Nach seinem Innenbandriss wird St. Paulis Kapitän erst im neuen Jahr wieder spielen können. Trainer Frontzeck weist Spekulationen über Bolls Karriereende zurück.

Hamburg. Am Tag danach hatte Fabian Boll zumindest ein wenig seinen tiefgründigen Humor wiedergefunden, auch wenn es in diesem Fall eher Galgenhumor war. „Zunächst die gute Nachricht: Kreuzbänder, Knorpel, Meniskus, Außenband in bester Verfassung“, schrieb der Kapitän des FC St. Pauli auf seiner Facebook-Seite am Montag. Doch dann folgte dort auch sofort die schlechte Nachricht: „Innenband zu 70 Prozent zerfetzt. Das wird also einige Zeit in der Reha nach sich ziehen. Schon wieder! Das haut mich nach den Erfahrungen der letzten Saison gerade echt aus den Latschen. Ich bin für heute erst mal bedient.“

Am Montagmorgen hatte Boll das gerötete und geschwollene linke Knie in der Endo-Klinik von St. Paulis Mannschaftsärzten Hauke Mommsen und Sebastian Schneider per Tomografie untersuchen lassen, nachdem er am Sonntagabend gemeinsam mit der Mannschaft die Rückreise per Bahn vom Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt 04 (2:1) angetreten hatte. In dieser Partie war er bereits in der ersten Spielminute vom Ingolstädter Mittelfeldspieler Almog Cohen so schwer gefoult worden, dass das Innenband riss.

Nach der Untersuchung entschieden die Ärzte, dass die Verletzung in den kommenden Wochen konservativ behandelt werden soll. Da die anderen Funktionen des Knies nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden, kann auf eine Operation verzichtet werden. Dennoch scheint es derzeit ausgeschlossen, dass der Kapitän noch in der Hinrunde der Zweiten Liga wieder Spiele bestreiten kann. „Die Verletzung ist für Boller gerade nach der schwierigen vergangenen Saison besonders ärgerlich“, sagte Trainer Frontzeck angesichts des wochenlangen Ausfalls seines Kapitäns im vergangenen November und Dezember wegen seiner hartnäckigen Rücken- und Oberschenkelproblemen. „An den Reaktionen der anderen Spieler hat man gesehen, was für ein wichtiger Spieler Fabian Boll für uns ist.“

Doch Frontzeck richtete den Blick auch schon wieder nach vorn. „Er wird zurückkommen. Da bin ich mir sicher“, sagte er und wies damit Spekulationen, der 34 Jahre alte Boll könnte ein vorzeitiges Karriereende in Erwägung ziehen, zurück. Auch Boll selbst will sich von diesem Rückschlag nicht entmutigen lassen. „Ich hoffe spätestens zur Rückserie, also nach der Winterpause, wieder dabei zu sein“, schrieb er weiter. Die Zweite Liga nimmt nach der Winterpause, die am 23. Dezember beginnt, am 7. Februar den Spielbetrieb wieder auf. Dieses Datum ist jetzt das Ziel für Boll.

Trainer Frontzeck hat nun vor dem Heimspiel gegen den SC Paderborn am Freitag (18.30 Uhr) im defensiven Mittelfeld plötzlich nicht mehr die Qual der Wahl, sondern sogar einen echten personellen Engpass. Denn nicht nur Boll steht ihm nicht zur Verfügung, sondern auch Christopher Buchtmann, der beim Auswärtsspiel am Sonntag in Ingolstadt in der Schlussphase die Gelbe Karte nach einem taktischen Foul sah. Es war bereits die fünfte Verwarnung für den 21-Jährigen in dieser Spielzeit, was eine Sperre nach sich zieht. „Es tut mir leid für die Mannschaft, aber ich musste den Angriff in dieser Situation unterbinden, sonst wäre es noch einmal gefährlich geworden“, sagte Buchtmann weiter.

Damit scheint klar, dass Florian Kringe – wie auch nach einer Minute in Ingolstadt – den Part von Boll übernehmen wird. Ein Kandidat, Buchtmann zu ersetzen, wäre Rechtsverteidiger Bernd Nehrig, der früher schon gelegentlich auf der Sechser-Position gespielt hat.