Der langjährige St.-Pauli-Trainer und -Sportchef arbeitet als Sportvorstand bei der Fortuna. Zwischen den beiden Clubs, die am Sonntag aufeinander treffen, sieht er zahlreiche Parallelen.

Düsseldorf/Hamburg. Natürlich, zwölfeinhalb Jahre in verschiedensten Positionen schüttelt man ja nicht so einfach ab. „Ich habe zum FC St. Pauli noch ein spezielles Verhältnis“, sagt also Helmut Schulte. Seit dem 1. Januar ist der ehemalige St.-Pauli-Trainer und -Sportchef bei Fortuna Düsseldorf als Sportvorstand tätig. An diesem Sonntag (13.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) trifft er erstmals seit der Trennung im Mai 2012 wieder auf seinen ehemaligen Club: „Klar, das ist für mich ein ganz besonderes Spiel.“

Schulte ist jovial, er ist offen, er redet mit den Fans beim Training, er geht auf sie zu, er schafft diese „Einer-von- Euch-Atmosphäre“. Die St.-Pauli-Fans kennen das. Die Düsseldorfer freuen sich. „Auch in Düsseldorf gibt es eine kreative Fanszene, die über den Tellerrand des 1:0 hinausdenkt“, sagt Schulte und man merkt: Das gefällt ihm, das kennt er, da fühlt er sich wohl. Der Sauerländer hatte ja schon als Kind Verbindungen nach Düsseldorf. Sein Vater hatte einen landwirtschaftlichen Betrieb und jedes Jahr dort auf dem Weihnachtsmarkt Tannenbäume verkauft.

Im Februar hat er eine Wohnung in Düsseldorf bezogen, „günstig zwischen Stadion und Stadt“. Helmut Schulte ist so gut angekommen bei der Fortuna, dass sein Vorgänger Wolf Werner am 3. Februar vorzeitig von dem Amt zurücktrat, obwohl er Schulte doch eigentlich bis Saisonende einarbeiten sollte.

Als im Herbst 2013 das Angebot kam, da empfand er das als die Wahl „zwischen Steak und Cordon bleu“. Denn das Jahr als Sportdirektor bei Rapid Wien, das war auch sehr schön: „Wir waren erfolgreich, ich habe mich sehr wohlgefühlt.“ Die Österreicher wollten den zum Jahresende auslaufenden Vertrag gerne verlängern. Aber Deutschland, Bundesliga, wenn auch zweite, das ist etwas anderes: „Ich habe mich auch für den Club aus NRW entschieden, weil ich da herkomme und weil ich hier etwas bewegen kann. “

Die Rahmenbedingungen bei Absteiger Düsseldorf lassen eine Rückkehr in die erste Liga mittelfristig möglich erscheinen. Schuldenfrei ist der Verein, das Stadion ist top, die Stadt wohlhabend, der Verein „Kult“, die Fans „anders“. Alles wie beim FC St. Pauli. Allerdings gibt es für Schulte einen wesentlichen Unterschied: „Fortuna ist der einzige Club in der Stadt, wir müssen liefern. Es geht mehr um das Ergebnis als um das Erlebnis. St. Pauli ist dagegen so im eigenen Biotop. Es gibt halt in Hamburg noch den anderen Verein.“

„Ich freue mich auf das Spiel“

Für Düsseldorf und St. Pauli gilt auch, was auf zahlreiche Vereine in der Grauzone zwischen erster und zweiter Liga zutrifft. Der wirtschaftliche Abstand zu den Etablierten wird immer größer, je länger man nicht dazugehört. „Außerdem“, sagt Schulte, „sind durch Hoffenheim und Wolfsburg in der Bundesliga dauerhaft Plätze von Vereinen besetzt, für die wirtschaftliche Sonderbedingungen gelten. Damit ist es für Clubs wie die Fortuna, St. Pauli aber auch Bochum oder Freiburg schwieriger geworden, in die Bundesliga zu kommen oder sich dort festzusetzen.“

In diesem Jahr ist der FC St. Pauli näher dran an den Aufstiegsplätzen, für die Fortuna gilt es darum, nicht wieder unten reinzurutschen. Punkte zu verschenken gibt es also nicht, dennoch wird Helmut Schulte viele Hände schütteln. „Es gibt noch ganz viele Menschen bei St. Pauli, mit denen ich zum Teil sehr lange zusammengearbeitet habe. Ich freue mich auf das Spiel.“