Der Neuzugang von Werder Bremen hofft, dass ihm Trainer Roland Vrabec so viel Vertrauen schenkt wie vor zwei Jahren Thomas Schaaf

Belek. Eines muss Tom Trybull ein für alle Mal klarstellen. „Mein Name kommt nicht aus dem Englischen“, sagt der neue Mittelfeldspieler des FC St. Pauli, „er stammt aus dem polnischen Raum, aber ich habe keine Verwandten in Polen.“ Der Zufall wollte es, dass der 20 Jahre alte Trybull gegen ein polnisches Team sein erstes Freiluftspiel für den FC St. Pauli bestritt. Beim 0:0 am Sonntag gegen Slask Wroclaw absolvierte er die ersten 45 Minuten als defensiver Mittelfeldspieler.

„Das ist auch meine Lieblingsposition. Ich denke, dass ich hier meine Stärken am besten ausspielen kann“, sagt Trybull, der aber auch als Innenverteidiger oder auf einem anderen Posten im Mittelfeld agieren kann. Auf jeden Fall machte der Anfang Januar von Werder Bremen zum FC St. Pauli gekommene Trybull bei seinem ersten Einsatz schon einmal deutlich, dass er den Kampf um einen Platz in der Mannschaft offensiv aufnehmen will. Mit einer aggressiven Zweikampfführung eroberte er ein paar Mal den Ball vom Gegner. Wenn die eigenen Verteidiger in Ballbesitz waren, kam er ihnen entgegen und forderte auf diese Weise den Ball, um einen Angriff seiner Mannschaft einzuleiten.

Eine Garantie, zur Startelf zu gehören, wenn St. Pauli am 9. Februar bei Arminia Bielefeld das erste Zweitligaspiel des Jahres 2014 bestreitet, hat Trybull allerdings nicht. Auf seiner „Sechser“-Position hat sich Christopher Buchtmann im vergangenen halben Jahr mit starken Leistungen so sehr etabliert, dass er weiter erste Wahl sein dürfte. Tom Trybull ist dennoch zuversichtlich, dass er seine Einsatzzeiten bekommen wird. Genau deshalb hatte er bereits in der Winterpause Werder Bremen verlassen und wollte nicht bis zum Sommer warten, obwohl er dann ablösefrei gewesen wäre. „In meinem Alter muss man spielen, um sich weiterzuentwickeln. Das geht nicht, wenn man auf der Bank oder gar auf der Tribüne sitzt. Darum kam es für mich auch überhaupt nicht infrage, dass ich meinen Vertrag in Bremen noch ein halbes Jahr lang aussitze“, sagt Trybull, der mit seinem Wechsel zu St. Pauli auch leichte finanzielle Einbußen hinnehmen musste.

„Das ist für mich aber zweitrangig“, sagt er. Zuletzt hatte Trybull bei Werder unter Trainer Robin Dutt nur zwei Kurzeinsätze in der Schlussphase erhalten und musste ansonsten mit Spielen in der Regionalliga-Mannschaft der Bremer vorliebnehmen. Und das, obwohl Werder mit erheblichen Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte. Doch Dutt setzte nicht auf Trybull.

Das war vor rund zwei Jahren unter Werders Trainer-Legende Thomas Schaaf ganz anders. Gemeinsam mit Niclas Füllkrug und Florian Hartherz bildete Trybull das Werder-Trio der „jungen Wilden“, die in der Bundesliga für Furore sorgten. In dieser Zeit erzielte Trybull ausgerechnet im Spiel beim HSV sein erstes und bisher einziges Tor im Profifußball. „Thomas Schaaf hat mich sehr gefördert. Als ich meine ersten Bundesligaspiele bestritten habe und dabei natürlich auch aufgeregt war, habe ich sein Vertrauen in mich gespürt. Das hat gutgetan“, erzählt der gebürtige Berliner, der über Rostock nach Bremen gekommen war.

Bei seiner Entscheidung für St. Pauli spielte auch die von Trainer Roland Vrabec verfolgte Fußball-Philosophie eine zentrale Rolle. „Er hat einen ähnlichen Plan wie Thomas Schaaf. Beide wollen gut und attraktiv nach vor spielen lassen“, sagt er.