Sebastian Maier flog in München aus dem Profikader. Beim FC St. Pauli überzeugt er auf Anhieb

Hamburg. Sein Körper könne das schon wegstecken. Schließlich sei er ja noch sehr jung, sagt Sebastian Maier mit einem Lächeln. Die Strapazen der vergangenen Woche mit Sprints und Waldläufen konnten ihm scheinbar nichts anhaben. Auf den ersten Blick wenig verwunderlich, will Maier doch beim FC St. Pauli zum Profisportler reifen. Angesichts der Tatsache, dass zwischen seinem letzten Spiel für 1860 München II und dem Trainingsauftakt in Hamburg nur sieben Tage lagen, präsentiert sich der 19-Jährige aber in beachtlicher Frühform.

Am Dienstag kehrte Maier nach zwei zusätzlichen Tagen Sonderurlaub aus München zurück in seine neue Heimat. Wohnung ausräumen, mit Freundin Maya ausspannen und die Eltern in Landshut besuchen – St. Pauli gönnte seinem neuen Mittelfeldtalent noch einmal eine Verschnaufpause. „Das tat gut, dass der Verein Rücksicht genommen hat. Jetzt freue ich mich aber sehr auf die Aufgaben hier“, sagt Maier. So viel Zuneigung erfuhr er in den vergangenen Monaten bei den „Löwen“ kaum mehr. Im Winter hatte Sportchef Florian Hinterberger ihm ein Ultimatum zur Vertragsverlängerung gesetzt. Maier lehnte ab, obwohl Trainer Alexander Schmidt ihn unbedingt halten wollte. Der Verein reagierte, indem er den Offensivmann aus dem Zweitliga-Aufgebot strich, ihm sogar das Training mit den Profis untersagte. Erst in der Endphase um den Aufstieg in die Dritte Liga durfte Maier zumindest in der Zweitvertretung der Münchner wieder ran. „Mit einer solchen Reaktion hatte ich nicht gerechnet“, sagt er. „Das war schon unverständlich.“

Beim FC St. Pauli legte Maier einen Blitzstart hin. Im Testspiel gegen die Husumer SV (12:0) traf er vergangene Woche gleich fünfmal. „Das darf man nicht überbewerten, aber es hat mich natürlich sehr gefreut“, erklärt er. Auch am Dienstag zeigte er im Training an der Kollaustraße vor 142 jungen Fans vom Fußball Ferien Camp Hamburg, dass er über eine hervorragende Technik (beidfüßiger Abschluss) und einen guten Antritt verfügt. Nach einem Solodribbling im Trainingsspiel stand Maiers nächstem Volltreffer nur der Außenpfosten im Weg.

Schon im Alter von 14 Jahren führte Maiers Weg ins Fußballinternat der „Löwen“. Dort wurde er ausgebildet und lief auch für die U19-Nationalmannschaft auf. Mit dem Wechsel zu St. Pauli verlässt der gebürtige Landshuter erstmals den Freistaat Bayern. „Es wird mir guttun, nicht immer im gewohnten Umfeld zu sein“, glaubt er. Außerdem habe man es ihm in Hamburg gleich einfach gemacht und einen warmen Empfang bereitet. Bei der Wohnungssuche ist das Talent zwar noch nicht fündig geworden, doch in dieser Woche stehen noch einige Besichtigungstermine an. „Dass St. Pauli ein ganz besonderer Verein ist, merkt man hier an jeder Ecke“, hat Maier schon herausgefunden, weshalb er sich besonders auf den obligatorischen Stadtteilrundgang vor dem Saisonstart freut.

Dann reist ausgerechnet sein Ex-Club 1860 München zum ersten Spieltag ans Millerntor. „Das ist natürlich etwas Besonderes. Schließlich habe ich dort zehn Jahre lang gespielt“, sagt Maier. Der 1,79 Meter große Blondschopf gibt sich bei seinem neuen Verein demütig, verzichtet auf Kampfansagen an die etablierten Kräfte. „Ich will mich einfach weiterentwickeln, mache mir keinen Druck“, sagt er. „Es bringt ja nichts, wenn ich mir sage, ich muss hier X Spiele und X Tore machen.“