St. Paulis Roland Vrabec wartet weiter gelassen auf seine Ernennung zum „richtigen“ Cheftrainer

Hamburg. Nach zwei freien Tagen tummelten sich die Spieler des FC St. Pauli am Montagvormittag wieder auf der Trainingsanlage a der Kollaustraße. Die Stimmung war bestens, beim Kurzpassspiel auf engstem Raum wurde viel gelacht. Der 2:0-Auswärtssieg beim FC Erzgebirge Aue am Freitag zum Abschluss der Zweitliga-Hinrunde hatte offenbar eine nachhaltige Wirkung auf die allgemeine Gemütslage beim Hamburger Zweitligaclub.

Roland Vrabec zog wenig später seine Bilanz für die jetzt abgeschlossene erste Saisonhälfte, die der FC St. Pauli mit 28 Punkten als Vierter abgeschlossen hat. „Mit der Punktausbeute und dem Tabellenplatz können wir sehr zufrieden sein“, sagte der Trainer. „Wir stehen genau da, wo wir uns selbst sehen. Wir sind nah an der Spitzengruppe dran.“ Doch fast im selben Atemzug sprach er auch die weniger zufriedenstellenden Aspekte an. „Wir haben in den Heimspielen gegen Bielefeld, Paderborn und Sandhausen einige Punkte liegen gelassen. Es muss unser Anspruch sein, dass wir in den Heimspielen gegen diese Teams mehr als nur einen Punkt holen“, stellte Vrabec klar.

In diesem Zusammenhang vermied er jeden Hinweis darauf, dass in diesen enttäuschenden Partien noch sein Vorgänger und damaliger Vorgesetzter Michael Frontzeck der Cheftrainer der Kiezkicker war. Vrabec trägt seit dem 6. November selbst die Verantwortung als „Cheftrainer auf Bewährung“. In vier Spielen unter seiner Regie sammelte St. Pauli neun Punkte. „Der Erfolg macht dem Trainer die Arbeit leichter, weil er seine Vorstellungen den Spielern plausibler vermitteln kann“, sagte Vrabec.

Dies gilt auch für Personalentscheidungen, insbesondere dann, wenn sie unerwartet sind. So hatte Vrabec bei der Partie in Aue erstmals überhaupt den 19 Jahre alten Stürmer Michael Gregoritsch in die Startformation berufen – auch zur Überraschung des Spielers selbst. „Er hatte sich in den Trainingseinheiten an den Tagen zuvor, als wir vermehrt an unserer Chancenverwertung gearbeitet haben, und auch schon zwei, drei Wochen zuvor sehr gut präsentiert. Außerdem kam er immer mit großem Selbstvertrauen von den Spielen der österreichischen U21-Mannschaft zurück, für die er ja schon oft getroffen hat. Daher sahen wir im Trainerteam die Gelegenheit gekommen, ihm die Chance von Beginn an zu geben. Er hat sich dann ja auch mit einem Tor belohnt“, sagte Vrabec.

Mit seiner eigenen Situation geht der Fußballlehrer weiter betont gelassen um. Offiziell bleibt es beim Zeitplan, dass nach den beiden ausstehenden Spielen bis zur Winterpause die Entscheidung fallen soll, ob Vrabec auch im neuen Jahr die Cheftrainer-Position bekleiden wird. „Ich mache mir keinen Stress. Ich freue mich auf das nächste Training und das nächste Spiel. Bisher habe ich mit dem Präsidium noch keine Gespräche darüber geführt“, sagte Vrabec. „Wenn wir weiter erfolgreich sind, steigen die Chancen sicherlich.“

Dies dürfte untertrieben sein. Sofern das St.-Pauli-Team in den Partien in München und gegen den Karlsruher SC nicht völlig desolat auftritt, wäre eine Präsidiums-Entscheidung gegen Vrabec kaum zu vermitteln.