Leistungsträger, Mitläufer und Enttäuschungen – Eine Bilanz nach der Hinrunde der Zweiten Liga

Hamburg. Mit dem 2:0-Auswärtssieg am Freitagabend beim bisherigen Angstgegner Erzgebirge Aue schloss der FC St. Pauli die Hinrunde in der Zweiten Liga als Tabellenvierter ab. Insgesamt präsentierte sich das Team gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert und weist zur Saisonhalbzeit mit 28 Punkten sieben Zähler mehr auf als zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr als Tabellenzwölfter. In den Zweitliga-Spielzeiten 2011/12 (4./36 Punkte) und 2009/2010 (2./33 Punkte) war die Ausbeute allerdings noch klar besser.

Das Abendblatt gibt einen Überblick, wer in der Zweitliga-Hinserie der aktuellen Saison die Leistungsträger, die Mitläufer und die wenigen Enttäuschungen beim FC St. Pauli waren.

Die Leistungsträger

Philipp Tschauner (17 Spiele, kein Tor, keine Torvorlage, keine Rote Karte, 2 Gelbe Karten): Beim Sieg in Aue zeigte der Torwart bei einigen wichtigen Paraden ein weiteres Mal seine Qualität. Zwei gehaltene Strafstöße stehen in seiner Hinrundenbilanz. Schwächen offenbarte er bei gegnerischen Standardsituationen und im fußballerischen Bereich.

Markus Thorandt (16/1/0/1/4): Der Innenverteidiger war insgesamt ein stabiler Faktor in der Defensive und konnte besser als in der Vergangenheit unnötige Fouls vermeiden.

Sören Gonther (16/0/1/1/1): Nach zwei Kreuzbandrissen war der Innenverteidiger zu Saisonbeginn praktisch ein Neuzugang. Er etablierte sich auf Anhieb als feste, zuverlässige Größe. Nur ein Tor fehlt ihm noch.

Marcel Halstenberg (17/0/0/0/2): Überraschend konnte sich der als Perspektivspieler geholte Linksverteidiger als Stammspieler etablieren und mit seiner Dynamik beeindrucken. Er offenbart aber gelegentlich Schwächen in der Defensive.

Sebastian Schachten (5/1/1/0/1): Der Außenverteidiger fehlte zwar monatelang, doch in den jüngsten vier Partien, in denen er wieder in der Startelf stand, gab es drei Siege ohne Gegentor. Selbst bei der Niederlage gegen Köln war er bester St. Paulianer.

Christopher Buchtmann(16/0/3/0/8): Auf seiner neuen Position als defensiver Mittelfeldspieler überzeugt der 21-Jährige mit teilweise überragenden, erstligareifen Leistungen. Er handelt sich allerdings noch zu viele Gelbe Karten ein.

Marc Rzatkowski (17/1/4/0/2): Der Zugang aus Bochum hat die hohen Erwartungen als quirliger Dribbler und intuitiver Vorbereiter von Torchancen voll erfüllt. Manchmal sollte er noch konzentrierter sein.

Jan-Philipp Kalla (12/1/0/0/2): Ob als „Sechser“ oder „Achter“ im Mittelfeld überzeugte der Hamburger Jung mit Dynamik und Kampfgeist und erzielte endlich auch einmal ein Tor.

Fin Bartels (17/5/5/0/3): Der technisch starke Offensivakteur bestreitet seine bisher erfolgreichste Saison. Zehn Scorerpunkte hatte er zur Saisonhalbzeit noch nie. Im neuen System von Trainer Vrabec überzeugt er auch als Stürmer.

Die Mitläufer

Fabian Boll: (8/0/0/0/2): Der Kapitän fehlt seit Ende September verletzt, als er beim Auswärtssieg in Ingolstadt schon in der ersten Minute gefoult und schwer am Knie verletzt wurde. Davor zeigte er sich in den ersten Saisonspielen gewohnt kampfstark, war teilweise aber etwas zu langsam.

Kevin Schindler: (8/2/1/0/1): Zwei Tore beim Auswärtssieg in Fürth waren sein Hinrundenhöhepunkt. Vorher kämpfte er lange mit seiner Fußverletzung. Unter Trainer Roland Vrabec hat er einen etwas schweren Stand als unter Vorgänger Michael Frontzeck.

Bernd Nehrig:(15/0/0/0/3): Der Ex-Fürther sollte eigentlich das Problem auf der rechten Abwehrseite lösen, was ihm nur bedingt gelang. Inzwischen ist der engagierte Zweikämpfer eher für das Mittelfeld vorgesehen.

Sebastian Maier:(10/2/0/0/1): Seine exzellente Schusstechnik, die auch zum Siegtor per Freistoß gegen Dresden führte, wird noch viel Freude bereiten. Bisher ist er aber meist nur Joker.

Florian Kringe: (16/3/1/0/1): Verlor früh seine Position als „Sechser“ im Mittelfeld, ist dank seiner Erfahrung aber weiter ein wichtiger Akteur.

John Verhoek: (11/4/0/0/1): Startete wegen einer Verletzung verspätet in die Saison und fehlt auch jetzt wieder seit einigen Wochen. Seine Torquote ist dafür aber akzeptabel.

Die Enttäuschungen

Christopher Nöthe: (14/2/2/0/4): Zwei Tore in 14 Spielen sind für den im Sommer als Top-Zweitligastürmer geholten 25-Jährigen zu wenig. Zuletzt in Aue musste er Talent Gregoritsch den Vortritt lassen.

Lennart Thy: (15/1/1/0/3): Sein Siegtor zum 1:0 am ersten Spieltag gegen 1860 München war vielversprechend. Danach aber kam von ihm zu wenig für einen körperlich derart durchtrainierten Offensivspieler.

Die nicht zum Einsatz gekommenen Ersatztorhüter Robin Himmelmann, Philipp Heerwagen und anfangs Benedikt Pliquett sowie der gerade genesene Innenverteidiger Florian Mohr (2 Einsätze), der in Aue erstmals wieder von Beginn an spielte, Okan Kurt (1), Philipp Ziereis (0) und Rekonvaleszent Dennis Daube (0) können bisher nicht bewertet werden.

Das Fazit: Die Basis für die insgesamt erfolgreiche Zweitliga-Hinserie ist eine homogene Mannschaft mit relativ vielen Leistungsträgern und weiteren Spielern, die punktuell Akzente setzen konnten. Zwölf verschiedene Torschützen sind auch ein Beleg dafür. Dem Team fehlt in dieser Saison aber ein echter Torjäger. Mit einem Klassestürmer, wie es in der Vorsaison Daniel Ginczek mit seinen 18 Saisontoren war, wäre St. Pauli ein echter Aufstiegskandidat. Ohne einen treffsicheren Angreifer kann der Aufstieg nur gelingen, wenn das Team in der Rückrunde ähnlich konstant spielt wie in den jüngsten vier Partien unter Trainer Roland Vrabec und die mit prominenteren und teureren Spielern besetzte Konkurrenz, die derzeit noch vor St. Pauli steht, Schwächen zeigt.