Rolf Höfert, ehemaliger Kapitän des FC St. Pauli, schreibt über seinen Freund

Diese Erfahrung hat wohl ein jeder schon gemacht: Echte Freunde gibt es im Leben nicht viele. Ich habe nun einen solchen Freund weniger, Walter Frosch war ein herzensguter Mensch und ein wahrer Freund.

Ich erinnere unsere erste Begegnung noch ganz genau. St. Pauli hatte Training am Millerntor, und dann kam er. Froschi war unser Neuzugang, er fuhr mit einem grünen BMW mit Ludwigshafener Kennzeichen vor und war bei uns gleich zu Hause. Kurz darauf fuhren wir nach Dänemark ins Trainingslager, und dort sagte er zu mir: „Höfert, du bist ein ganz guter Fußballer, aber du bist viel zu weich. So wird das nichts mit dir.“ Ehrlichkeit tut manchmal weh, aber so war er.

Mir sagte er damals auch: „Merk dir das: Die Gegner dürfen zu uns ans Millerntor kommen, die dürfen hier auch ruhig mal frische Luft schnappen – aber die Punkte bleiben auf St. Pauli. Klar?“

Klar. Froschis Worte waren Gesetz. Er war ohnehin für jeden ein Phänomen. Er rauchte zum Frühstück zwei Marlboros, aß mittags Currywurst mit Pommes und trank dazu Cola. Abends dann zog er sich dann einige Bierchen rein, dazu gab es manchen Sambuca. Wir hätten dabei nie unsere Leistungen bringen können, aber Walter war immer zu 100 Prozent da, er war ein Vollblut-St.-Paulianer und ein Vorbild an Einsatz und Einstellung.

Und er war für mich nicht nur ein Mitspieler, sondern ein Kumpel, der zu meiner Familie gehörte. Es gab bei uns Höferts keine Feier, an der nicht auch Walter Frosch teilnahm. Meine verstorbene Mutter Irmgard, die von allen nur „Wutzel“ genannt wurde, sagte damals oft: „Wenn ich jünger wäre, dann würde ich Walter Frosch glatt heiraten – ein Pfundskerl, ein Supertyp.“

Ja, wir hatten viel Spaß in unserem Leben, Walter war immer positiv eingestellt – bis zuletzt. Er war seit vielen Jahren schwer krank, aber gescherzt und gelacht hat er immer. Für mich war Walter Frosch immer das achte Weltwunder.

Vor einigen Jahren gab es mal ein Prominentenspiel, da trafen alte St.-Paulianer auf die etwas jüngeren Herren wie Dirk Zander und Andre Golke. Wir verloren 1:8, und plötzlich stand Froschi in der Kabine, drückte uns einige Flaschen Champagner in die Hände und sagte: „Wenn ihr schon nicht Fußball spielen könnt, dann sollt ihr wenigstens saufen ...“

Ich habe einen wahren Freund verloren, der FC St. Pauli einen seiner größten Helden und die deutsche Fußballgemeinde ein echtes Original. Wir alle werden ihn nie vergessen – ich bin tief traurig.