St. Paulis Routinier Florian Kringe hat Freude an der Aufgabe, die jungen Spieler zu führen

Villach . Ein bisschen wundern muss sich Florian Kringe immer noch, dass er – nach dem 33 Jahre alten Innenverteidiger Markus Thorandt – nun schon der zweitälteste Spieler im Profikader des FC St. Pauli ist. „Das war früher anders“, sagt der heute 31-jährige Kringe und erinnert sich dabei an seine Anfangszeit im Profifußball bei Borussia Dortmund. „Da gehörten noch die Weltmeister von 1990, Jürgen Kohler und Stefan Reuter, zum Team. Die waren 2001, als ich erstmals im Profikader mittrainieren durfte, 36 und 35 Jahre alt. Das war völlig normal“, sagt Kringe.

Seither hätten sich aber, so Kringe, immer mehr Clubs getraut, eher ganz jungen Spielern eine Chance zu geben, als mittelmäßige Spieler mittleren Alters zu verpflichten. „Dank der Nachwuchsleistungszentren sind die Jungen heute auch schon im taktischen Bereich sehr gut geschult“, sagt Kringe weiter.

Im Herbst seiner Karriere ist der gebürtige Siegener im dritten Jahr bei einem Club, der die Philosophie verfolgt, eher auf jüngere einheimische Spieler zu setzen. Daher ist es nur logisch, dass er nach dem Karriereende von Fabian Boll, 35, nun mit Thorandt das Seniorenduo des Kiezclubs bildet.

Doch Florian Kringe nimmt die mit dieser Rolle verbundenen Aufgaben an. „Wir haben vor der Saison, als es um den neuen Vertrag ging, lange darüber gesprochen“, berichtet Kringe. Er soll eine Führungsrolle übernehmen, und dies vor allem während des Trainings sowie abseits des Platzes, aber nicht zwingend während der Spiele. „In welchem Umfang ich bei Punktspielen auf dem Platz sein werde, ist eine andere Frage. Ich bin da jetzt recht entspannt“, sagt Kringe mit der Erfahrung von insgesamt 192 Spielen in der Ersten und 84 Partien in der Zweiten Liga.

Schon vorige Saison gehörte Kringe oft nicht zu St. Paulis Startelf oder wurde vorzeitig ausgewechselt. Dass er als Mittelfeldspieler in seinen insgesamt 24 Einsätzen, von denen nur vier über volle 90 Minuten gingen, fünf Treffer erzielte, spricht für seine Qualität und Effektivität. Kringe ist passsicher, kann den Ball behaupten und torgefährlich sein. Dass er nicht der schnellste Akteur der Liga ist und auch kein Ausdauerwunder, ist ebenso bekannt.

So hat er es nun akzeptiert, dass er seltener zum Einsatz kommt, wenn es mit den jüngeren Spielern gut läuft: „Im Training gebe ich den Jungen schon mal den einen oder anderen Tipp und freue mich dann, wenn sie es beim nächsten Mal umsetzen.“

Überhaupt hält Kringe eine ganze Menge von der Mannschaft, mit der der FC St. Pauli in zwei Wochen mit dem Heimspiel gegen den FC Ingolstadt 04 (2. August, 15.30 Uhr) in die neue Saison starten wird. „Wir haben richtig gute Typen und keine Chaoten. Das macht total Spaß mit ihnen, die Jungs haben einen klasse Charakter“, sagt er und zählt den Kiezclub zu den diesmal acht bis neun Teams, die um den Bundesliga-Aufstieg kämpfen könnten. „Es ist vielleicht ein Vorteil für uns, dass wir diesmal nicht so viele neue Spieler dazu bekommen haben. Da fällt es leichter, früh den Feinschliff zu bekommen.“

Der FC St. Pauli besiegte im Testspiel den österreichischen Drittligisten Austria Klagenfurt mit 3:1 (1:1). Lennart Thy (20. Minute), Sebastian Maier (76.) und Kyoung Rok-Choi (89.) trafen für die Braun-Weißen im Wörthersee-Stadion, einer EM-Spielstätte von 2008. Fabian Miesenböck (28.) hatte vor etwa 500 Zuschauern zwischenzeitlich den Ausgleich erzielt.