St. Paulis Außenverteidiger empfindet die Zuneigung der Anhänger als Verpflichtung

Hamburg. Etwas hart waren Sebastian Schachtens Waden am Mittwoch ja doch noch, nachdem er tags zuvor beim Laktattest des FC St. Pauli gemeinsam mit dem U23-Talent Bentley Baxter Bahn seine Kollegen fast in Grund und Boden gerannt hatte. „Das Laufen ist von jeher eine meiner Stärken, aber richtig Spaß wird mir die Rennerei sicher nie bringen, wenn kein Ball im Spiel ist“, sagte Schachten. Am Sonntag (13.30 Uhr) wird er im Heimspiel gegen den VfR Aalen wieder mit Ball am Fuß oder zumindest im Blick die Außenlinie im Millerntorstadion mit seiner typischen, leicht gebückten Körperhaltung auf und ab wetzen.

Am vergangenen Donnerstag hatte er das Geschehen beim 1:1 in Cottbus noch am heimischen Fernseher mitansehen müssen, weil er wegen einer Gelbsperre fehlte und nicht eingreifen konnte, als seine Kollegen die 1:0-Führung in der Schlussphase aus der Hand gaben. „Ich spreche nicht gern über Spiele, an denen ich nicht selbst beteiligt bin“, sagt Schachten ganz im Sinne des Teamgeistes, aber jeder kann sich vorstellen, dass der 29-Jährige auf dem Platz mit allen verbalen Mitteln versucht hätte, seine Kollegen in der entscheidenden Phase wachzurütteln, um die drei Punkte zu verteidigen. „Ich habe vor Ärger in die Tischkante gebissen. Es tat weh, so zwei Punkte zu verlieren“, sagt Schachten.

Wegen seines unermüdlichen Einsatzes verehren ihn die St.-Pauli-Fans inzwischen. Dazu mögen auch die drei Treffer beigetragen haben, die er seit Anfang März erzielt hat und ihn zum torgefährlichsten Spieler seines Teams in diesem Zeitraum haben werden lassen. Ein Transparent mit der Aufschrift „Fighting Schachter“ hing zuletzt beim Spiel gegen Kaiserslautern am Zaun der Südtribüne. „Mir hat ein Fan danach auch einen Aufkleber mit diesen beiden Worten geschenkt“, berichtet Schachten, der seit knapp drei Jahren bei St. Pauli ist und sich sehr gut vorstellen kann, auch bis zum Ende seiner Karriere hierzubleiben.

„Es freut mich richtig, solche Anerkennung zu spüren, und zeigt mir, dass ich hier bisher nicht so viel falsch gemacht habe. Aber es ist auch eine Verpflichtung für mich, immer weiter alles zu geben“, sagt Schachten. Am Sonntag will er seinen Teil dazu beitragen, die magere Heimbilanz mit bisher nur fünf Saisonsiegen aufzubessern.

Torwarttrainer Mathias Hain bestand am Mittwoch die sportärztliche Untersuchung, am Nachmittag absolvierte der 41-Jährige erstmals wieder ein spezielles Torhütertraining, um am Sonntag eventuell als Ersatzkeeper hinter Philipp Heerwagen zur Verfügung zu stehen. Eine Alternative wäre der 17 Jahre alte Svend Arvid Brodersen.