St. Paulis Torhüter glänzte zuletzt mit herausragenden Paraden. Dafür trainiert er härter denn je

Hamburg. Philipp Tschauner verließ die Kaifu-Lodge an der Bundesstraße in Eimsbüttel deutlich früher als seine Kollegen. Während die Profis des FC St. Pauli noch eine Krafteinheit im Fitnessstudio absolvierten, machte sich der Torhüter am Dienstagmorgen auf den Weg zum Arzt. „Alles halb so wild“, beruhigte er, „ich habe mich wohl in der Nacht verlegen und jetzt Rückenschmerzen.“ Die leichte Schieflage konnte die gute Laune des 27-Jährigen in diesen Tagen ohnehin nicht trüben.

Mit herausragenden Leistungen in den Spielen gegen den FSV Frankfurt (2:1), bei Union Berlin (2:3) und einem gehaltenen Elfmeter gegen Dynamo Dresden (2:1) untermauerte er seine Führungsrolle im Team der Hamburger zuletzt eindrucksvoll. „Ich weiß, was ich kann, die Mannschaft weiß, dass ich da bin, und letztendlich ist es mein Job, Bälle zu halten“, sagt Tschauner pragmatisch. Gleichwohl erfüllen ihn die gezeigten Leistungen mit Stolz: „Natürlich freue ich mich, wenn ich das Spiel offenhalten kann.“

Das tat er vor allem mit Blitzreflexen auf der Linie und in Eins-gegen-eins-Situationen wie gegen Frankfurts Matthew Leckie. In jenen Situationen hat sich Tschauner innerhalb von zwei Jahren bei St. Pauli zu einem der besten Torhüter im Fußball-Unterhaus entwickelt. Vier Paraden gegen den FSV und acht Blitzreflexe in Berlin dokumentieren die aktuelle Topform. Das Fachmagazin „Kicker“ berief ihn in dieser Spielzeit bereits zweimal in die Elf des Tages. Probleme machen dem 1,96 Meter großen Schlussmann jedoch weiterhin Situationen nach Eckbällen. Beim Herauslaufen agiert Tschauner zu häufig zögerlich oder bleibt im Tor stehen.

In Bochum (2:2) und gegen Dresden musste er sich deshalb Mitschuld an Gegentreffern ankreiden lassen. Doch die Formkurve zeigt nach oben. In der Sommerpause hatte der Bayer, der auf St. Pauli auch im Mannschaftsrat aktiv ist, seine wechselhafte Vorsaison Revue passieren lassen und für sich selbst entscheidende Schlüsse gezogen. „Das war für uns alle ein hartes Jahr. Auch ich hatte meine Höhen und Tiefen. Nun will ich konstant gute Leistungen zeigen“, erklärt Tschauner heute.

Dazu arbeitet der ehrgeizige Torhüter neben den Trainingseinheiten des FC St. Pauli mit Athletiktrainer Pedro Gonzalez zusammen. Der Deutsch-Spanier, der neun Jahre lang auch die Kiezkicker trainierte und Nationalspieler Max Kruse sowie Boxer Alexander Dimitrenko betreut, bietet Sportlern in seinem „Sports Performance Institute“ in Hamburg Sondertraining an.

Tschauner schuftet für mehr Spritzigkeit und Schnellkraft. Die guten Leistungen will er aber nicht in direkten Zusammenhang mit dem sich auferlegten Programm stellen: „Pedro wirft mir ja keine Bälle zu, die ich halten soll“, sagt er, „aber das zusätzliche Training schadet sicher nicht.“ Das gelte auch für den Sieg über Frankfurt: „Es hat uns allen gut getan, in dieser Liga, in der es so eng zugeht, mal einen Schritt nach oben zu machen“, freut sich Tschauner.