Generalprobe gegen Celtic Glasgow gelingt dank Nöthe-Treffer mit 1:0. Doch vor allem die defensive Stabilität sorgt für Zuversicht.

Hamburg. Sie durften sich fühlen wie Popstars. Knapp drei Stunden lang schrieben die Zweitligaprofis des FC St. Pauli am Sonnabendabend auf dem Vorplatz des Millerntors Autogramme für Tausende Fans. Die Unterschriften der Akteure, die sieben Tage später gegen den FC Ingolstadt (Sa., 15.30 Uhr) die neue Spielzeit einläuten, waren heiß begehrt. Die vorangegangene Saisoneröffnungspartie gegen Celtic Glasgow hatte zumindest ergebnistechnisch die Vorfreude steigern können. Mit dem 1:0 (1:0) hatte die Mannschaft erstmals seit dem 3. März (2:1 gegen Union Berlin) wieder ein Heimspiel am Millerntor gewonnen – und blieb somit in der gesamten Vorbereitung ungeschlagen.

Vor der für ein Testspiel außergewöhnlichen Kulisse von 21.402 Zuschauern, darunter rund 1500 Celtic-Fans, lieferte St. Pauli zumindest einige gute Argumente, warum das Team auch künftig wieder in der Spitzengruppe des Fußball-Unterhauses mitmischen wird. Die Schotten, die ohne ihre gesamte Stammelf um die Stars Teemu Pukki, Mikael Lustig und Scott Brown angetreten waren, brachten die Defensivabteilung der Hamburger nur selten in Verlegenheit.

„Defensiv haben wir das ordentlich gelöst. Gerade in der ersten Hälfte haben wir kaum etwas zugelassen“, lobte Trainer Vrabec. Angeführt von St. Paulis neuem Innenverteidiger-Duo Sören Gonther und Lasse Sobiech und den Sechsern Christopher Buchtmann und Jan-Philipp Kalla verteidigte das Team gegen eine robuste Celtic-Elf, in der sich die Ersatzspieler beweisen sollten, unaufgeregt souverän. Vor allem Rückkehrer Sobiech stellte seine Klasse unter Beweis, gewann fast all seine Kopfballduelle. „Lasse hat das gut gemacht, ist ein Turm in der Abwehr und hat auch einen guten Spielaufbau nach vorne“, erklärte Vrabec nach der Partie, „doch er hat auch noch Luft nach oben“.

Weil die gegen Celtic ebenfalls starken Außenverteidiger Daniel Buballa und Sebastian Schachten für die richtige Mischung aus offensiver Laufkraft und defensiver Stabilität stehen, dürfte St. Paulis Abwehrverbund zu den stärksten der Liga gehören. „Die defensiven Abläufe haben sehr gut funktioniert, auch die Stürmer haben richtig gut mitgearbeitet“, lobte auch Kapitän Gonther. Glück brauchte St. Pauli lediglich einmal, als Tom Trybull Callum Waters im Strafraum gefoult hatte, Bahrudin Atajic aber den fälligen Elfmeter über das Tor schoss (87.).

Ob St. Paulis Abschlussschwäche künftig jedoch der Vergangenheit angehört, konnte die Partie gegen Celtic noch nicht beantworten. Wieder einmal erspielte sich die Heimelf zu wenig Gelegenheiten. Die 1:0-Führung durch Stürmer Christopher Nöthe in der 37. Minute markierte die erste echte Torchance. Schachten hatte gegen Eoghan O’Connell an der Torauslinie stark den Ball erobert und zurück auf Nöthe gelegt, der im Strafraum flach ins Eck einschieben konnte. Doch im Verlauf blieben vielversprechende Ansätze ohne Ertrag. Neuzugang Michael Görlitz deutete mit zwei Tempodribblings (48./49.) seine Qualitäten an, der eingewechselte Lennart Thy musste nach 53 Minuten im Überzahlspiel seine Mitspieler in Szene setzen, anstatt allein ins Duell zu gehen. Die größte Gelegenheit zum vorentscheidenden 2:0 vergab jedoch Dennis Daube, der nach starker Einzelleistung frei an Torwart Lukasz Zaluska scheiterte. „Dennis hätte da ein Tor machen müssen“, gab auch Vrabec zu.

Auf den avisierten neuen Torjäger muss der Coach weiterhin warten. Mit Nöthe, Thy und John Verhoek stehen aktuell nur drei Angreifer im Kader. Der Kroate Ante Budimir und der bundesligaerfahrene Olivier Occean gelten als Kandidaten. „Ich bin ganz entspannt“, sagt Vrabec, „die drei Stürmer machen das sehr gut, wir können auch so in die Saison gehen.“

Gegen Ingolstadt in einer Woche wird deshalb voraussichtlich dieselbe Elf auf dem Rasen stehen, die gegen Celtic für eine gelungene Generalprobe sorgte. So könnte auch der 21-jährige Bentley Bexter Bahn dann wieder als offensiver Linksaußen beginnen. „Er hat seine Chance genutzt, auch wenn er noch etwas zurückhaltend war“, sagte Vrabec: „Er ist eine Option für nächste Woche.“ Zwischen ihm und Sebastian Maier und den Stürmern Verhoek und Thy laufen die letzten beiden Positionskämpfe. Mit einem aggressiven Auftritt verschaffte sich Verhoek am Sonnabend Vorteile. „Man merkt, dass das Zusammenspiel mit Chris (Nöthe/d.Red.) gut funktioniert“, befand Vrabec.