Unter Klopp beim BVB ausgebildet, ist Marcel Halstenberg auf St. Pauli zur Stammkraft gereift

Hamburg. Als Borussia Dortmund am 1. Oktober in der Champions League gegen Olympique Marseille (3:0) spielte, sah Marcel Halstenberg vor dem Fernseher zu. Der Profi des FC St. Pauli sah, wie der ein Jahr jüngere Erik Durm auf der Linksverteidigerposition im schwarzgelben Trikot 90 Minuten lang auf dem Rasen stand. Auf seiner Position. In einem Trikot, das Halstenberg bis Juni selbst noch getragen hatte. Ob dem 22-Jährigen da schon einmal der Gedanke kam, dass auch er an Durms Stelle in der Königsklasse hätte auflaufen können, wenn er sich im Frühjahr nicht gegen den BVB und für die Zweite Liga, für St. Pauli entschieden hätte? „Klar hatte ich diesen Gedanken mal, aber das ist ja auch immer abhängig vom Trainer, ob ich dann gespielt hätte“, sagt Halstenberg.

Ebenso wie für Ex-Kollege Durm, der Nationalspieler Marcel Schmelzer ersetzen durfte, lief die bisherige Saison für Halstenberg ohnehin optimal, wenn auch eine Liga tiefer. 13-mal trat St.Pauli in Pflichtspielen an, 13-mal stand der Verteidiger 90 Minuten lang auf dem Feld und ist mit 1170 Spielminuten neben Sören Gonther der einzige Feldspieler, der keine Sekunde verpasste. „Manchmal ist es wie im Traum“, gesteht er. „Ich bin gekommen, wollte mich zeigen und natürlich auch Stammspieler werden. Aber dass es so gut läuft, damit hatte ich nicht gerechnet.“

In der vergangenen Saison hatte Halstenberg in der Dritten Liga für die U23 des BVB erst im Profifußball debütiert, durfte jedoch häufig mit den deutschen Meistern unter Jürgen Klopp trainieren. Besonders bei Positionskollege Schmelzer und bei Mario Götze habe er sich viel abschauen können, erklärt er: „Das sind einfach Weltklasse-Spieler.“ Zur Auswärtspartie nach Malaga in der Champions League nahm Klopp ihn gar mit in den Kader, zum Einsatz kam er jedoch nicht. „Das waren schöne Erlebnisse, die ich nie vergessen werde“, schwärmt Halstenberg.

Nun zählt für ihn aber vor allem der FC St. Pauli. Dort, wo Halstenberg erstmals vor 30.000 Zuschauern Fußball spielen durfte und sich blitzschnell etablierte. Vor allem mit seiner Dynamik sorgt er immer wieder für schnelle Vorstöße auf der linken Seite. Der kantige Rotschopf gewinnt zudem fast 70 Prozent seiner Luftzweikämpfe. „Mein Aufbauspiel“, findet der Profi selbst, sei eine seiner Stärken. Die Ruhe, wie sie beispielsweise Nebenmann Markus Thorandt ausstrahle, fehle ihm aber noch. Vor allem im Stellungsspiel in der Defensive zeigt der Jungprofi Schwächen, verursachte so auch schon einen Elfmeter. Die Tendenz jedoch ist klar: Halstenberg, der bis 2016 unterschrieben hat, ist auf St. Pauli Symbolbild für eine hoffnungsvolle Zukunft.

In den kommenden Wochen wird er zunächst aber um seinen Stammplatz als Linksverteidiger bangen müssen, wenn Sebastian Schachten nach Verletzungspause wieder zu alter Stärke zurückfindet. „Wenn man kämpfen muss, kann man sich nur verbessern“, entgegnet einer, der schon die Luft der Königsklasse geschnuppert hat.