St. Paulis Routinier kann erfolgreiche Statistik vorweisen und hofft auf schnelle Vertragsverlängerung

Hamburg. Für gewöhnlich geben Fußballprofis wenig auf Statistiken. Dass man bis zum vergangenen Wochenende nie in Dresden punkten konnte: egal. Dass den FC St. Pauli nach dem 2:1-Sieg dort nun nur noch ein Punkt von Relegationsplatz drei trennt: angeblich völlig unwichtig. Florian Kringe jedoch hat beim Gespräch mit dem Abendblatt Zahlen parat, die durchaus eindrucksvoll sind. Seit Trainer Roland Vrabec im November am Millerntor übernahm, trat St. Pauli neunmal in der Zweiten Liga an. Fünf Siege stehen zwei Niederlagen und zwei Remis gegenüber. Kringes Hinweis: Erfolgreich war das Team immer dann, wenn er von Beginn an auf dem Feld stand. „Es wäre vermessen, wenn ich behaupten würde, dass es allein daran gelegen hat“, sagt Kringe zwar, „aber nüchtern betrachtet steht diese Statistik nun mal“.

Nach drei Spielen ohne jegliche Einsatzminute hatte Vrabec den 31-Jährigen in Dresden wieder in die Startelf beordert. Kringe zahlte es als Spielmacher mit seinem vierten Saisontor, jeder Menge Ruhe im Aufbauspiel und klugen Pässen zurück. „Es ist immer schön, ein Tor zu schießen und ich habe natürlich gehofft, ein gutes Spiel zu machen, wenn ich mal wieder randarf“, sagt er. Auch vom Coach gab es viel Lob: „Flo war wertvoll mit seiner Erfahrung und Routine. Er hat ein gutes Pass- und Positionsspiel gezeigt, seine Aufstellung gerechtfertigt. Er hat genau das umgesetzt, was ich erwartet habe.“

Dass Kringe vor der Winterpause und auch zum Jahresstart viermal nur Bankdrücker war, hatte ihn belastet. „Natürlich ist das frustrierend, und ich war nicht erfreut, aber als Teamspieler muss man sein Ego hinten anstellen“, sagt er. Vrabec habe ihm stets versichert, „dass er sich auf mich verlassen kann“. Das sei für ihn das Wichtigste. Denn: „Ich komme sehr gut mit dem Trainer klar.“

Schließlich war es Vrabec, der ihn zum Spielmacher im offensiven Mittelfeld umfunktioniert hatte. Eine Rolle, an der er inzwischen Gefallen gefunden hat. Gleichwohl habe ihn die Situation selbstverständlich nachdenklich gemacht. Schließlich läuft sein Vertrag beim FC St. Pauli am 30. Juni aus. „Wenn man keine Einsätze bekommt, kann man sich ja nicht für einen neuen Vertrag empfehlen und man beschäftigt sich damit“, gibt er zu.

Im vergangenen Jahr hatten sich Kringe und der Verein erst nach der Saison Ende Mai auf ein neues Arbeitspapier über ein Jahr Laufzeit einigen können. So lange will er diesmal nicht warten. „Ich bin 31 Jahre alt und nicht 19“, stellt er klar. „Aus meiner Sicht geht es deshalb nur darum, ob ich fit bin. Dann weiß man, was man bei mir bekommt. Ich möchte nicht bis zum Sommer warten müssen“, sagt Kringe.

Einen konkreten Zeitplan für Verhandlungen zwischen Sportchef Rachid Azzouzi und ihm gibt es bislang nicht. Im Wintertrainingslager im türkischen Belek führten beide erste Gespräche – Ausgang offen. Nach dem Karriereende von Fabian Boll und dem Weggang von Fin Bartels im Sommer zu Werder Bremen dürfte Kringe in der nächsten Saison als Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger (mit Borussia Dortmund) und mit der Erfahrung aus 192 Bundesligaspielen als Führungsspieler gefragt sein. Die zweifelsohne vorhandenen Schnelligkeitsdefizite macht er mit seiner Übersicht, einem feinen Fuß und neuerdings auch viel Gefahr vor dem gegnerischen Tor wett.