St. Paulis Trainer Vrabec schenkt dem monatelang verletzten Innenverteidiger in Aue das Vertrauen

Hamburg. Es war eine durchaus überraschende Aussage, doch umso überzeugter trug sie Roland Vrabec vor. „Florian Mohr ist die erste Option“, sagte der Trainer des FC St. Pauli am Mittwoch auf die Frage, wer denn im Auswärtsspiel beim FC Erzgebirge Aue auf der Innenverteidiger-Position anstelle des nach seiner Roten Karte gesperrten Sören Gonther spielen werde.

Zum einen ist es nicht unbedingt üblich, dass sich der Trainer eines Proficlubs bereits gut 56 Stunden vor dem Anpfiff in dieser Form auf eine wichtige Personalentscheidung festlegt und auch verkündet. Zum anderen lag es in diesem speziellen Fall nicht zwingend nahe, dass der 29 Jahre alte Mohr erste Wahl als Gonther-Ersatz sein würde. Immerhin hat der gebürtige Hamburger, der im Sommer 2012 vom SC Paderborn ans Millerntor kam, sein letztes Zweitligaspiel über 90 Minuten am 6. April dieses Jahres bestritten. Damals brachte Mohr sein Team bei Dynamo Dresden mit einem Kopfball 1:0 in Führung. Dennoch ging die Partie mit 2:3 verloren, St. Pauli steckte damals mittendrin im Abstiegskampf.

Sechs Tage später folgte für Mohr ein noch viel schwererer Rückschlag. Nach einem „ganz normalen“ Kopfball-Duell im Training landete er so unglücklich, dass er kurz danach ein Taubheitsgefühl im Bein spürte. „Das war ganz schön beängstigend“, sagt er im Rückblick. Die Diagnose lautete Bandscheibenvorfall. Bereits am Tag danach wurde Florian Mohr operiert. Tatenlos musste er mit ansehen, wie sein Team lange in Abstiegsgefahr schwebte und sich erst am vorletzten Spieltag rettete.

Danach vergingen noch weitere Monate, ehe Mohr wieder richtig ins Training einsteigen konnte. Mitte Oktober konnte er erstmals wieder ein Testspiel bestreiten, es folgten drei Einsätze in der Regionalliga-Mannschaft des FC St. Pauli und schließlich beim 3:0-Heimsieg gegen Energie Cottbus am 11. November ein Kurzeinsatz in der Schlussphase.

Jetzt also darf er endlich wieder einmal von Beginn an sein Können in der Zweiten Liga zeigen. „Für Mohr spricht seine Erfahrung. Außerdem hat er sich nach seiner langen Pause sehr gut wieder herangekämpft. Er brennt auf seinen Einsatz“, sagte Trainer Vrabec. Hinzu kommt, dass Jan-Philipp Kalla, der ebenfalls als Ersatz für Gonther eine naheliegende Alternative gewesen wäre, von Vrabec offenbar für eine andere Position vorgesehen ist. „Kalla ist eine Option für das Mittelfeld“, sagte der Trainer am Mittwoch.

Offensichtlich plant Vrabec wieder, zu der bei den Siegen gegen Cottbus (3:0) und in Aalen (1:0) erfolgreich praktizierten Formation mit einer Mittelfeldraute und zwei Stürmern zurückzukehren. Im Heimspiel gegen Köln (0:3) hatte er es mit einem 4-1-4-1-System versucht. „Grundsätzlich ist die Raute unsere allererste Option. Aber wir wollen uns das System von Spiel zu Spiel offen lassen und auch ein bisschen vom jeweiligen Gegner abhängig machen“, sagte Vrabec.

Wichtiger als das taktische System allerdings wird im Erzgebirgsstadion in Aue die mentale Einstellung der Millerntorelf sein. Gerade weil die äußeren Bedingungen alles andere als ideal sein werden, dürfte die Partie in erster Linie über kämpferische Qualitäten zu gewinnen sein. „Es wird Situationen im Spiel geben, die nicht fußballerisch zu lösen sind“, ahnt Vrabec.