Zweitligist FC St. Pauli muss im Auswärtsspiel bei Angstgegner Aue auch gegen die äußeren Bedingungen kämpfen

Hamburg. Als Meister der Diplomatie profilierte sich in dieser Woche St. Paulis Defensiv-Allrounder Jan-Philipp Kalla, als er nach seinen Empfindungen vor dem Auftritt seiner Mannschaft im Erzgebirgsstadion in Aue an diesem Freitag (18.30 Uhr) gefragt wurde. „Es gibt Mannschaften, die freuen sich, bei uns am Millerntor zu spielen. Wir müssen jetzt in Aue das Drumherum ausblenden und uns auf unser Spiel konzentrieren“, sagte er vielsagend.

Er hätte auch sagen können, dass seine Kollegen und er gut und gern auf die rund 515 Kilometer lange Bustour ins tiefste Sachsen und vor allem die Rückfahrt in der Nacht zu Sonnabend verzichten könnten. Zum einen sind die Erinnerungen der St.Paulianer an die Spiele im Erzgebirgsstadion mit einem 4:5 nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal im August 2008, einer 1:2-Niederlage in letzter Minute (2012) und zwei torlosen Unentschieden nicht die besten. Da das Team aus Aue auch zwei der bisher drei Spiele am Millerntor für sich entscheiden konnte, ist es zweifellos einer der Angstgegner des FC St. Pauli.

Zum anderen dürften auch die äußeren Bedingungen angesichts des Sturms und erwarteten Schneefalls mit bis zu 20 Zentimetern eher den Gastgebern in die Karten spielen. „Aue ist eine sehr kampfstarke Mannschaft. Sie kommt sehr über das Kollektiv, hat aber auch mit Guido Kocer und Jakub Sylvestr zwei Spieler, die ein wenig herausragen“, sagt St. Paulis Trainer Roland Vrabec. Zusammen elf Tore erzielten der Deutschtürke Kocer (fünf) und der Slowake Sylvestr in den bisherigen Saisonspielen. Das ist mehr als die Hälfte der Treffer, die der FC Erzgebirge in dieser Spielzeit bisher überhaupt erzielt hat (21). Beim FC St. Pauli (22) sind der weiterhin verletzte John Verhoek und Fin Bartels mit je vier Treffern aktuell die besten Torschützen.

Mittelfeldspieler Florian Kringe, der bei der von Trainer Vrabec geplanten Rautenformation erste Wahl auf der zentral offensiven Position sein dürfte, propagiert ein einfaches Rezept für einen möglichen Auswärtssieg: „Wir müssen genauso viel Geschlossenheit und Kampf in die Waagschale werfen wie Aue und dann am besten unsere fußballerischen Vorteile zum Tragen bringen.“

Ähnlich denkt auch St. Paulis Trainer. Vrabec warnt allerdings auch davor, dass manche spielerischen Elemente angesichts der widrigen äußeren Verhältnisse nicht so funktionieren könnten, wie dies zuvor im Training einstudiert wurde. „Es wird sicherlich Situationen geben, die nicht immer spielerisch zu lösen sein werden“, sagt Vrabec und rät in diesen speziellen Fällen zu einem rustikalen Wegschlagen des Balles, auch wenn dies grundsätzlich seiner Philosophie von Fußball widerspricht.

Ein anderer Trainingsschwerpunkt der vergangenen Tage wird sich hingegen auch bei schwierigen Platzverhältnissen umsetzen lassen – das schnelle Umschaltspiel nach hinten. „Das haben wir gegen Cottbus und auch in Aalen besser gemacht als zuletzt gegen Köln“, sagt Vrabec, der im Übrigen selbst noch nie zuvor in Aue gewesen ist. „Bei Ballverlusten im Angriff müssen wir schneller wieder in die defensive Ordnung kommen.“