Vier Torvorlagen in nur vier Tagen gelangen dem Kreativspieler im neuen System

Hamburg. Die gute Laune war Marc Rzatkowski kurz abhanden gekommen. In Fußballschuhen und Trainingskleidung stapften er und sein Team um Philipp Tschauner und Florian Kringe vom Platz an der Kollaustraße zum nahe gelegenen Supermarkt, um Eis für die Kollegen zu besorgen. Dabei wollten sich die zuvor im „menschlichen Tischkicker-Spiel“, einer Trainingsvariante mit festen Positionen, unterlegenen Profis des FC St. Pauli beim Einlösen ihres Wetteinsatzes auf gar keinen Fall fotografieren oder filmen lassen. Eine für Rzatkowski äußerst gelungene Woche endete ausgerechnet mit einer Niederlage.

Noch am Vorabend hatte der kreative Mittelfeldspieler im Testspiel in Celle gegen Bundesligist Hannover 96 zum zweiten Mal binnen vier Tagen seine Torvorbereiter-Qualitäten unter Beweis gestellt. Beim verdienten 2:2 legte er zunächst für Lennart Thy, anschließend für Markus Thorandt beide Treffer auf. Auch am Montag hatte sich der 23-Jährige beim 3:0-Pflichtspielsieg gegen Energie Cottbus als doppelter „Torbutler“ feiern lassen. Und das nach einer für ihn sehr wechselhaften Partie. Im ersten Durchgang wollte dem Wirbelwind so gar nichts gelingen, auch seine Standardsituationen landeten stets beim Gegner. Wie verwandelt drehte Rzatkowski nach dem Seitenwechsel auf, servierte Bälle für seine Kollegen und zirkelte einen Freistoß genau auf Thorandts Kopf zum 3:0. „In der ersten Hälfte waren meine Standards wirklich schlecht, aber ich habe schon oft genug bewiesen, dass ich das kann“, sagt Rzatkowski. Mit fünf Vorlagen zu Treffern ist er in seinem ersten Jahr beim Kiezclub bester Vorbereiter des Teams.

Dabei kommt dem Westfalen im neuen System in Rautenformation eigentlich eine defensiver gehaltene Aufgabe zu. Zum zweiten Mal spielte Rzatkowski gegen Cottbus auf der Halbposition im Mittelfeld. „Dort habe ich mehr Verantwortung im Defensivverbund“, erklärt er. „Natürlich fühle ich mich offensiv schon wohler, aber ich möchte immer auf den Platz gehen und einfach gut sein.“ In dem neuen System könne St. Pauli sehr variabel spielen, „wir haben die Möglichkeit, jederzeit im Spiel etwas umzustellen und uns auf den Gegner anzupassen“, sagt er.

Mit dem neuen Trainer Roland Vrabec und seinem modifiziertem System soll nach der Länderspielpause auch endlich die erste Mini-Serie gestartet werden. Denn noch nie hat St. Pauli in dieser Saison zweimal in Folge gewonnen: „Wir werden nach Aalen fahren, um dort zu gewinnen, und dazu sind wir auch in der Lage“, sagt Rzatkowski. Zunächst aber stattet er am fußballfreien Wochenende Familie und Freunden in Bochum einen Besuch ab.