Vier der bisher sieben Neuzugänge sind noch keine 22 Jahre alt. Nicht jeder Abgang konnte bislang adäquat ersetzt werden.

Hamburg. Jung, aber doch schon mit Profierfahrung ausgestattet, talentiert und ablösefrei - das sind die derzeit als ideal angesehenen Eigenschaften für einen Fußballer, um einen Vertrag beim FC St. Pauli zu bekommen. Auch der jüngste Zugang beim Millerntor-Club passt genau in dieses Schema. Am Wochenende bestätigte die Vereinsführung, dass Sebastian Maier vom Zweitliga-Konkurrenten 1860 München (das Abendblatt berichtete) zum Kader stößt und einen Vertrag bis Juni 2016 erhält. Der erst 19 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler hatte schon als A-Jugendlicher sein Debüt in der Zweiten Liga gegeben und hat bisher 24 Partien in dieser Spielklasse absolviert.

"Zahlreiche andere Bundesligisten hatten ihn auch auf dem Zettel", sagte St. Paulis Sportdirektor Rachid Azzouzi über Maier, von dem er sich verspricht, dass der interne Konkurrenzkampf in der Offensive durch den Münchner angeheizt wird. In der vergangenen Saison mangelte es genau daran. Die Mannschaft stellte sich quasi von selbst auf. Die etablierten Spieler konnten sich weitgehend sicher sein, in der Startelf zu stehen, sofern sie nicht verletzt oder gesperrt waren.

Dies soll nun anders werden - und die Qualität des Teams möglichst steigen. Ein Vergleich zwischen den Spielern, die den FC St. Pauli verlassen haben, und jenen, die neu verpflichtet wurden, ist vor diesem Hintergrund interessant. So dürfte der aktuelle Zugang Maier mehr als nur ein Ersatz für den schnellen Joseph-Claude Gyau sein, der sich im Endeffekt nicht durchsetzen konnte. Zudem ist der 26-jährige Bernd Nehrig (Fürth) als rechter Außenverteidiger und damit Nachfolger von Christopher Avevor als Verstärkung zu werten. Es ist gleichzeitig ein für den FC St. Pauli ungewöhnlicher Tausch, da Nehrig älter und erfahrener als der von Hannover 96 ausgeliehene Avevor ist.

Ebenfalls eine qualitative Verbesserung dürfte Marc Rzatkowski, 23, darstellen, der auf der linken offensiven Außenbahn für Akaki Gogia ins Team kommt. In der abgelaufenen Saison stellte Rzatkowski mit drei Treffern und elf Torvorlagen eine bemerkenswerte Marke auf, während Wolfsburgs Leihgabe Gogia (ein Tor, drei Vorlagen) letztlich die Erwartungen nicht erfüllte und sich am Ende ins Abseits manövrierte, als er nicht für St. Paulis U23-Mannschaft auflaufen wollte.

Im Sturm sind nach bisherigem Stand Christopher Nöthe, 25, und der von Hoffenheim ausgeliehene Michael Gregoritsch, 19, die Nachfolger von Torjäger Daniel Ginczek, 22, und Marius Ebbers, 35. Dabei scheint Ginczek (18 Saisontore) durch Nöthe, der eine frustrierende Saison bei Bundesliga-Absteiger Greuther Fürth hinter sich hat, nicht adäquat ersetzt zu sein. Deshalb soll bis Saisonstart noch ein vergleichsweise hochkarätiger Angreifer verpflichtet werden. "Da muss der Verein auch einmal in die Tasche kommen", forderte unlängst Trainer Frontzeck die Abkehr vom Prinzip, nur ablösefreie oder günstig zu erwerbende Akteure zu verpflichten. Gelingt ein solcher Transfer, wären Nöthe ein qualitativ sehr guter Nachfolger von Ebbers und Gregoritsch eine zusätzliche Option.

Im defensiven Mittelfeld geht es vor allem darum, U21-Nationalspieler Patrick Funk, 23, zu ersetzen. Ob der aus Regensburg für diese Position geholte Philipp Ziereis, 20, schon dessen Rolle übernehmen kann, ist fraglich. Eher ist Ziereis ein sehr guter Ersatz für Marcel Andrijanic, der den Durchbruch nicht geschafft hat. Erste Wahl für die "Sechser"-Positionen dürften ohnehin die etablierten Fabian Boll und Florian Kringe sein, die zuletzt aber einige Spiele wegen Verletzungen verpassten.

In diesem Puzzlespiel fehlt noch ein Ersatz für den im Mittelfeld vielseitig einsetzbaren Florian Bruns, 33, der im Übrigen das Angebot St. Paulis für eine Weiterbeschäftigung ausgeschlagen hat und nun anstrebt, noch zwei Jahre Profifußball zu spielen. Auf der anderen Seite hat St. Pauli in Marcel Halstenberg, 21, einen linken Außenverteidiger verpflichtet, ohne dass hier ein Spieler gegangen wäre.

Fazit: Vier der bisher sieben Zugänge sind 21 Jahre alt oder jünger. Doch Jugend allein ist noch kein Qualitätsmerkmal und bisweilen sogar ein Risikofaktor. Ein "Kracher" im Sturm und ein starker Mittelfeldspieler würden dem Kader des FC St. Pauli für die neue Saison noch sehr guttun.