Entdecker Theo Schneider analysiert St. Paulis Sturmneuzugang im Vergleich zu Daniel Ginczek, den Dortmund laut Medienberichten für 1,5 Millionen nach Nürnberg transferiert.

Hamburg. Dass Christopher Nöthe die Rückennummer neun wählte, zeugt von Selbstvertrauen. Ausgerechnet jene Zahl, die Torjäger Marius Ebbers, der am Millerntor am Sonntag mit "Fußballgott"-Gesängen verabschiedet wurde, fünf Jahre lang beim FC St. Pauli trug. "Ich bin mir bewusst, dass ich da ein großes Erbe antrete und hoffe, dass ich dem gerecht werden kann", erklärte Nöthe nach seiner Unterschrift auf der Vereinshomepage. In Hamburg soll er in die Fußstapfen von Daniel Ginczek, der nach Informationen der "Bild" für 1,5 Millionen Euro von Borussia Dortmund zum 1. FC Nürnberg wechselt und dort einen Vertrag bis 2016 erhalten hat, (17 Tore) und Ebbers treten.

Dabei geriet seine Karriere in dieser Saison mächtig ins Stocken. In der Spielzeit 2011/12 hatte der 25-Jährige bei Greuther Fürth unter St. Paulis heutigem Sportchef Rachid Azzouzi mit 13 Treffern noch großen Anteil am Aufstieg in die Bundesliga. In der höchsten Spielklasse wurde Nöthe jedoch zum Bankdrücker, kam nur zu 13 Einsätzen, weshalb sein Vertrag nicht verlängert wurde und er ablösefrei zu St. Pauli wechseln konnte. Dass Nöthe, der für drei Jahre unterschrieben hat, nun wieder zu alter Form finden wird, glaubt Theo Schneider. "Christopher ist der Richtige für St. Pauli. Er schon nachhaltig unter Beweis gestellt, dass er ein Top-Torjäger ist", sagt der Trainer, der sowohl Nöthe als auch Ginczek einst bei Borussia Dortmund formte. In der Spielzeit 2007/08 erzielte Nöthe unter Schneider in Dortmunds Regionalligateam neun Treffer, durfte anschließend dreimal für den BVB in der Bundesliga auflaufen. "Ich brauche nicht viele Ballkontakte und weiß, wo das Tor steht. Im Sechzehner bin ich schon ganz gut zu gebrauchen", sagt Nöthe. Mit dem Castrop-Rauxeler muss St. Pauli aber wohl eine Systemumstellung vornehmen.

Während Ginczek als alleinige Spitze mit großem Anlauf Richtung Tor kam, ist Nöthe ein klassischer Strafraumstürmer. "Sie sind ganz andere Typen. Christopher hat eine gute Grundschnelligkeit, ist schussstark, aber nicht so geradlinig wie Daniel", weiß Förderer Schneider: "Nöthe spekuliert viel im Strafraum, weil er weiß, wo die Bälle hinkommen." Wohl fühlt sich Nöthe in einem Team, das das Spiel selbst gestaltet. Ein Grund, warum er in Fürths Bundesliga-Jahr kaum zum Zuge kam. "Wenn wir mit einem Stürmer spielen, brauchen wir einen bulligen Spieler vorne. Dafür bin ich nicht der richtige Typ", sagte Nöthe. "Ich bin mir sicher, dass er bei St. Pauli seine 15 bis 20 Tore machen kann", glaubt Schneider an ähnliche Qualitäten wie bei Ginczek. Die beiden Angreifer liefen sich beim BVB zwischen 2007 und 2009 über den Weg. Damals, erzählt Schneider, brauchte er noch Anschubser. Heute sei Nöthe zielstrebiger. Die Wahl der Rückennummer beweist das.