St. Paulis flinker Mittelfeldspieler kehrt am Freitag nach Bochum zurück. Schon in der F-Jugend spielte er für den VfL und war Balljunge im Ruhrstadion.

Hamburg. Ein Spiel wie jedes andere ist diese Partie für Marc Rzatkowski ganz sicher nicht. Wenn der FC St. Pauli am Freitagabend (20.30 Uhr, Sky live) beim VfL Bochum antritt, wird dies für den offensiven Mittelfeldspieler eine ganz besondere Premiere sein. Zum ersten Mal in seiner Laufbahn wird er als Akteur der Gastmannschaft in jener Arena auflaufen, die er besser als jede andere auf der Welt kennt. Das Ruhrstadion, das inzwischen Rewirpowerstadion heißt, und das angrenzende Trainingsgelände des VfL Bochum waren jahrelang Rzatkowskis sportliche Heimat. Schon seit der F-Jugend kickte er für den VfL, später genoss er als Balljunge die Atmosphäre im Stadion. Und bis zu diesem Frühjahr war er wegen seiner pfiffigen Spielweise einer der Publikumslieblinge der Bochumer Fans.

Daran hatte sich auch nicht viel geändert, nachdem sich Rzatkowski im Januar entschlossen hatte, zur neuen Saison zum FC St. Pauli zu wechseln. Das lag nicht zuletzt daran, dass sich der nur 1,71 Meter große Außenspieler in der Rückserie weiterhin richtig ins Zeug legte für seinen Stammverein und mit insgesamt drei Treffern und elf Torvorlagen einen nicht unerheblichen Anteil daran hatte, dass der VfL den lange Zeit drohenden Abstieg vermeiden konnte. Auch beim 3:0 gegen den damals ebenfalls gefährdeten FC St. Pauli gehörte Rzatkowski zu den stärksten Akteuren seines Teams.

Jetzt setzt er darauf, dass die Bochumer Fans dies nicht vergessen haben. „Sie haben mich nach dem letzten Spiel sehr positiv verabschiedet. Daher erwarte ich auch nicht, dass sie mich jetzt auspfeifen werden“, sagt Rzatkowski. Und wenn es doch zu negativen Reaktionen kommen sollte, werde ihn das eher noch mehr motivieren. Auf jeden Fall musste er für seine Familie und etliche Freunde Eintrittskarten für das Spiel besorgen. „Die sind alle eigentlich VfL-Anhänger, aber in diesem Spiel werden sie zu mir halten“, sagt er.

Über Torjubel entscheidet Rzatkowski spontan

Wie er sich selbst verhalten werde, sollte ihm ein Treffer gegen seinen früheren Verein gelingen, weiß Rzatkowski noch nicht. Angesichts der aktuellen Torflaute seines Teams wäre so ein Erfolgserlebnis ja ein großer Befreiungsschlag. Andererseits gilt es als ungeschriebenes Gesetz, dass Spieler, die in Frieden und Freundschaft einen Verein verlassen haben, sich beim Torjubel zurückhalten, wenn sie gegen ihre ehemalige Mannschaft treffen. „Ich werde mich ganz spontan entscheiden, wie ich in diesem Fall agiere“, sagt Rzatkowski.

Gern hätte er seinem aktuellen Trainer Michael Frontzeck den einen oder anderen Tipp über die Stärken und Schwächen der VfL-Mannschaft gegeben. Aber sein ehemaliges Team hat sich zur neuen Saison personell stark verändert. „Es sind sieben neue Spieler in der Startformation. Daher kann ich gar nicht so viel verraten“, erklärt er. Neben ihm selbst verließen mit Top-Talent Leon Goretzka (Schalke), Christoph Kramer (Leverkusen), Zlatko Dedic (Dresden) und Christoph Dabrowski wichtige Stammkräfte den VfL.

Der große Star der Bochumer aber sitzt auf der Trainerbank. Peter Neururer hatte das Team in der Rückserie der vergangenen Saison übernommen und rettete den VfL vor dem drohenden Sturz in die Dritte Liga. Auch Rzatkowski kann nur Gutes über Neururer berichten: „Er ist in der Kabine genau so, wie er im Fernsehen rüberkommt. Er hat immer einen guten Spruch oder einen Flachs parat. Damit kann er einem Spieler die Nervosität nehmen.“ Dabei sei Neururer aber nicht nur ein guter Motivator, sondern auch ein Trainer, der Ahnung vom Fußball und ein Konzept hat. „Zu dem Zeitpunkt, als er in der vergangenen Saison zurück zum VfL kam, war er genau der richtige Mann. Er hat uns den Druck genommen und der ganzen Stadt einfach gutgetan“, sagt Rzatkowski.