Zu seinen Auswärtsspielen muss der FC St. Pauli in der neuen Saison der Zweiten Liga mehr als 18.000 Kilometer zurücklegen

Hamburg. Am 4. Mai waren die Fußballprofis des FC St. Pauli in den für sie zweifelhaften Genuss gekommen, unmittelbare Zeugen einer Meisterehrung zu sein. Bei strahlendem Sonnenschein erhielten die Spieler des 1. FC Köln im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion die einer Radkappe ähnelnden Meisterschale der Zweiten Liga. Unmittelbar zuvor hatten die Kölner das Hamburger Team zur Freude ihrer aufstiegstrunkenen Anhänger mit 4:0 gedemütigt.

Schon bevor am ersten August-Wochenende die neue Spielzeit in der Zweiten Liga beginnt, können die St. Paulianer völlig unabhängig von ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit einen Titel in ihrer Spielklasse auf jeden Fall erneut für sich verbuchen. Sie haben zu ihren Auswärtsspielen mehr Kilometer als anderen 17 Clubs der Liga zurückzulegen. Schlimmer noch: Durch die insgesamt fünf aus der Ersten Bundesliga und der Dritten Liga neu in die Spielklasse gekommenen Teams haben sich die Strecken zu den Auswärtsstadien und zurück noch einmal um 1074 Kilometer verlängert. Damit kommt der FC St. Pauli in der anstehenden Saison jetzt auf mehr als 18.000 Kilometer, um – vom heimischen Millerntor-Stadion aus gerechnet – zu den Arenen der 17 Konkurrenten und zurück zu gelangen.

Besonders krass wirkt sich bei dieser Betrachtung aus, dass der 1. FC Heidenheim als Meister der Dritten Liga den in der Zweitliga-Relegation an Darmstadt 98 gescheiterten DSC Arminia Bielefeld ersetzte. Die Ostwestfalen waren in der vergangenen Saison mit 250 Kilometern Entfernung, also 500 zu fahrenden Kilometern, für den FC St. Pauli der nächstgelegene Konkurrenzclub. Um auf der Straße zum Heidenheimer Voith-Stadion zu kommen, sind nun 656 Kilometer, also mit Rückweg 1312, zurückzulegen.

Künftig werden die 197 Kilometer zum Braunschweiger Eintracht-Stadion die kürzeste Reise für die Kiezkicker bedeuten. Der Bundesliga-Absteiger aus Niedersachsen aber ist auch schon der einzige Zweitligaverein, der in einem Nachbarbundesland von Hamburg angesiedelt ist. Hinzu kommt, dass es künftig auch nur noch zwei statt bisher fünf Reisen ins gut erreichbare Nordrhein-Westfalen geben wird, nachdem Köln und Paderborn auf- sowie Bielefeld abgestiegen ist. Dagegen geht es jetzt jeweils viermal nach Baden-Württemberg (Karlsruhe, Sandhausen, Aalen, Heidenheim) und Bayern (Fürth, Nürnberg, Ingolstadt, München) sowie je zweimal nach Sachsen (Aue, Leipzig) und Hessen (Frankfurt, Darmstadt).

Wie schon in der vergangenen Saison sollen auch diesmal der Mannschaft Busreisen von sieben Stunden und mehr erspart bleiben. Stattdessen werden die großen Entfernungen per Flugzeug oder Bahn zurückgelegt. Meist wartet dort dann der nur mit Material und Fahrern angereiste Mannschaftsbus für die kurzen Transfers zum Hotel und Stadion.

Die Zahl der Reisekilometer hätte sich für den FC St. Pauli übrigens bei einem Scheitern des HSV in der Bundesliga-Relegation gegen die SpVgg. Greuther Fürth auf einen Schlag um rund 1200 Kilometer reduziert. Den Titel des Reisemeisters hätte der Kiezclub dann allerdings auch an den großen Lokalrivalen verloren, weil der Weg von der Imtech-Arena des HSV am Volkspark zu den Stadien der Zweiten Liga geringfügig weiter ist als vom zentral gelegenen Millerntor-Stadion.