Zwölf Verträge laufen beim FC St. Pauli im Sommer aus. Während Bolls Zukunft ungewiss ist, soll Bartels zeitnah unterschreiben

Hamburg. St. Paulis Profis genießen derzeit die letzten freien Tage. Auch Sportchef Rachid Azzouzi weilt mit seiner Familie noch in Aachen bei den Eltern. Die Arbeit hat der 42-Jährige dennoch schon wieder aufgenommen. Die Verpflichtung von Werder Bremens Tom Trybull ist so gut wie perfekt, nun muss Azzouzi über die Verträge von gleich zwölf Spielern verhandeln. Denn inklusive Trybull haben aktuell erst 13 Profis ein gültiges Arbeitspapier über den Sommer 2014 hinaus.

Vor allem in der Personalie Fin Bartels will der Sportchef schnell Fakten schaffen. Der 26-Jährige spielte eine herausragende Hinrunde mit sechs Toren und fünf Vorlagen und hat deshalb inzwischen auch das Interesse anderer Clubs geweckt. Azzouzi legte dem Techniker deshalb kurz vor Weihnachten einen neuen Vertrag vor. „Wir haben frühzeitig das Gespräch gesucht und ihm signalisiert, dass wir weitermachen wollen“, bestätigt Azzouzi: „Das ist schließlich mein Job, wenn jemand sportlich so auf sich aufmerksam macht.“ Bartels, der seit 2010 am Millerntor spielt, soll ein Angebot über drei weitere Jahre erhalten haben.

In Markus Thorandt, Sören Gonther und Florian Mohr haben zudem drei Innenverteidiger keine längerfristigen Verträge mehr. Abwehrchef Thorandt soll einen neuen Kontrakt über ein Jahr plus Option auf eine weitere Spielzeit vorgelegt bekommen. Gonther und Mohr werden wohl folgen. In der ersten Saisonhälfte überzeugte Gonther im Großteil der 17 Partien als verlässlicher Partner Thorandts. Anschließend sprang Mohr, der zuvor mit einem Bandscheibenvorfall ein halbes Jahr pausieren musste, in vier Spielen ein und präsentierte sich bereits ähnlich stark wie vor seiner Leidenszeit.

Im defensiven Mittelfeld laufen die Kontrakte von Kapitän Fabian Boll, Eigengewächs Dennis Daube und Routinier Florian Kringe aus. Der Ausgang der Gespräche mit Azzouzi ist bei diesem Trio völlig offen. Boll hatte bereits im vergangenen Winter an ein Karriereende gedacht, anschließend aber einen weiteren Einjahresvertrag unterzeichnet. Ein Innenbandriss im Knie zwang den 34-Jährigen Ende September zuletzt zu einer langen Pause. Am Montag, wenn St. Pauli die Vorbereitung aufnimmt, will auch Boll noch einmal angreifen. Doch auch weil ihm in der Rückrunde angesichts der deutlich jüngeren Konkurrenz um Christopher Buchtmann ein Platz auf der Bank droht, ist sein Abschied wahrscheinlich.

Auch die Zukunft von Daube auf St. Pauli ist ungewiss. Einst als Aushängeschild für die Jugendarbeit aufgebaut, geriet die Karriere des 24 Jahre alten Mittelfeldprofis ins Stocken. Den Durchbruch zum Stammspieler schaffte Daube bislang nie, in der gesamten Hinrunde fehlte er mit einem Außenbandanriss im Knie. „Wir wollen keinen großen Umbruch, aber müssen Leistungen mit einfließen lassen. Zu einer Beurteilung gehört dann zumindest ein Großteil einer Saison“, erklärt Azzouzi allgemein, warum er bei einigen Spielern noch abwarten möchte. Die bevorstehende Verpflichtung von Trybull spricht jedoch gegen Daube. Unter Beobachtung steht auch Kringe, der zuletzt als Spielmacher zum Einsatz kam, aber nicht mehr zu den unumstrittenen Stammspielern gehört. Mit 31 Jahren und als einer der Topverdiener ist Kringe möglicher Streichkandidat.

Bleiben die verletzungsanfälligen Lennart Thy und Kevin Schindler in den kommenden Monaten frei von Rückschlägen, dürften ihre Verträge verlängert werden. Leihstürmer Michael Gregoritsch kann per Option von 1899 Hoffenheim verpflichtet werden, muss jedoch zuvor auf mehr als sieben Einsätze kommen. Veränderungen wird es wohl auf der Torwartposition geben, wo die Kontrakte der Ersatzmänner Robin Himmelmann und Philipp Heerwagen auslaufen. Himmelmann stellte bereits mehrfach unter Beweis, dass er zu gut für die Bank ist. Auf St. Pauli bestritt er bislang jedoch nur ein Pflichtspiel. Gibt es einen Interessenten aus der Zweiten Liga, dürfte sein Weg weg vom Millerntor führen.