Der Verteidiger hat in zehn Jahren am Millerntor Höhen und Tiefen erlebt. Seit der A-Jugend ist er im Club. „Ich hätte mir damals nicht vorstellen können, dass es so eine lange Zeit werden würde.“

Pichl. „Ich weiß gar nicht, warum die Mannschaft schon wieder Boller (Fabian Boll, d. Red) zum Kapitän gewählt hat“, scherzt Jan-Philipp Kalla beim Gespräch auf der Hotelterasse des Pichlmayrguts über das Ergebnis der vorabendlichen Teamsitzung im Trainingslager. Schließlich sprachen die Zahlen der vergangenen Saison für Kalla: Als Ersatz-Spielführer dirigierte er die Elf des FC St. Pauli in neun Spielen zu zwölf Punkten - Bestwert in einer verkorksten Saison. Den Vortritt lässt der introvertierte Kalla seinem Kollegen Boll dennoch gerne, Führungsaufgaben übernimmt „Schnecke“ ohnehin im Mannschaftsrat und als Kassenwart.

Der Verteidiger feiert in diesen Tagen ein besonderes Vereinsjubiläum. Im Juli 2003, als St. Pauli finanziell am Boden lag, heuerte Kalla in der A-Jugend an, nachdem er beim HSV und bei Concordia vor die Tür gesetzt worden war. „Ich hätte mir damals nicht vorstellen können, dass es so eine lange Zeit werden würde“, sagt Kalla. „Jeden Tag im Verein ist ein Highlight.“ Im Mai 2006 feierte er sein Profidebüt in der Regionalliga, vier Jahre später wurde Kalla Bundesliga-Profi. „Ich habe im alten Millerntor-Stadion gespielt, den Umbau Schritt für Schritt mitbekommen und wahrscheinlich erlebe ich auch noch das komplett fertige neue Stadion auf dem Rasen“, erzählt er strahlend.

Rosarot verliefen seine zehn Jahre beim Kiezclub keineswegs. Holger Stanislawski legte ihm einst gar ein Ausleihgeschäft nahe. „Ich war in Frankfurt zum Probetraining, aber bin zum Entschluss gekommen, dass ich mich bei St. Pauli durchbeißen wollte. Ich wollte nicht beim ersten Gegenwind weglaufen“, sagt Kämpfer Kalla.

Die Freude, für St. Pauli zu spielen, ist ihm selbst während der harten Einheiten im Trainingslager anzumerken. Am Mittwochvormittag ließ das Trainerteam die Profis in Viererteams antreten. Der 26-Jährige wurde mit vier Treffern Torschützenkönig seines Quartetts. Künftig soll Kalla jedoch vornehmlich wieder Tore verhindern. Trainer Michael Frontzeck plant mit dem gebürtigen Hamburger, der zuletzt zwischen Außen- und Innenverteidigung pendelte, in der Abwehrmitte.