Die Spieler des FC St. Pauli durften trotz der Heimniederlage gegen Paderborn zum Feiern nach München reisen

Hamburg. Wenn Michael Frontzeck in den vergangenen Wochen öffentliche Statements zu seinem Zweitliga-Team des FC St. Pauli abgab, fehlte so gut wie nie der Hinweis darauf, dass seine Spieler noch viel lernen und an Defiziten arbeiten müssten. Dabei spielte es keine Rolle, ob es gerade einen Sieg oder eine Niederlage zu analysieren galt. Insofern sah sich Frontzeck nach dem ernüchternden 1:2 am Freitagabend gegen den SC Paderborn in dieser Hinsicht vollauf bestätigt. Sofern es nach dem zwischenzeitlichen Sprung auf den vierten Tabellenplatz dank des Auswärtssieges (2:1) eine Woche zuvor beim FC Ingolstadt 04 im Umfeld auch nur den Hauch von Euphorie gegeben haben sollte, so steht jetzt fest, dass das Team von Millerntor zum jetzigen Zeitpunkt längst noch nicht reif ist, um beständig an der Spitze der 2. Liga mitzuspielen.

Für Trainer Frontzeck war es besonders ärgerlich, dass das Gegentor zum 1:2-Endstand durch Paderborns Johannes Wurtz (78.) in der Entstehung „fast eine Kopie“ des ersten Gegentreffers durch den früheren St. Paulianer Mahir Saglik war. In beiden Fällen verloren die Hamburger den Ball beim eigenen Aufbauspiel im Mittelfeld und wurden dann durch schnelle Gegenangriffe der Ostwestfalen überrumpelt. „Es darf nicht passieren, dass man im eigenen Stadion derart ausgekontert wird, wenn es unentschieden steht. Da müssen wir abgeklärter werden. So haben wir uns in diesen Szenen zu naiv verhalten“, analysierte Frontzeck.

Die gleiche Meinung vertrat auch Innenverteidiger Markus Thorandt, der nach seiner Rotsperre zurück in die Startelf gekommen war. „Wir haben bei den Situationen, die zu den Gegentoren geführt haben, die Bälle in der Vorwärtsbewegung relativ einfach verloren. Dabei hatten wir schon relativ viele Spieler vor dem Ball, und hinten haben wir auch nicht optimal gestanden“, sagte er. „Nachdem wir den Ausgleich zum 1:1 erzielt hatten, wollten wir das Spiel auch noch unbedingt gewinnen und sind dann ausgekontert worden“, sagte Thorandt weiter.

An diesem Punkt setzt auch Frontzecks Kritik an. „Man muss auch an schlechten Tagen daran glauben, eine Chance zu bekommen. Dabei darf man die Ordnung nicht so aufgeben, dass man ausgekontert wird“, sagte er. Gleichzeitig hält er es für normal, dass sein Team nicht jede Woche gleichmäßig gute Leistungen wie jüngst in Ingolstadt an den Tag legen kann. „Diese Schwankungen sind unausweichlich. Sie bieten aber Ansätze für die kommende Trainingsarbeit“, sagt er.

Besonders leid tat ihm derweil Stürmer Christopher Nöthe, der zehn Minuten nach seiner Einwechslung seine erste Torchance zum 1:1 nutzte. Es war der erste Treffer des im Sommer von Bundesliga-Absteiger SpVgg. Greuther Fürth gekommenen Angreifers für St. Pauli in einem Pflichtspiel. Sein letztes Tor in einer Profipartie hatte er am 6. Mai beim Zweitligasieg Fürths gegen Hansa Rostock erzielt. In der Ersten Liga war er gänzlich ohne Treffer geblieben. „Chris hat ein brutal schweres Jahr hinter sich. Das steckt man nicht in ein paar Wochen weg. Er hat den Ball sicher versenkt. Ich habe ihn nachher in den Arm genommen. Leider hat uns sein Tor aber nicht zu einem Punkt verholfen“, sagte Frontzeck.

Nöthe selbst sah es ähnlich. „Wegen unserer Niederlage ist mein Tor nur eine Randnotiz. Aber es war schon eine Befreiung für mich. Es ist einfach ein gutes Gefühl, dass ich noch Tore schießen kann. Ich habe jetzt bewiesen, dass der Trainer auf mich setzen kann“, sagte der Angreifer, der ein Zuspiel von Marc Rzatkowski verwertet hatte.

Auch wenn die Stimmung am Tag nach der Niederlage noch getrübt war, machten sich rund 15 Spieler des Zweitliga-Kaders auf den Weg nach München auf die Wiesn. Den Besuch am letzten Wochenende des Oktoberfestes hatte die Mannschaft vor rund vier Wochen geplant und Trainer Frontzeck erfolgreich um Erlaubnis gebeten. Trotz der Heimpleite gegen Paderborn blieb der Coach bei seinem Okay. „Nach 18 Tagen ohne freien Tag hat sich das Team eine Pause verdient. Die sieben Punkte aus den letzten vier Spielen sind ja in Ordnung. Die Jungs sollen mal abschalten. Ich finde es gut, wenn sie gemeinsam etwas unternehmen“, sagte Frontzeck. „So etwas kann zusammenschweißen“, ergänzte Markus Thorandt.