Der Trainer ist jetzt eine komplette Spielzeit beim FC St. Pauli im Amt und kann eine zufriedenstellende Bilanz vorweisen

Hamburg. Bisweilen hält der Spielplan im Fußball Kuriositäten bereit. Eine davon ist, dass Michael Frontzecks erstes Spiel als Cheftrainer des FC St. Pauli eine Partie gegen den SC Paderborn war und jetzt, da er exakt 34 Spieltage, also eine komplette Saison, beim Kiezclub hinter sich gebracht hat, der nächste Gegner am Freitag (18.30 Uhr) wieder Paderborn heißt.

Doch zunächst einmal gibt die Phase zwischen dem zehnten Spieltag der vergangenen Saison, als Frontzeck erstmals als Cheftrainer auf der Bank des FC St. Pauli saß, und dem neunten der aktuellen Serie, also die „Frontzeck-Saison“, Anlass zu einem Resümee. 51 Punkte erzielte der FC St. Pauli in diesen 34 Spielen unter der Regie von Frontzeck, der das Team als Tabellen-17. übernommen und am Ende der vergangenen Saison auf den zehnten Rang geführt hatte. Jetzt steht das Team aktuell sogar auf dem vierten Tabellenplatz der Zweiten Liga.

Ganz so gut sieht die „Frontzeck-Tabelle“ der vergangenen 34 Spieltage zwar nicht aus (siehe Tabelle), doch die Maßgabe der Vereinsführung, dass der FC St. Pauli zu den 25 besten Teams in Deutschland gehören soll, hat Frontzeck in seinen ersten zwölf Monaten als Siebter der imaginären Tabelle gerade eben erfüllt. Dabei betonte er bisher selbst stets, dass er diese Vorgabe „mittelfristig“ für realistisch erreichbar halte. Inzwischen ist er angesichts seiner Ein-Jahres-Bilanz etwas mutiger geworden: „Die Zahlen zeigen, dass das, was sich der Club auf die Fahnen geschrieben hat, ein legitimes Ziel ist.“

In den 34 Partien, in denen Frontzeck als Cheftrainer die Verantwortung trug, gewann die Mannschaft des FC St. Pauli 14-mal, erreichte neun Unentschieden und ging elfmal als Verlierer vom Platz. Während der sportliche Tiefpunkt das 1:4 im vergangenen Februar beim Abstiegskandidaten SV Sandhausen war, erinnert sich Frontzeck jetzt viel lieber an das letzte Heimspiel der abgelaufenen Saison gegen Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Hier sicherte sich sein Team mit dem 5:1, dem bisher höchsten Sieg seiner Amtszeit, den Klassenerhalt. „Als irgendwann klar war, dass wir das Spiel gewinnen, hat es unheimlich gutgetan, zehn Minuten lang einfach nur auf der Bank zu sitzen. Das war ein sehr schöner Moment, zumal es vorher auch mit der Verabschiedung von Marius Ebbers und Florian Bruns alles geklappt hatte“, sagt Frontzeck.

Nach neun Spielen der aktuellen Saison mit vier Siegen, drei Unentschieden und zwei Niederlagen ist Frontzecks Team auf einem guten Weg, sich auch dauerhaft in der oberen Tabellenhälfte der Zweiten Liga festzusetzen. Das ist allein deshalb bemerkenswert, weil die Millerntor-Elf in der vergangenen Spielzeit nicht ein einziges Mal eine einstellige Platzierung aufweisen konnte. „Wir haben jetzt eine ganz große Chance, gegen Paderborn noch einmal nachzulegen“, weiß auch Innenverteidiger Jan-Philipp Kalla. Doch der Innenverteidiger, der beim jüngsten Auswärtssieg beim FC Ingolstadt 04 als Kapitän fungierte, weiß auch: „Die Liga ist immer noch sehr eng zusammen. Vor dem Spiel in Ingolstadt waren es nur vier Punkte Vorsprung vor Platz 16.“

Auch Trainer Michael Frontzeck betont, dass die Liga „brandgefährlich“ sei und alle Mannschaften in der Lage seien, an einem guten Tag praktisch jedes andere Team zu besiegen. Dafür dienen die bisherigen Spiele des FC St. Pauli als Beleg. Die beiden Niederlagen (2:3 bei Union Berlin, 0:1 gegen Bielefeld) waren knapp und absolut vermeidbar. Die vier Siege fielen aber ebenfalls nur mit einem Treffer Unterschied aus und waren hart, teilweise erst in der Schlussphase, erkämpft. So gesehen ist St. Paulis bisherige Punktausbeute von 15 Zählern aus neun Spielen zwar nicht unverdient, aber eben auch nicht der Ausdruck einer klaren Überlegenheit gegenüber den 14 Teams, die aktuell hinter den Kiezkickern stehen.

Am Freitag schließt sich für Frontzeck jetzt gewissermaßen der Kreis, weil es gegen denselben Gegner wie bei seinem Einstand geht. Gleichzeitig ist es aber auch der Start in sein zweites Jahr beim Kiezclub. Nicht zuletzt geht es für den 49-Jährigen dabei auch um Argumente für eine Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrags. Gespräche dazu sollen in der Winterpause geführt werden. Im Moment spricht kaum etwas dagegen, dass Frontzeck nach neun Spielen der kommenden Saison sein zweijähriges Jubiläum beim FC St. Pauli begehen kann.