Der 20 Jahre alte Mittelfeldprofi hat bis 2017 am Millerntor unterschrieben. Sein früherer Bremer Kollege sieht im Transfer nur Gewinner

Hamburg. Am Freitagmittag konnte Tom Trybull endlich tun, worauf er seit Tagen gewartet hatte: einen Vertrag beim FC St. Pauli zu unterschreiben. Nach der Rückkehr von Sportchef Rachid Azzouzi aus den Weihnachtsferien meldete der Kiezclub den Transfer von Werder Bremen als perfekt. Trybull unterschrieb bis 2017 und kostet rund 100.000 Euro Ablöse. Zudem erhalten die Bremer 25 Prozent Beteiligung an einem Weiterverkauf und im Falle eines Aufstiegs St. Paulis eine Sonderzahlung. Der Vertrag des 20-Jährigen wäre am Saisonende ohnehin ausgelaufen, Azzouzi erklärte nun: „Wir sind schon seit letztem Sommer im Kontakt, und nun hat es glücklicherweise zum Winter mit seiner Verpflichtung geklappt.“

Von den Qualitäten Trybulls vollkommen überzeugt ist der ehemalige St.-Pauli-Profi Florian Bruns, der im vergangenen halben Jahr in Bremens U23-Team sechsmal gemeinsam mit ihm auf dem Feld stand. „Tom ist ein richtig guter Junge, sehr unkompliziert und fußballerisch noch längst nicht da angekommen, wo er hinkann“, erklärt Bruns im Gespräch mit dem Abendblatt. Vor seiner Entscheidung hatte Trybull den 34-Jährigen um Rat gefragt. „Ich konnte zu 99 Prozent nur Positives über St. Pauli sagen. Der Wechsel ist ein Schritt, der passen kann und von dem beide Seiten extrem profitieren können. Ich gratuliere Tom und St. Pauli“, freut sich Bruns für seinen Mitspieler und seinen früheren Club.

Für Trybull, der die Rückennummer 35 erhält, soll St. Pauli ein Neustart in die Profikarriere sein. Denn die vergangenen Monate in Bremen auf der Ersatzbank oder in der zweiten Mannschaft haben offensichtlich Spuren hinterlassen. „Ich bin schon enttäuscht“, erklärte er der „Kreiszeitung Syke“ vor seinem Abschied aus Bremen. „Ja, ich hatte Pech mit Verletzungen. Aber ich habe mich immer zurückgekämpft, meine Chance bekommen und sie genutzt. Aber in dieser Saison war das nicht so. Es stehen sechs Minuten in meiner Vita, das sagt doch alles“, sagte Trybull in Richtung von Werder-Coach Robin Dutt, der ihm im defensiven Mittelfeld Philipp Bargfrede vorgezogen hatte. Unter Dutt musste Trybull als Innenverteidiger trainieren – auf einer Position, die ihm nach eigener Aussage nicht liegt: „Ich bin Sechser“, stellte er jetzt klar. Bei St. Pauli bekommt Trybull auf dieser Position, die Trainer Roland Vrabec nur noch mit einem Spieler besetzt, große Konkurrenz. Christopher Buchtmann ist nach herausragender Vorrunde so gut wie gesetzt, weshalb sich Trybull auch um einen Platz auf den Halbpositionen im Mittelfeld bewerben muss. Mit Kapitän Fabian Boll und Dennis Daube kehren zwei weitere Anwärter auf die defensive Mittelfeldrolle nach Verletzungspausen zurück.

Dass Trybull seinen Platz in der Vrabec-Elf finden wird, davon geht Bruns, der bis Mai 2013 sieben Jahre lang am Millerntor auflief, dennoch aus. „Tom ist das System Werder-Raute, was St. Pauli nun auch spielt, absolut gewöhnt. Er ist ein flexibler Spieler, der auch auf den Halbpositionen spielen kann. Das ist ein Megavorteil für ihn“, glaubt Bruns.

Das sieht auch Trybull selbst so: „St. Pauli spielt so Fußball, wie es Werder früher gemacht hat. Okay, es ist eine Liga tiefer, aber mir macht dieses offensive Spiel einfach Spaß“, sagte er. Vorbild bei seinem Wechsel nach Hamburg soll kein Geringerer als Nationalspieler Max Kruse sein, der 2009 von Werder zu St. Pauli gegangen war und heute für Borussia Mönchengladbach stürmt. Kruse hatte in Bremen ebenfalls nicht den Durchbruch im Bundesligateam geschafft und sich beim Kiezclub anschließend ins Rampenlicht gespielt.

Doch eine Durchgangsstation soll St. Pauli für Trybull keineswegs sein. Ursprünglich wollte Werder den Vertrag sogar verlängern und ihn nur ausleihen, doch der Profi lehnte ab. „Ich will mich voll mit einem Verein identifizieren können“, erklärte er den Verantwortlichen um Werder-Sportchef Thomas Eichin. Seine Wohnung in Bremen hatte Trybull übrigens schon Tage vor der Unterschrift in Hamburg gekündigt. Die Vorfreude auf den FC St. Pauli ist offensichtlich riesengroß.