Dank seines Doppelpacks in Fürth hat St. Paulis Rechtsverteidiger seine Leidenszeit aus dem Kopf gestrichen. Bei Frontzeck hat „Bubi“ beste Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft.

Hamburg. Einige Kollegen hatten sich am Nürnberger Flughafen noch ein Siegerbier gegönnt und vor dem Rückflug nach Hamburg am Sonntagabend auf den Auswärtssieg angestoßen. Kevin Schindler hingegen genoss seinen ganz persönlichen Triumph eher still und beantwortete die zahlreichen Glückwünsche, die per SMS eingegangen waren. Zu den ersten Gratulanten nach seinem ersten Doppelpack der Profikarriere beim 4:2-Erfolg bei Greuther Fürth zählte – zunächst per SMS, später am Telefon – Kumpel und Ex-Mitspieler Daniel Ginczek, der beim benachbarten 1. FC Nürnberg derzeit einen Zehenbruch auskuriert.

Ginczek, der die durch zahlreiche Verletzungen geprägte Leidenszeit Schindlers in Hamburg hautnah miterlebte, wusste um die Bedeutung dieser zwei Treffer binnen acht Minuten in Fürth, als Schindler zunächst per Distanzschuss und anschließend am zweiten Pfosten eingelegt hatte. „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht gefreut habe“, erzählte der Rechtsverteidiger am Tag danach. Vor allem eine SMS seines Vaters, zu dem Schindler kaum Kontakt hält, überraschte ihn. Die Tore habe er sich aber noch nicht wieder angesehen, das sei auch nicht so wichtig, sagte er.

Für den 25-Jährigen soll es das endgültige Ende einer Reihe von Niederschlägen gewesen sein, die seine Profilaufbahn gar bereits in Frage gestellt hatten. Schon 2010 hatte Schindler als junger Spieler Werder Bremens einen Knorpelschaden im Knie erlitten und musste um seinen Fußballtraum bangen. Immer wiederkehrende Sprunggelenksverletzungen sorgten in den vergangenen zehn Monaten dafür, dass auch seine bisherige Zeit beim FC St. Pauli unter keinem guten Stern stand. Auch in der Sommervorbereitung, als Schindler sich formstark als Kandidat für einen Stammplatz in der Außenverteidigung bewarb, stoppte ihn erneut eine Fußverletzung.

Viele Gespräche führte der Spieler in dieser Zeit mit Trainer Michael Frontzeck, der sich öffentlich als Schindler-Fan outet. Seit vier Wochen ist er nun aber schmerzfrei. „Inzwischen thematisieren wir seine Verletzungen gar nicht mehr, das ist ein gutes Zeichen“, erklärte Frontzeck am Montag. Auch Schindler sagt heute: „Ich blende vieles aus, denn ich bin ein Mensch, der immer nach vorne schaut. Diese Vorgeschichte lasse ich komplett hinter mir.“

Bei Frontzeck hat „Bubi“, wie seine Kollegen ihn nennen, ohnehin beste Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft. „Ich mag Kevin, weil er Struktur in seinem Spiel hat, geradlinig ist und ich immer weiß, was ich von ihm bekomme“, lobte er. In Fürth war Schindler zur Halbzeit für den angeschlagenen Bernd Nehrig ins Spiel gekommen. Dieser begab sich am Montag in ärztliche Behandlung. Eine starke Zerrung stellt seinen Einsatz in Frage. „Es wird eng“, sagte Frontzeck. Auch 1:0-Torschütze Sebastian Maier musste sich wegen muskulärer Probleme behandeln lassen. Die Chancen auf eine rechtzeitige Genesung stehen bei dem 19-Jährigen jedoch gut. Wohl erneut ausfallen wird Stürmer John Verhoek, der sich weiter mit Rückenproblemen plagt.

Am Freitag im Heimspiel gegen den SV Sandhausen stehen Schindlers Aktien für den vierten Startelfeinsatz der Saison gleich doppelt gut. Sowohl als Rechtsverteidiger, als auch im rechten Mittelfeld, wo Maier in Fürth aufgelaufen war, könnte er beginnen. „Von Null auf 100“ durchstarten, das kann Schindler laut Frontzeck ohnehin. „Seit gestern weiß ich auch, dass er schießen kann“, freute sich der Trainer.