Innerhalb von vier Tagen trifft St. Pauli auf die Konkurrenten Paderborn und Fürth. Ex-Coach Schubert warnt vor Meha. Die Drucksituation schien St. Pauli zuletzt zu lähmen.

Hamburg. Die Spielplaner der Deutschen Fußball-Liga hätten es besser kaum treffen können. Innerhalb von nur vier Tagen fordert der Tabellenvierte FC St. Pauli den drittplatzierten SC Paderborn (Dienstag/17.30 Uhr) und den Zweiten Greuther Fürth (Freitag, 18.30 Uhr) heraus. Eine Woche, in der die Hamburger einen großen Schritt in Richtung Bundesligaaufstieg machen oder aber den Kontakt zur Spitzengruppe verlieren könnten. André Schubert kennt diesen Druck im Zweitligageschäft nur zu gut. Sowohl mit St. Pauli (2012) als auch mit den Paderbornern (2010) kämpfte der Trainer um den Sprung ins Oberhaus – und verpasste ihn als Vierter und Fünfter knapp.

„Derjenige, der sich den geringsten Druck macht, wird es schaffen“, glaubt Schubert. „Es gilt, die Nerven zu bewahren und möglichst nicht zu viel auf die Tabelle zu schauen“, sagt der 42-Jährige, der aktuell als ehrenamtlicher Sportvorstand des Regionalligisten Hessen Kassel fungiert. Geht es um die Partie in Paderborn, wo Schubert noch immer wohnt, so sieht er beide Teams auf Augenhöhe, warnt St. Pauli jedoch vor der Stärke des Gegners bei Standardsituationen. „Alban Meha ist ein herausragender Freistoßschütze und kann in jedem Spiel zum Dosenöffner für Paderborn werden“, erklärt Schubert. Der Albaner gilt als bester Künstler der Liga, wenn es um den ruhenden Ball geht. Schon fünfmal traf er in dieser Spielzeit per direktem Freistoß.

Doch auch bei Eckbällen sind die Ostwestfalen gefährlich. „St. Pauli muss Ecken und Freistöße unbedingt vermeiden, denn dort sind sie ja bekanntlich anfällig und der SC besonders stark“, warnt der Coach, der 43-mal für St. Pauli und 74-mal für Paderborn auf der Bank saß. Er erwartet am Dienstagabend ein temporeiches Spiel, „weil beide ein tolles Umschaltverhalten auszeichnet“.

Die Drucksituation, den Sprung auf Relegationsplatz drei schaffen zu können, schien St. Pauli zuletzt zu lähmen. Schubert glaubt deshalb, dass die schnelle Aufeinanderfolge der möglicherweise entscheidenden Partien ein Vorteil für St. Pauli sein kann. „Für einen Trainer ist es eine dankbare Aufgabe, denn du brauchst niemanden zu motivieren. Jeder Spieler ist heiß und fokussiert, denn es macht mehr Spaß, so schnell aufeinanderfolgend Topspiele zu haben, als sechs oder sieben Tage zu trainieren“, glaubt er.

Verunsicherung ob der mit dem 0:0 gegen Ingolstadt erneut verpassten Chance und dem erschreckend schwachen Auftritt sieht St. Paulis aktueller Coach Roland Vrabec vor der Partie in Paderborn, bei der Torjäger Fin Bartels (Kniescheibenfissur) und Bernd Nehrig (Bauchmuskelzerrung) fehlen werden, ebenfalls nicht. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Situation irgendwen nicht anstachelt“, sagt der 40-Jährige. „Wenn du beide Spiele gewinnst, hast du einen großen Schritt getan, aber auch bei zwei Unentschieden bist du noch nicht raus.“

Pfiffe am Millerntor, Kritik an der Ausrichtung in einem Heimspiel – die Stimmung kippte zuletzt ausgerechnet vor der Woche der Wahrheit. Vrabec sah sich gezwungen, noch einmal die Erwartungshaltung zu dämpfen. Tabellenführer Köln sei das Maß aller Dinge, und man liege nur sieben Punkte dahinter. „Das ist gar nichts, so schlecht sind wir also nicht“, sagte Vrabec. „Wenn wir Neunter wären, dürfte sich nach der Vorsaison auch niemand beschweren.“

Gleichwohl sind die Ansprüche nicht nur im Umfeld, sondern auch innerhalb des Vereins gestiegen. Der Aufstieg in dieser Saison ist kein Muss, doch mittelfristig soll sich das Team in der Bundesliga etablieren. Vrabec sieht mit Sorge jedoch die wachsenden Unterschiede zwischen den Ligen. Ein Blick auf die Kader von Köln oder Bundesligateams wie Nürnberg und Frankfurt zeige dies deutlich. „Das ist schon eine andere Welt“, sagt er.

Nur, weil die Konkurrenten aus Paderborn, Fürth, Kaiserslautern oder Karlsruhe ebenfalls äußerst unbeständig auftreten, darf St. Pauli trotz bereits acht (!) Niederlagen weiter vom kurzfristigen Klassentausch träumen. Als Schubert mit dem Kiezclub 2011/2012 um den Aufstieg spielte, hatte man auch auf Platz vier stehend zum selben Zeitpunkt der Saison bereits acht Punkte mehr auf dem Konto. Unter den 15.000 Zuschauern – lediglich 500 Gästekarten sind noch verfügbar – wird auch er sein, wenn „zwei Herzen in meiner Brust schlagen“. Ganz diplomatisch lautet Schuberts Tipp deshalb 3:3.

St. Pauli: Tschauner – Schachten, Gonther, Thorandt, Halstenberg – Buchtmann, Trybull – Rzatkowski, Maier – Thy, Verhoek. SC Paderborn: Kruse – Heinloth, Strohdiek, Hünemeier, Hartherz – Bakalorz, Vrancic – Meha, Brückner – Koc, Wurtz. Schiedsrichter: Stark (Ergolding).