnern, ebenso wie an ein früheres Spiel gegen denselben Gegner. „In der Saison davor habe ich mit dem VfL Bochum sogar 5:2 gegen Sandhausen gewonnen und dabei selbst gleich zwei Tore geschossen“, erzählt der quirlige Mittelfeldspieler.

An diesem Freitag (18.30 Uhr, Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) heißt der Gegner für Rzatkowski und seine Kollegen wieder SV Sandhausen. Da könnten die positiven Erinnerungen durchaus hilfreich sein, um optimistisch und selbstbewusst ins Spiel zu gehen. Dies gilt auch für Außenverteidiger Sebastian Schachten. Der 29-Jährige hatte bei jenem Spiel im April in Sandhausen mit einem Volleyschuss aus vollem Lauf das zwischenzeitliche 2:2 erzielt und damit die Grundlage für die Wende in dieser Partie gesorgt. „Es war damals ein Sieg des Willens“, erinnert sich Schachten.

Auf den Willen wird es auch an diesem Freitagabend wieder ankommen, um den ersten Punktspielsieg in dieser Saison zu feiern. „Sandhausen wird ein unangenehmer Gegner sein, der sehr tief und kompakt stehen und auf unsere Angriffe warten wird. Das wird eine Herausforderung für uns“, sagt Schachten. Diese Einschätzung bestätigt auch Sandhausens Trainer Alois Schwartz. „Wenn wir aus einer kompakten Defensive spielen können, tun wir uns leichter“, sagte er jetzt vor der Partie im Millerntor-Stadion.

St. Pauli erwartet defensiven Gegner


In den letzten Trainingseinheiten an den Tagen vor dem Heimspiel hat Cheftrainer Roland Vrabec speziell Spielzüge einstudieren lassen, um auch eine vielbeinige Abwehr aus den Angeln zu heben. „Wir haben Lösungen an die Hand bekommen, wie wir einen defensiv eingestellten Gegner erfolgreich bespielen können“, sagt Sebastian Schachten, ohne in diesem Punkt konkreter werden zu wollen. „In Sandhausen wird ja schließlich auch Zeitung gelesen.“

Im Wesentlichen aber wird es darum gehen, das Spiel möglichst zügig von einer Seite auf die andere zu verlagern, um den Außenverteidigern – rechts Schachten und links Daniel Buballa – auch den nötigen Raum für ihre Sprints über die Flügel zu geben. Daran hatte es zuletzt gemangelt. Vor allem Buballa konnte sich als spurtstärkster Spieler des gesamten St.-Pauli-Kaders kaum einmal so in Szene setzen, wie er es zuvor in den Testspielen eindrucksvoll gezeigt hatte.

Am vergangenen Sonnabend im DFB-Pokal-Spiel gegen den Oberligisten Optik Rathenow lief es auch in dieser Hinsicht schon besser, Buballa gab beim 3:1-Sieg die Vorlage zu einem Treffer. Rzatkowski und Schachten geben sich in der Einschätzung des Erfolges im Pokal sehr realistisch. „Wir werden das Spiel sicher nicht überbewerten. Aber es war von der Situation her auch kein einfaches Match für uns. Wir haben es als haushoher Favorit geschafft, dem Druck standzuhalten“, sagt Rzatkowski. „Es war ein Spiel, das entscheidend war, weil es darum ging, weiterzukommen oder auszuscheiden. Deshalb sind wir mit einem positiven Gefühl aus dem Spiel gegangen, unabhängig davon, in welcher Liga der Gegner spielt. Schließlich sind ja andere Mannschaften an unterklassigen Teams gescheitert.“

Schachten warnt vor Sandhausen


Sebastian Schachten bewertet es als positiv, dass sich die Mannschaft der kritischen Lage bewusst war und auf das Spiel fokussieren konnte. Dies müsse nun gegen Sandhausen ebenso umgesetzt werden. „Wir sind nach dem Erfolg in Rathenow mit einem guten Gefühl in die Woche gegangen. Das war gut für die Stimmung, darf aber mit dem Anpfiff keine Rolle mehr spielen“, sagt Schachten. Gleichzeitig warnt er davor, zu glauben, die Sandhausener seien verunsichert, weil sie in der Liga auch erst einen Punkt nach zwei Spielen aufweisen und im DFB-Pokal beim Zweitliga-Absteiger Bielefeld 1:4 verloren: „Sie haben den Wettbewerb abgehakt und werden sich voll auf uns konzentrieren. Das wird für sie ein ganz anderes Spiel.“

Schachten und Rzatkowski ist es nicht entgangen, dass eine Niederlage für Cheftrainer Roland Vrabec negative Konsequenzen haben könnte. „Wir sind sehr zufrieden mit Rolands Arbeit. Ich finde es gut, dass er ein Trainer ist, der mit der Mannschaft und einzelnen Spielern redet. Es gibt einen ständigen Austausch, wir besprechen viele Dinge“, sagt Schachten und widerspricht der These, es habe nach der Niederlage in Aalen eine Krisensitzung des Mannschaftsrates mit dem Trainer gegeben. Entscheidend sei an diesem Freitag vielmehr, mit einem mutig und aktiv geführten Heimspiel die eigenen Fans mitzuziehen. Am Ende dürfe dann gern wieder ein „Sieg des Willens“ stehen.