Trainer Roland Vrabec ruft die entscheidende Phase der Saison aus und fordert Wiedergutmachung für Frankfurt. Stürmer Nöthe sagt: „Wer nicht aufsteigen will, der lügt“

Hamburg. Auf die branchenübliche Videoanalyse der vergangenen Partie hatte Roland Vrabec in dieser Woche verzichtet. „Das brauche ich mir nicht noch einmal anschauen, da bekomme ich nur wieder Kopfschmerzen“, sagte der Trainer des FC St. Pauli, immer noch angesäuert von der 0:1-Niederlage in Frankfurt. Vor dem zweiten Auswärtsspiel binnen sieben Tagen bei Fortuna Düsseldorf an diesem Sonntag (13.30 Uhr) haben die Verantwortlichen der Hamburger deshalb nicht weniger als einen Charaktertest ausgerufen.

„Meine Mannschaft muss sich jetzt entscheiden, wo sie stehen will. Will sie am Ende Zehnter oder Zwölfter werden oder wollen wir oben mitspielen, noch mehr erreichen“, machte Vrabec am Freitag unmissverständlich klar, worum es geht. „Wir sind in einer entscheidenden Phase, da brauchen wir ein Team, das gierig ist.“ Aktuell liegt St. Pauli auf Platz fünf weiterhin in Lauerstellung zu den Aufstiegsplätzen, doch die jüngste Pleite ließ erneut erhebliche Zweifel an der Reife der Mannschaft aufkommen.

Einen solchen spielerischen Rückschritt nach zwei Erfolgen in Serie (2:1 in Dresden, 2:1 gegen Union) wollte auch Sportchef Rachid Azzouzi nicht unkommentiert lassen. „Wenn wir zwei Spiele am Stück gewinnen, müssen wir auch noch heiß auf den dritten Sieg in Folge sein. Die Ansprüche steigen natürlich. Jeder Fußballer hat den Anspruch, in der Bundesliga zu spielen. Das ist der Traum eines jeden Profis. Wir sind auf Platz fünf, aber wir dürfen nicht gemütlich werden“, hatte Azzouzi Mitte der Woche erklärt.

Dem ehrgeizigen Duo Azzouzi/Vrabec missfiel vor allem die Körpersprache der Profis. „So können wir nicht auftreten“, sagte Vrabec, „das ist nicht der FC St. Pauli. Dieser Verein steht für Leidenschaft, für Spielfreude. Wir haben in Düsseldorf nun einiges gutzumachen.“ In der Partie vor 40.000 Zuschauern muss der Coach nun aber gleich auf sechs Akteure verzichten. Christopher Buchtmann, Fabian Boll und Dennis Daube fehlen verletzt, Marc Rzatkowski, Markus Thorandt und Tom Trybull müssen gesperrt zuschauen.

Vrabec wird sein System deshalb von einer Raute mit einem defensiven Mittelfeldspieler zu einer sogenannten flachen Vier mit zwei Sechsern umstellen. Bernd Nehrig, Jan-Philipp Kalla, Philipp Ziereis und Marcel Halstenberg bewarben sich unter der Woche für die zwei Posten. Die beiden Außenbahnen werden Jungprofi Sebastian Maier und Fin Bartels besetzen, im Sturm testete Vrabec Varianten mit Christopher Nöthe, Michael Gregoritsch und Lennart Thy. John Verhoek wird nach schwachem Auftritt in Frankfurt wohl auf der Bank Platz nehmen müssen. Erstmals werden in der Innenverteidigung Florian Mohr und Sören Gonther gemeinsam auflaufen.

Einer, der die geforderte Gier in sich trägt, ist Stürmer Nöthe. Vor der Partie in Frankfurt war er aus dem Kader gestrichen worden, nun hofft er auf einen Einsatz in Düsseldorf. „Wer jetzt sagt, er will nicht aufsteigen, der lügt“, erklärt der 26-Jährige. „Nach der durchwachsenen Vorsaison wäre ein vierter oder fünfter Platz auch zufriedenstellend, aber Zweiter oder Dritter natürlich noch besser.“ Worte, die dem Trainer gefallen dürften. In Düsseldorf müssen Taten folgen.

So könnte St. Pauli spielen: Tschauner – Ziereis, Mohr, Gonther, Schachten – Halstenberg, Nehrig – Bartels, Maier – Gregoritsch, Nöthe.