Ein Kommentar von Carsten Harms

Die Erleichterung über den gesicherten Klassenverbleib und die Emotionen um den Abschied der Idole Florian Bruns und Marius Ebbers waren am Sonntag groß beim FC St. Pauli. Und alle waren sich einig, dass es eine Saison mit so großer und lang anhaltender Abstiegsangst nie wieder geben soll. Dafür ist es allerdings dringend notwendig, dass die Verantwortlichen, allen voran Sportchef Rachid Azzouzi, die richtigen Schlüsse aus der aktuellen Spielzeit ziehen. Die Mannschaft hatte schlicht nicht die notwendige Qualität, um in der Zweiten Liga im oberen Mittelfeld mitzuspielen, wie es das ursprüngliche Saisonziel war und angesichts der sehr guten Grundvoraussetzungen auch sein musste.

Es wäre ein schwerer Fehler, sich an den wenigen guten Spielen, wie es auch das 5:1 am Sonntag gegen den Bundesliga-Aufsteiger Braunschweig war, zu ergötzen und für den künftigen Normalfall zu halten. Tatsache ist nämlich auch, dass St. Pauli gegen die fünf letztplatzierten Clubs jeweils eine niederschmetternde Niederlage einstecken musste. Der Verlust des offensiven Leistungsträgers Max Kruse konnte entgegen allen Hoffnungen nie kompensiert werden. Jetzt droht durch den Abgang von Torjäger Daniel Ginczek eine vergleichbare Situation. Nur ein einziges Mal gewann St. Pauli, wenn Ginczek kein Tor erzielte. Und die Entscheidung, sich von St.-Pauli-Urgesteinen wie Bruns und Ebbers zu trennen, ist nur dann richtig, wenn als Ersatz Spieler geholt werden, deren wichtigstes Qualitätsmerkmal nicht ihr geringeres Alter, sondern die höhere fußballerische Qualität ist.